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Epiphanias 1932
von Nathanael Rösler

LeerAls Paulus missionierend gen Westen zog, da hatte er nichts als seine Botschaft und hinter sich eine Kirche, in deren Dienst er Rettung vor dem drohenden Weltverderben bringen wollte. Die Missionare, die heute in den Osten oder Süden ziehen, sind belastet mit dem Argwohn, daß sie als geheime Agenten der rivalisierenden Weltmächte kämen, die die Erde sich untertan machen wollten und es nur auf die Bodenschätze, nicht auf die Seelenrettung abgesehen hätten. Die Sendboten der heutigen Kirche werden abgelehnt, weil man dieser Kirche nicht traut. Sie gibt sich aus als Kirche Christi, aber sie hat einen Bund gemacht mit der Zivilisation. Wo man Christus sagt, meint man England. Wo man Friede sagt, meint man Demokratie, von der Fahne Amerikas beschattet. Auch wir deutschen Missionare der Vorkriegszeit waren bei aller ehrlichen Absicht, den Völkern das Evangelium zu bringen, doch immer wieder der Meinung, zugleich mit der Botschaft vom Himmelreich auch die uns sehr wertvoll erscheinenden Güter der westlichen Kulturwelt anbieten zu sollen.

LeerHeute ergeht das Gericht über diese Missionsarbeit. Wir spüren, daß es so nicht geht: nicht zuletzt an den Zuständen in der Heimat. „Während noch draußen die Mission die Götzendämmerung der Heidenwelt verkündigte, wurde daheim in Europa auf allen Gassen Christus totgesagt” (Paul Schütz, Zwischen Nil und Kaukasus). So kann es geschehen, daß die Dinge sich heute umkehren und die „Papuagemeinde” uns lehren muß, was Kirche sei. (Lies Christian Keyßers gleichnamiges Buch!)

LeerDarum feiern wir diesmal das Fest der Erscheinung Christi vor der Heidenwelt als Büßer. Wir kommen zn Christus um wieder zu lernen, Ihn zu verkündigen und nicht uns selbst. Aber gerade in dieser Stunde leuchtet der Glanz seiner Herrlichkeit neu auf, wie über den Weisen, die von Herodes kamen, über alle, die heute im Finstern wohnen.

Jahresbriefe des Berneuchener Kreises 1931/32, S. 17-18

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-01-16
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