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„Euch Brüder...”
von Walter Lotz

LeerManche Teilnehmer an unsern Gottesdiensten haben sich verschiedentlich an einer Wendung in den vorbereitenden Gebeten gestoßen. Dort sagt der Liturg „Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, und euch, Brüder...” Das klingt für den heutigen Sprachgebrauch zunächst hart, wenn vorwiegend oder vielleicht sogar nur Frauen an dem betreffenden Gottesdienst teilnehmen. Es kann leicht jemand auf den Gedanken kommen, hier werde eine Wendung gebraucht, die bei Feiern innerhalb der Michaelsbruderschaft wohl angebracht sei, nicht aber da, wo Männer und Frauen zugleich am Gottesdienst teilnehmen und also auch zugleich angeredet werden müßten. Nun sind aber tatsachlich mit den „Brüdern” keineswegs wir Männer gemeint, sondern ebenso auch Frauen.

LeerWo im Neuen Testament von den „Brüdern” die Rede ist, sind ja auch zugleich die Schwestern mitgemeint. Und die Liturgie der Kirche hat es immer so verstanden, daß die „fratres” die Männer und Frauen der Gemeinde sind. In der englischen Sprache gibt es dafür den Ausdruck „brethren”, womit nicht die leiblichen Brüder (brothers), sondern die geistlichen Geschwister beiderlei Geschlechts gemeint sind. Wir haben im Deutschen ein solch besonderes Wort nicht. Es ist daher wohl zu erwägen, ob wir nicht auch in der Liturgie - so wie es ja schon in der Predigt gelegentlich geschieht - „Brüder und Schwestern” sagen sollten. Aber solange eine solche Neuerung, die auch mancherlei Gründe gegen sich hat, nicht allgemein eingeführt ist. wollen wir den Ausdruck „Brüder” in der Liturgie in dem umfassenden Sinne verstehen und damit die geistlichen Geschwister angeredet wissen.

Evangelische Jahresbriefe 1948, S. 96-97

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-05-02
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