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Liturgische Fluchtversuche?
von Walter Uhsadel

LeerIn der „Jungen Kirche” (Nr. 10/11, 10. Juli 1950) gibt Udo Smidt einen schönen Bericht über seine Reiseerlebnisse in der Kirche von Schottland. Nur an einem Punkte mußten wir verwundert aufhorchen: „... Man hat keine Zeit für liturgische Reformen oder Fluchtversuche.” Udo Smidt scheint nichts von der großen liturgischen Reform gehört zu haben, über die Arthur Graf im Michaelisbrief gerade ausführlich berichtet hat. Er hat anscheinend auch die ungewöhnliche geistliche Amtstracht des Moderators, des Leiters der Kirche von Schottland, übersehen, die er und ich doch vor einigen Monaten noch beim Empfang des Moderators Dr. Duncan in Hamburg vor Augen hatten. (Ich möchte sie ihm freilich nicht zur Nachahmung empfehlen!) Das wäre immerhin nur Mißgeschick. Was aber sind - um von der Schottischen Kirche ganz abzusehen - liturgische Fluchtversuche? Ich blättre in dem (darf man's sagen?) liturgischen Gebetbuche der Gemeinde des Alten Bundes und der Christenheit, dem Psalter, und finde Psalm 71, Vers 3: „Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen möge, der du zugesagt hast, mir zu helfen; denn du bist mein Fels und meine Burg”. Ist das nun ein liturgischer Fluchtversuch? - Ich vermute, Udo Smidt hat sich versprochen. Er meinte: ästhetischer Fluchtversuch. Dann bin ich ganz auf seiner Seite und bitte ihn, zu helfen, daß z. B. der Ästhetizismus der üblichen „Christvespern” langsam (nur nicht rücksichtslos) abgebaut wird, in denen der „Geschmack” der Pastoren und Kantoren immer noch fette Weide hat. Wir brauchen nichts nötiger als Ordnungen des Gottesdienstes, in denen die Gemeinden wieder beten lernen. Die Kirche von Schottland hatte Zeit, sogar im Kriege, solche Ordnung zu schaffen.

Evangelische Jahresbriefe 1951, S. 39

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 15-11-24
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