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„Sieben Jahre Evangelische Akademie”
von Hans-Rudolf Müller-Schwefe

LeerWir stehen am Ende der Neuzeit. Wir müssen erkennen, was Platon noch ahnte und was durch Jesus Christus erst recht wahr geworden ist: Daß die Wahrheit aus der Begegnung mit Gott lebt und daß darum unsere Betroffenheit, unsere Armut, unsere Agonie im Raum der Wissenschaften uns vor die rechte Tür führt, ja, daß Gott uns bereits in der Krise sucht und jagt.

LeerSo ist im Namen „Evangelische Akademie” eine kühne Behauptung gewagt: Nicht, daß es evangelische Mathematik oder Jurisprudenz oder Technik geben könnte, sondern daß Anfang und Ende aller Wissenschaft in dem Evangelium, in der Ankunft und Zukunft Gottes zu dem Menschen selbst begründet und gerichtet sei. In dieser geistesgeschichtlichen Situation stehen die Evangelischen Akademien.

LeerWir ernten den Segen des Evangeliums in unserer Zeit nur, wenn wir der Krise als einem Gericht Gottes standhalten, das uns eine neue Welt bringen will. Nur wenn sie das Evangelium als die Botschaft, die die Welt in die Verwandlung hineinreißt, begreift und festhält, kann die Evangelische Akademie ihre Aufgabe erfüllen.

LeerIn der katholischen und anglikanischen Welt haben Orden die Kirche darum immer wieder erneuern können, weil ihnen in echter Stellvertretung Heilkräfte aus Gebet, Meditation und Forschung zuflossen, die sie dann durch Exercitien und Vorträge, durch Veröffentlichungen, aber auch in Repräsentation dem Leib der Kirche vermittelten. Haben hier die Akademien eine Verheißung? Oder pflanzt sich im evangelischen Raum Leben nur als Lehre fort, ja, seit der Aufklärung nur in der Form der Diskussion? Diese Frage reicht weit über die Zuständigkeit der Akademien hinaus. Aber sie wird an ihnen sichtbar.

Aus Zeitwende, Oktober 1952
Quatember 1953, S. 125

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-29
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