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Komm Heiliger Geist!
von Hans Carl von Haebler

LeerIn diesem Jahre, in dem Pfingsten nahe an den Johannistag heranrückt, liegt es nahe, dem Johannisfest ein pfingstliches Thema zu geben: Es handelt vom Heiligen Geist und von der Sprache. Die Sprache ist ein Geschenk des Heiligen Geistes, aber seit dem Turmbau von Babel ist sie vielzüngig geworden, und, da wir fortfahren an diesem Turm zu bauen, wird die Verwirrung immer größer. So ist die Sprache, in der sich Gottes Wirklichkeit für uns spiegeln sollte, zu einem Zerrspiegel geworden. Philosophen und Theologen bemühen sich, sie zu entzerren. Hinter Bonhoeffers Forderung einer nicht-religiösen Interpretation des Evangeliums und hinter Bultmanns Entmythologisierung stehen Sprachprobleme. Im vergangenen Jahre haben Männer wie Guardini, Weizsäcker und Heidegger Vorträge über die Sprache gehalten (Die Sprache. Verlag von R. Oldenbourg, München 1959). Eine Sprachtheologie ist demnächst von Rudolf Müller-Schwefe zu erwarten. Aber Sprachforschung und Sprache sind zweierlei. Gott hat uns die Sprache gegeben, damit er uns mit Seinem Heiligen Geist erfülle, und alles Nachdenken wird unser Gebet um diesen, Seinen Heiligen Geist nicht ersetzen. Wir aber mißbrauchen diese Gabe, um uns wichtig zu machen oder zu tarnen, um zu überreden und zu verleumden, um uns von der Kreatur abzusondern und miteinander zu streiten. Wir mißbrauchen die Sprache schon, indem wir willkürlich, lieblos und liederlich mit ihr umgehen.

LeerNehmen wir uns ein Beispiel an Johannes dem Täufer und lesen wir im Evangelium nach, wie er hinter seinen Worten zurücktritt, wie kein unnützes Wort aus seinem Munde geht und wie infolgedessen auch jedes Wort Gewicht hat!

Quatember 1960, S. 144

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 16-01-09
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