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Rückblick, Überblick, Ausblick
von Hans Carl von Haebler

LeerIm Ruckblick auf den 26. Jahrgang, der mit diesem Heft seinen Abschluß findet, müssen wir feststellen, daß wir unser Pensum nicht erfüllt haben. Das Generalthema unserer Hauptbeiträge: „Was ist der Mensch?” konnte nur eben angesteuert werden. So ist die Frage nach den Grenzen, die dem Menschen gesteckt sind, und ebenso die Frage, was es bedeutet, daß der Mensch als Mann und Frau geschaffen wurde, noch nicht erschöpfend behandelt worden. Dies soll unter Berücksichtigung der Zuschriften, die wir bis in die letzte Zeit hinein erhielten, im kommenden Jahr nachgeholt werden.

LeerDiesmal hat Oskar Planck mit seinen Gedanken über das Altern einen wesentlichen Beitrag zu unserem Jahresthema geliefert - einen Beitrag, der auch den jugendlichen Leser angeht. Es ist der Jugend ja gewiß nicht mit der oft wiederholten, deshalb aber nicht weniger geistlosen Behauptung gedient, daß ihr die Zukunft gehört. Was auf uns zukommt, ist das Alter, und wir sollten in ihm nicht eine Zeit des Verfallens und Überflüssig-Werdens sehen, sondern die Zeit, in der sich unser irdisches Dasein erfüllt.

Dedo Müllers Bonhoeffer-Aufsatz scheint rein theologischer Art zu sein und eher in eine Fachzeitschrift zu gehören. Doch wird es dem Leser nicht entgehen, daß Theologie und Martyrie im Vollsinn des Wortes hier untrennbar miteinander verbunden sind und daß diese Theologie ihren Sitz im Leben hat. Es ist deshalb kein Zufall, daß die Beschäftigung mit Bonhoeffers Gedankengängen gerade den Brüdern im Osten unseres Vaterlandes wichtig geworden ist. Grund genug, daß wir daran teilnehmen, uns in ihre Problematik hineinzudenken suchen und daraus für uns lernen.

LeerHerbert Goltzen würdigt das große Werk der Übersetzung des Alten Testaments durch Martin Buber, das soeben mit den „Schriftwerken” abgeschlossen wurde, und gewährt uns einen Einblick in die ungeheuren Schwierigkeiten des Übersetzers, von denen man wissen muß, um nicht am Wortlaut unserer Bibeln kleben zu bleiben und einer falschen Bibelgläubigkeit zu verfallen: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.” Gegen einen solchen Biblizismus, aber auch gegen eine ehrfurchtslose und dem Zeitgeist hörige Kritik wendet sich Wilhelm Stählin in zwei kleinen Abschnitten „Wider Schwärmerei und Biblizismus”.

LeerAus den Berichten sei die Schilderung der Kirchweihe in Taizé hervorgehoben, die unseren ökumenischen Hoffnungen einen starken Auftrieb gegeben hat; aus den Büchern die große, grundlegende Arbeit von Hans Dombois über „Das Recht der Gnade”.

LeerAllen Mitarbeitern an diesem Jahrgang danken wir herzlich, auch für das Verständnis das sie dem Schriftleiter entgegenbrachten, wenn er aus Raummangel oder im Hinblick auf die Leserschaft Kürzungen oder kleine Veränderungen vornahm. Daß wir eine Reihe von Aufsätzen erhielten, zu denen wir nicht aufgefordert hatten, scheint uns ein erfreuliches Anzeichen für das wachsende Interesse an unserer Zeitschrift zu sein. Wir danken auch den vielen Lesern, die zustimmend und kritisierend mitgeholfen haben, Quatember zu gestalten; und ebenso denen, die für unsere Zeitschrift geworben und denen, die ihr trotz mancher Mängel die Treue gehalten haben. Es wird unser Bestreben sein, diese Mängel abzustellen, nicht gelehrter und komplizierter zu schreiben als unbedingt erforderlich (!), Theologisches und Welthaftes richtig zu dosieren und aufeinander zu beziehen, kurzum, was uns wissenswert und hilfreich erscheint, in einer Form anzubieten, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet - wobei das Nützliche freilich nicht immer angenehm sein kann.

Quatember 1962, S. 192

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-05
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