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Paramentik heute
von Walter Lotz

LeerIn der Monatsschrift für Pastoraltheologie (Juli 1962, Seite 295 ff.) beschäftigt sich Friedrich Buchholz mit dem Thema „Paramentik heute”. Was er über die liturgische Gewandung schreibt, verdient um so mehr Beachtung, als er ja wirklich nicht verdächtigt werden kann, uns „Berneuchenern” nahezustehen. Hören wir also:

Leer„Es muß auch einmal ausgesprochen werden, daß es auch mit der Amtstracht unserer Pastoren am Ende ist. Der im deutschen Sprachbereich überwiegend verwendete Talar, der eine längere, hier nicht zu erörternde Geschichte hinter sich hat, basiert heute als Gewand auf dem preußischen Biedermeierschnittmuster, das sowohl vom Gesichtspunkt des Kostüms her wie im Blick auf den praktischen Gebrauch kein gutes Schnittmuster genannt werden kann. Zum unguten Schnittmuster gesellt sich die ungute Farbe, dieses Schwarz, von dem heute noch niemand weiß, ob es nun wirklich Farbe oder ob es die Negierung der Farbe ist. Daß Schwarz von der frühbarocken spanischen Hoftracht her Fest-‚farbe’ war (freilich in Samt und Seide), das ist heute unwirksam geworden. Unser heutiges Schwarz wirkt trübselig und wird durch die wiederum etwas sonderbaren Beffchen (diese ‚geistliche Krawatte’) nicht fröhlicher. Wissen wir eigentlich, daß wir mit diesem Kultus des Schwarz nicht etwa die Reformation unterstreichen, sondern nur die Aufklärung?

LeerDamit soll keineswegs dazu aufgefordert werden, neue Amtstrachten aus dem reichen Arsenal der Geschichte der Kirche hervorzuholen. Nur auf drei Dinge sei hier aufmerksam gemacht: Einmal ist das Problem einer Amtstracht nicht eine Frage nach Sakralität oder Klerikalismus, allerdings auch nicht eine Frage, in der sich eine Synode etwas „ausdenken” könnte, sondern die ganz irdische und profane Frage nach dem rechten Kostüm. Zum andern wird das Schwarz weichen müssen, denn es ist nun einfach Angst vor der Farbe; wir aber werden ‚unverzagt und ohne Grauen’ die Farbe in den Gottesdienst wieder hereinholen dürfen, nicht nur mit Blumensträußen oder (vom schwarzen Pastor verdeckten) Antependien, sondern mit einer die Farbe (nicht sogleich die liturgischen Farben!) bejahenden Gewandung der Diener. Und damit zum dritten: aller Diener. Warum sollen nicht auch all die anderen Diener im Gottesdienst, die da etwas zu tun bekommen, um ihres Dienstes willen ein ansprechendes Gewand tragen?

LeerDieses Problem der Amtstracht ist ein Ausschnitt aus der großen Frage, ob wir in der Kirche überhaupt noch verstehen, was Feier ist. - ‚An ihren Feiern sollt ihr sie erkennen’, hat Götz Harbsmeier darum mit Recht gelehrt.”

Quatember 1963, S. 46-47

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-13
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