Zum erstenmal allein im hohen Chor.
Die Einsamkeit rauscht leise an mein Ohr.
Nichts regt sich; meine Hand berührt das Blatt,
das sie zur Andacht aufgeschlagen hat.
Das erste zage Wort durchbricht die Stille,
reißt andre Worte nach; nicht mehr mein Wille
lenkt meine Lippen; tiefer quillt der Ton
aus meinem Herzen, und ich werde schon
wie eine Harfe, die im Winde bebt.
Fremd löst die eigne Stimme sich vom Munde.
Was sie erfüllt, gehört nicht dieser Stunde,
nicht diesem Raume mehr; denn in ihr lebt
ein ferner Ton aus ungemessnen Weiten
wie eine Stimme über allen Zeiten.
Quatember 1964, S. 99
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