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von Hans Carl von Haebler |
Im allgemeinen müssen wir die Berichterstattung über ökumenische Ereignisse der Tagespresse und den Fachzeitschriften überlassen, die diese Aufgabe schneller und gründlicher erfüllen können. Was uns aber besonders interessiert, soll in Zukunft unter der Überschrift zusammengefaßt werden, die wir diesem Artikel gegeben haben. Ein unbewältigtes Problem stellt freilich noch die bei den Methodisten mögliche Sakramentsverwaltung durch Laien dar. Den Methodisten ihrerseits erscheint die episkopale Ordnung nur annehmbar, wenn sie nicht als Wesensmerkmal der Kirche verstanden wird. Die Empfehlungen des Ausschusses, die gegen die Stimmen von vier Methodisten zustande kamen, haben in der Presse viel Zustimmung, aber auch viel Widerspruch gefunden. Es wird viel Geduld und gegenseitiges Verständnis nötig sein, um die Kluft zu überbrücken, die der Vater der Methodisten, John Wesley, bestimmt nicht gewollt hat; schrieb er doch noch kurz vor seinem Tode: „Die Methodisten sind im großen und ganzen Glieder der Kirche von England; sie halten alle ihre Lehren fest, besuchen ihren Gottesdienst und nehmen teil an ihren Sakramenten.” Der Verfasser, der sich gegen die Vorstellung eines Gottes in der Höhe wendet, zeige andererseits eine naive Vorliebe für die Tiefe, die seiner Meinung nach dem modernen Interesse für die Tiefenpsychologie entgegenkomme, aber doch ein ebenso räumliches Bild sei. In einem Fernseh-Interview meinte der Erzbischof von Canterbury, Dr. Robinson tue gut daran, für Leute außerhalb der Kirche nach neuen Gottesvorstellungen Umschau zu halten, doch beginne sein Buch mit einer groben Irreführung: „Es stellt wirklich eine Karikatur der geläufigen christlichen Gottesvorstellung dar. Wenn der Christ von Gott spricht als von dem, der da droben oder der jenseits ist, so meint er ja nicht buchstäblich, daß Gott sich an einem Ort jenseits des strahlend blauen Himmels befindet. Er drückt die Tatsache, daß Gott über alles ist, nur in der Sprache des Dichters aus, der einzigen Sprache, die uns dafür zu Gebote steht.” Dr. Mascall, Professor für Kirchengeschichte an der Universität London, führt das Buch eines jungen Dozenten (Harry Blamires, The Christian Mind) an, der das Heilmittel nicht darin sieht, daß wir den säkularen Humanismus nach Art Dr. Robinsons unterbieten, sondern, daß wir wieder lernen, christlich zu denken und uns „supra-natural zu orientieren”, und zwar nicht in Abkehr von unserer Welt und unserem Alltag, sondern um ihretwillen. Das Gebet, mit dem die Sessionen jeden Morgen beginnen, die Messe vom Heiligen Geist, war für mich tatsächlich immer jener Augenblick, wo ich, den Heiligen Geist mit allen Konzilsvätern anrufend, aufs neue die Gelöstheit und die Kraft und jene innere Gewißheit geschenkt bekam, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen. Ein ‚neues Pfingstfest’ kündigt sich an. Wir sind an Abgründen entlang gegangen, wir sahen die Gefahr vor uns, daß das Konzil in eine Sackgasse geriet. Und siehe da! jedesmal hat es den einzig möglichen Wegeingeschlagen. Zweifellos hat sich in den zwei Konzilsmonaten ein Gesinnungswechselvollzogen, den eine jahrelange Entwicklung ohne Konzil kaum zustande gebracht hätte.” Die Presse, so meint der Prior, legt das, was vom Konzil durchsickert, schlecht aus, wenn sie die Vorstellung erweckt, als führten die starken Strömungen, die sich zeigen, zu Blockbildungen. Die Auseinandersetzung, die so nötig ist und die Papst Johannes XXIII. kommen sah und herbeiführte, spielt sich ja innerhalb der katholischen Familie in einer gewissen Vertraulichkeit ab. Der große Ernst aller, die Kontakte, die man außerhalb der Sessionen aufnimmt, um zu einer Verständigung zu gelangen, das allen gemeinsame ökumenische Anliegen sind das Unterpfand einer Hoffnung, die nicht enttäuscht werden darf. Quatember 1963, S. 131-132 |
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