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Meditation bei Ambrosius
von Wilhelm Stählin

LeerAus einem Aufsatz, den der Prior von Maria Laach, Pater Dr. Emanuel von Severus, OSB, in der (überaus reichhaltigen) Festschrift zum 70. Geburtstag von Professor P. Thomas Michels, OSB (Perennitas, Verlag Aschendorff, Münster 1963), über die Bedeutung der Wörter meditari und meditatio beim Kirchenlehrer Ambrosius veröffentlicht hat (Den Titel dieses Aufsatzes bildet ein Vers von Vergil „Silvestrem tenui musam meditaris avena” zu deutsch etwa „Mit sanfter Flöte übst Du ländliche Muse”), entnehme ich. einen Hinweis, der wahrscheinlich auch für unsere Bemühungen um Meditation und, was damit zusammenhängt, bedeutsam ist. Es handelt sich um die Frage, ob Ambrosius meditari auch im engsten Sinn der römischen Militärsprache verwendet: „Der ausgeprägt militärische Sinn des Meditierens im Sinn von Einüben, Trainieren und Exerzieren” begegnet uns in der Tat bei Ambrosius, so daß für ihn die meditatio zugleich „jenen Grenzbereich kennzeichnet, in dem der Mensch von der Lesung des Schriftwortes zu seiner Verwirklichung in der Tat schreitet”. Ja, er kann die Lesung der Schrift als das Öl bezeichnen, mit dem der Athlet sich vor dem Wettkampf salbt. Es wäre nützlich, wenn wir bei der Verwendung des so vieldeutigen und so häufig entleerten Wortes Meditation auch dieses mitbedenken wollten, daß die Väter der alten Kirche darunter die ständige Einübung in der Liebe Gottes und den praktischen Vollzug des Gehorsams verstanden haben. Es scheint mir damit zusammenzuhängen, oder jedenfalls dazu zu passen, daß für den praktischen Engländer die meditation immer in einen Akt, eine Tätigkeit irgendwelcher Art mündet, und diese doppelte Erinnerung könnte uns davor bewahren, Meditation als eine Art geistlichen Sportes ohne praktische Verpflichtung zu betreiben.

Quatember 1964, S. 143-144

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-11-29
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