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Aus Kirchberg
Evangelische Kommunitäten trafen sich in Kirchberg
von Hans Carl von Haebler

LeerIm Johannisheft 1970 berichtete Hartmut Löwe über die Begegnung der evangelischen Kommunitäten, Bruder- und Schwesternschaften, die im Dezember 1969 in Imshausen stattfand. Für die Tage vom 6. bis 8. November vergangenen Jahres (1970) hatte die Evangelische Michaelsbruderschaft nach Kirchberg eingeladen. 54 Gäste waren diesmal zusammengekommen, nicht weniger als 20 Gruppen vertreten. Wir gebrauchen den Ausdruck „Gruppen”, weil es sich um sehr verschiedene Gebilde handelte, von den eigentlichen Kommunitäten, die sich zu gemeinsamem Leben zusammengetan haben und für besondere Aufgaben berufen wissen, bis hin zu dem mehr oder weniger lockeren Zusammenschluß von Christen, die für ihr persönliches Leben und für die Arbeit in ihren Gemeinden einen Rückhalt suchen. Der Unterschied war spürbar und kam auch zur Sprache. Es gibt eben keine christliche Einheitsuniform und keinen Einheitsdienst. Nur wem es an Fantasie fehlt und wer die Vorstellung hat, ein guter Christ müßte einem Ordensmann möglichst nahekommen und ein Ordensmann wiederum müßte erst recht tun, was allen Christen aufgetragen ist, wird versuchen, diese Gruppen unter einen Nenner zu bringen und das Modell eines Einheitschristen zu entwerfen. Wie im Wirtschaftsleben, gibt es auch im Leben der Kirche eine Arbeitsteilung, die freilich nicht auf ökonomischen Erwägungen beruht, sondern auf der Stellvertretung, die wir uns gegenseitig schuldig sind.

LeerIn seinem Referat über „Das eine Amt Christi in der Vielfalt der Dienste” sah Pfarrer Dr. Jürgen Boeckh, Berlin (EMB), eine Aufgabe der Kommunitäten darin, zu zeigen, daß Autorität auf Grund der Sendung durch Christus nicht autoritative Herrschaft bedeutet und daß Indienstnahme der verschiedenen menschlichen Gaben durch den Heiligen Geist zur Auferbauung des Leibes Christi im kleinen und großen notwendig ist. Abweichend vom heutigen Sprachgebrauch meinen Amt und Dienst in der Kirche dasselbe. Boeckh sprach in Anlehnung an ein von Luther gebrauchtes Bild von den drei Mauern, die niedergerissen werden müssen, um dem Amt in der Kirche seine biblische Bedeutung zurückzugeben: der Isolierung von der Gemeinde, dem beamtenrechtlichen Verständnis des Amtes und seiner Abhängigkeit von einer akademischen Qualifikation.

LeerDer Appell, den der Direktor des Diakonischen Werks der EKD Hans Christoph von Hase in seinem Vortrag „Der Dienst des Volkes Gottes und unsere Diakonie” an die Kommunitäten richtete, sie möchten diesem Werk Mitarbeiter zuführen, wurde kritisch aufgenommen. Kommunitäten, die sich zu einem besonderen Dienst berufen wissen, lassen sich eben nicht in Hilfstruppen der kirchlichen Diakonie „umfunktionieren”. Sie sind selber Mittelpunkte geistlichen und dienenden Lebens und haben auf Grund dieser Berufung für die Zukunft der Kirche ihre eigene Bedeutung. Daß die Evangelische Michaelsbruderschaft keine Kommunität ist, wenn sie auch verschiedenen Kommunitäten Anregungen und Hilfen gegeben hat, wissen unsere Leser. Aber als eine Gruppe, die zusammen mit dem Berneuchener Dienst dem modernen Nomaden eine kirchliche Heimat geben und für künftige, nicht mehr ortsgebundene Gemeinden ein Modell anbieten könnte, ist sie den Kommunitäten doch benachbart und verpflichtet.

LeerWertvoll war der Nachrichten- und Erfahrungsaustausch. Was Bruder Hans, Imshausen, von dem Kongreß der Benediktiner-Äbte im römischen Kloster S. Anselmo erzählte, hat er in einem Bericht zusammengefaßt, den der Leser in diesem Hefte findet.

LeerDie Zeit dürfte dafür reif sein, daß man auch Gäste aus den römischen Orden zu solchen Begegnungen einlädt. Man sollte sich dann mit einem zentralen Referat begnügen, das eine gründliche und vertiefende Aussprache erlauben und mehr Zeit für den Erfahrungsaustausch lassen würde.

Quatember 1971, S. 76

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-07
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