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von Werner Degen |
Im Jahr 1957 kamen einige Jungen und Mädchen, bis dahin in der evangelischen Jugend zum Teil führend tätig, zu ihrem früheren Jugendpastor und baten ihn, er möchte ihnen dazu helfen, ein verbindlicheres Leben als Christen zu führen. Das Leben in der Gemeinde-Jugend hatte von ihnen zu wenig verlangt. Nach einem halben Jahr des Zuwartens fuhr dieser kleine Kreis am Trinitatissonntag des folgenden Jahres hinaus, um sich in zwei stillen Tagen auf eine Regel zu besinnen. Sie wurde in diesen Tagen aufgesetzt, und die jungen Menschen verpflichteten sich, nach ihr zu leben. Sie forderte tägliche Schriftlesung, tägliches Gebet, Seelsorge aneinander, die Teilnahme an den monatlichen Zusammenkünften wie dem jährlichen Einkehrfest, ein Opfer und Verschwiegenheit. Bald baten zwei verlobte Paare an dem Leben dieser kleinen Bruderschaft teilnehmen zu dürfen. Ein Jahr wurde gebraucht, um Klarheit zu gewinnen, ob diesen Wünschen entsprochen werden sollte. Dann war man gewiß, daß man gemeinsam weitergehen sollte. Damit war man auf dem Wege zu einer Familie, zu der Schwestern und Brüder gehören, unverheiratete und verheiratete. Einige Jahre später wurde der Name „Familie vom Kreuz” für die bisherige Bruderschaft gewählt im Gedenken an die Worte unseres Herrn, der vom Kreuz herab seine Mutter und seinen Jünger zu einer geistlichen Familie verband. Das Leben einer benediktinischen Klosterfamilie, das der geistliche Vater der Familie vom Kreuz durch viele Besuche in einer Abtei kennengelernt hatte, gab Anlaß, eine ausführlichere Regel für das Leben der Familie aufzustellen. Entsprechend der benediktinischen Discretio (= Unterscheidungsvermögen) bleibt es ein wesentliches Anliegen, den Geschwistern der Familie dazu zu helfen, daß ein jeder in seinem Stand und seinem Beruf als Christ zu leben vermag. Dem dient alles, was das Leben der Familie ausmacht. Das Gebet im Anschluß an das kirchliche Stundengebet soll Rückgrat des Lebens der Familie sein. Die regelmäßige Feier des Heiligen Mahles, häufig auch als Tischmesse in den Häusern der Geschwister, ist selbstverständlich. Auf den Familientagen, einmal in jedem Monat, wird zumeist ein biblisches Thema behandelt, werden aber auch im Familienrat die Angelegenheiten der Familie und der Geschwister besprochen. Im Frühjahr feiern wir ein fröhliches Familien fest, an dem auch die Kinder der Geschwister teilnehmen und zu dem wir uns befreundete Familien mit ihren Kindern einladen. Das Einkehrfest - es umfaßt immer vier Tage - mit der Rechenschaft eines jeden vor dem Kreis der Geschwister verbunden, gibt Gelegenheit zu stiller und einkehrender theologischer Arbeit. Die Verantwortung der Geschwister füreinander wird darin sichtbar, daß ein jeder einen Helfer hat. Quatember 1974, S. 107-108 |
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