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Wochenanfang
von Walter Lotz

LeerDa in unserm Land nur noch wenigen Juden leben, ist es allmählich fast ganz aus dem Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt, daß der jüdische Sabbat auf den Samstag fällt, den siebten Tag der Woche. Entsprechend weiß man weithin nichts mehr davon, daß die Christenheit von Anfang an den ersten Tag der Woche als ihren Feiertag beging, als den Auferstehungstag, den Tag der wahren Sonne. Der Sonntag als erster Tag gibt jeder neuen Woche die Zusage mit auf den Weg, daß der Schöpfer, der mit der Erschaffung des Lichtes die alte Welt ins Leben rief, diese Welt neu schaffen will aus der Auferstehungskraft des Christuslichtes. Dieser innere Sinn unserer Wochenordnung ist wichtig und wirksam, auch wenn er nicht zu allen Zeiten allen bewußt ist. Wenn nun in den letzten Jahren in einer zunehmenden Zahl von Kalendern der Montag zum ersten Tag der Woche erhoben wurde, so ist dies ein alarmierendes Zeichen. Es lohnt sich darauf zu achten, den Gründen nachzugehen und bei Verlagen und in der Öffentlichkeit die Stimme dagegen zu erheben. In manchen Fällen mag Gedankenlosigkeit zugrunde liegen, in anderen liegt der Verdacht nahe, daß die bisherige christliche Wochenordnung bewußt ausgehöhlt und verändert werden soll.

LeerIn dem Maße in dem die Arbeitswoche auf fünf Tage beschränkt wird, könnten eigentlich die beiden alten Feiertagsanliegen in zwei Tagen zu ihrem Recht kommen: der Samstag als siebter Tag könnte immer mehr zum Tag des Ausruhens werden, zu einem Vorgeschmack der „ewgen Ruh in Gott, dem Herrn”; und der Sonntag als erster Tag könnte um so unbelasteter der Tag frohen Feierns sein, Vorschmack des neuen Himmels und der neuen Erde, die wir aus der Gotteskraft der Auferstehung erwarten. Aber den Montag zum ersten Tag zu machen - das bedeutet einen Eingriff, dem wir schon in den Anfängen wehren sollten. Sinn und Segen der alten Ordnung muß neu ins Bewußtsein gerückt werden, um gegen unbedachte oder böswillige Auflösung geschützt werden zu können.

Quatember 1974, S. 190-191

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-12-12
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