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Leserbriefe zu "Fortdauer der Realpräsenz"
von Jürgen Boeckh

LeerPater Beda Müller OSB, hat seinen Aufsatz „Fortdauer der Realpräsenz” im 3. Heft des letzten Jahrgangs ausdrücklich der Evangelischen Michaelsbruderschaft zu ihrem 50jährigen Jubiläum gewidmet. Dieser Aufsatz ist eine Anfrage an uns, die eine ausführliche Antwort verdient. Sie soll im nächsten Heft gegeben werden. Allerdings zunächst nicht als Stellungnahme der Bruderschaft, sondern als Antwort eines einzelnen aus der Bruderschaft.

LeerAuch der Aufsatz „Prozession und Demonstration”, den Walter Lotz für dieses Heft beigesteuert hat, berührt das von P. Beda aufgeworfene Thema. Darüber hinaus sollen hier bereits zwei kurze briefliche Äußerungen zur Frage des Tabernakels angeführt werden.

LeerJoachim Stoelzel, Leiter des „Hauses der Stille” am Kleinen Wannsee in Berlin, schreibt in seinem Rundbrief vom September 1981: „Unsere römisch-katholischen Schwestern und Brüder haben das gewandelte, nicht verzehrte Abendmahlsbrot im Tabernakel - dem Sakramentshäuschen mit dem ewigen Licht - als gegenwärtigen Christus. An Stelle des Tabernakels liegt bei uns die offene Bibel auf dem Altar als Zeichen des gegenwärtigen Wortes Gottes. Beide Kirchen wollen jeweils auf ihre Weise die Gegenwart Gottes anzeigen. Beide Formen halte ich nicht für sachgemäß, abgesehen davon, daß in unserer Kirche der Zug zum Sakrament und in der römischen der Zug zu Bibel und Predigt bis fast zur Gleichartigkeit sich verstärkten. Doch Brot soll gegessen, das Wort Gottes gelesen und verkündet, d. h. beide nicht statisch an einem erhöhten Ort ausgestellt werden, sozusagen als Demonstrationsobjekte.

LeerÜber das Tabernakel mehr zu sagen steht mir nicht zu. Die - oft ehrwürdig-alte, stockfleckige - Bibel auf dem Altar wird meist gar nicht benutzt, nicht vom Pfarrer, erst recht nicht vom Besucher der Kirche. Manchmal ist die Bibel nur angedeutet mit zwei Seiten, auf einem Klotz o. ä. aufgeklebt. So ist es sinnvoll, daß die Bibel auf dem Lesepult und auf der Kanzel liegt, da der Altar als Tisch des Herrn der Feier des Heiligen Mahles vorbehalten ist. Vom Lesepult bzw. von der Kanzel wird das Wort Gottes gelesen, aber eben meist vom Prediger oder Lektor. Im Kultraum, gleich welcher Art, sollte deshalb die Bibel so ausgelegt sein, daß jeder Eintretende sie unbefangen lesen kann, möglichst aufgeschlagen und mit einer Hilfe zum Verständnis, und zwar in der Nähe des Eingangs. Dort gegebenenfalls ein „ewiges Licht”, nicht rot, sondern weiß als Einladung zum Lesen.”

LeerKarl Frank nimmt in einem längeren Brief auch auf den Aufsatz von Beda Müller Bezug. Er tritt für eine „Ökumenische Messe” ein und schreibt: „In dieser gemeinsamen Messe könnte auch der Begriff des 'Meßopfers' neu definiert werden, so daß die eine Seite sich nicht von diesem Opferverständnis zu lösen brauchte, und die andere Seite bereit ist, eine neu gestaltete Form einer Danksagung für den Opfertod Jesu zu akzeptieren. Wein und Brot, das an Gestalten Übriggebliebene, müßte am Altar von den Zelebranten gegessen und getrunken werden, so entfiele auch der römisch-katholische Vorwurf, die evangelischen Pfarrer würfen Leib und Blut Christi 'in den Abguß'.

LeerDer Tabernakel hätte dann eben nur noch Bedeutung für rein römisch-katholische Meßfeiern und für die Monstranz, Krankenmesse und dergleichen. Das brauchte der Versöhnung am Altar nicht entgegenzustehen, denn einem evangelischen Christen würde dieses Verständnis und diese Praxis ja nicht abverlangt.”

Quatember 1982, S. 60-61


© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-29
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