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Vor 50 Jahren: Kämpfende Kirche
von Wilhelm Thomas

Leer„Michaeliszeit und Ende des Kirchenjahres 1933” ist das folgende Geleitwort des „Jahresbriefes des Berneuchener Kreises” überschrieben. ...

LeerNun müssen wir wirklich mit großem Ernst den Namen des Erzengels Michael über diese Zeit schreiben. Kampfzeit ist über die Kirche hereingebrochen. Wir denken dabei nicht eigentlich an die Kirchenpolitik. Was wir an der Kirchenpolitik diesen Sommer hindurch erlebt und erlitten haben, das war ja nur ein Vorspiel mit der immerhin schwerwiegenden Folge, daß wir heute Glieder einer völlig anderen Kirche sind als vor einem halben Jahr. Schäden, Widerstände gegen die Erneuerung der Kirche, Gefahren sind zum Teil ganz andere geworden als bisher. (Zum Teil sind auch längst überwunden geglaubte Erscheinungen der Vorkriegszeit wieder in den Vordergrund getreten). Nein, wir meinen die Kämpfe dieser Art nicht. Wir meinen den geistigen und Glaubenskampf, der um die Gültigkeit der Botschaft Christi für den deutschen Menschen in diesen Tagen erst entbrennt, das Ringen mit denen, die einen deutschen Glauben ohne Bindung an die biblische Offenbarung und den Christus des Neuen Testaments befürworten. Es ist der Kampf, von dem es uns immer schon unheimlich war, daß er nicht da war - und doch ein Kampf, vor dem wir zurückschrecken, weil wir wissen, wie schwach die Kirche - gerade durch die Erschütterungen dieser Monate - geworden ist.

LeerEs ist Michaeliszeit, und die Kirche wird kämpfende Kirche sein, oder sie wird nicht sein. Freilich kämpfende Kirche damit ist alles gesagt, was über die Andersartigkeit dieser Kämpfe gegenüber allen Kämpfen weltlicher Art gesagt werden muß. Aber wie in den Kämpfen des Krieges der gemeine Mann in vorderster Front steht und den Anprall des Feindes auffangen und den eigenen Angriff vortragen muß, so wird es auch in diesen Kämpfen der Kirche sein. Sie können nicht von einigen wenigen am Verhandlungstisch entschieden werden, sondern nur von der Schar derer, die allenthalben im Lande auf ihrem Posten stehen, und sei er noch so unscheinbar. Zu dem Dienst, der in einer solchen kämpfenden Kirche einem jeden zufallen wird, möchte dieser Brief ausrichten und bereiten helfen.

Quatember 1983, S. 174-175

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-04-09
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