Symbol   Quatember

Startseite
Inhalt
Inhalt 1983
Autoren
Themen
Stichworte

„Die großen Dome”
von Uwe Groon

LeerEdith Thomas wird der Autorin des Gedichtes „Die großen Dome” m. E. nicht gerecht. Hier handelt es sich doch um zutiefst subjektive Empfindungen der Frau Loohuus, um Empfindungen und Sehnsüchte, die noch hinter den genannten stehen. Es sollte also nicht primär die theologische und philologische „Elle” angelegt, sondern wohl eher behutsam deutend das eigentliche Anliegen aufgespürt werden.

LeerVielleicht interessiert es die Leser unserer Zeitschrift, was mir beim Lesen der Verse durch „Herz und Sinne” gegangen ist. Man hatte mich gebeten, meine Assoziationen den Lesern der Wilhelmshavener Kirchenzeitung „Kontakte” mitzuteilen, die meine Gedanken zusammen mit dem Gedicht veröffentlichte:

LeerIch muß sagen, daß die Verse von Maria Loohuus mich spontan angesprochen haben. Ich spürte: „Hier ist jemand, der so empfindet wie du.” Zugegeben, es müssen nicht unbedingt die großen gotischen Dome sein, es könnte auch eine kleine romanische Dorfkirche sein - vielleicht solch eine, wie jene im französischen Taizé, die mir in lieber Erinnerung ist.

LeerJa, ist es nicht in der Tat so, daß die Botschaft der Kirche vom menschgewordenen Retter-Gott für uns schon vielfach zu selbstverständlich geworden ist? - Kanzelrede, die - gut protestantisch - eben dazugehört?! Lutherisch wohlgeordnet in „Gesetz und Evangelium”; mal mehr, mal weniger politisch oder sozial relevant! Doch: „...das Wunder aber sitzt im Turm und friert.” Wo spüren wir da etwas vom Wunder, vom Geheimnis, von der all unser Verstehen übersteigenden Großtat Gottes?

LeerKönnen wir noch stille werden in unseren Kirchen, uns in dieses Geheimnis hineinversenken, anbetend, verehrend...? Auch nur 'mal so - zwischendurch im Alltag? Oft nehmen uns schon die verschlossenen Türen von vornherein die Möglichkeit. Wie anders ist es da schon in einem orthodoxen, in einem römisch-katholischen Gotteshaus, oder eben auch in Taizé! Tröstlich der Blick auf die kleine Flamme eines „ewigen Lichtes”, das an die verborgene Gegenwart des Auferstandenen in seiner Kirche erinnern will.

LeerWir sollten diese Zeichen und Hilfen nicht gering achten! Der Mensch ist mehr als Kopf, mehr als Verstand - er ist auch und vor allem Gemüt. Gefühl und alle Sinne wollen spüren, wollen miterleben, wollen ergriffen werden.

LeerEs ist sicherlich nicht nur Zufall oder nur „oberflächliches” Hängen an „sekundären” Äußerlichkeiten, wenn weihnachtliche Spätgottesdienste und Osternachtfeiern mit ihrer Fülle an Symbolhaftem zunehmend stärker besucht werden.

Quatember 1983, S. 252

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-04-09
Haftungsausschluss
TOP