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Klausurtagung in Gnadenthal
von Claus Kemper

LeerVom 3. bis 6. Juli 1985 kamen Brüder aus dem Theologischen und dem Ökumenischen Arbeitskreis der Bruderschaft und Vertreter des Berneuchener Dienstes zu einer gemeinsamen Sitzung im „Haus der Stille” der Jesus-Bruderschaft in Gnadenthal zusammen. Die Jesus-Bruderschaft und ihr Haus in Gnadenthal stehen auf der wöchentlichen Fürbittliste der Michaelsbruderschaft, aber die tatsächlichen Kontakte sind doch selten; von den Brüdern der beiden Arbeitskreise kannte nur einer Gnadenthal von einem früheren Aufenthalt. Dabei bietet Gnadenthal in seiner Abgeschiedenheit eine nahezu ideale Möglichkeit für intensive Arbeit kleinerer Gruppen. Die Aufnahme und Betreuung durch die Schwestern und Brüder der Jesus-Bruderschaft war überaus herzlich, Unterkunft und Tagungsmöglichkeit sind wirklich gut, und die reizvolle Umgebung bietet die Möglichkeit zu wahrhafter Entspannung in Arbeitspausen.

LeerEbenso herzlich, wie man uns in den äußerlichen Dingen aufnahm, nahmen Schwestern und Brüder uns in das gottesdienstliche Leben ihrer Gemeinschaft auf. Am Donnerstag feierten alle gemeinsam die Eucharistie nach der Weise der Michaelsbruderschaft, am Freitag und Samstag - weil gleichzeitig mit unserer Tagung ein „Stilles Wochenende” für andere Gäste stattfand - nach der Weise der Jesus-Bruderschaft. Mittagsgebete und Komplet konnten wir in einer zweiten Kapelle im „Haus der Stille” halten, zum Abendsegen fanden sich alle wieder zusammen. Selbstverständlich fügten wir uns auch bei den Mahlzeiten und im übrigen Tagesablauf dem Leben im Hause ein - Schweigen bei den Mahlzeiten und außerhalb der Tagungs- und Unterkunftsräume! Der erste Abend war für eine Begegnung mit den „Eltern” der Jesus-Bruderschaft, dem Ehepaar Bangel und dem für uns sorgenden Bruder Stephan und Schwester Elisabeth freigehalten worden. Wir erfuhren etwas über die kleinen Anfänge in Ludwigshafen und über die Ausdehnung der Arbeit seit 1969 in Gnadenthal selbst und in Außenstationen an anderen Orten in der Bundesrepublik und im Ausland.

LeerDie Tagesordnung, die die beiden Arbeitskreise sich vorgenommen hatten, war umfangreich. Einige Punkte seien ausführlicher berichtet. Unter dem 10. Dezember 1984 hatte die Evangelische Michaelsbruderschaft ihre Stellungnahme zu den Konvergenzdokumenten von Lima bekanntgemacht und ihre Konvente gebeten, für die Weitergabe an protestantische und katholische Kirchenleitungen und ökumenische Arbeitsstellen zu sorgen. Bis zum Zeitpunkt unserer Sitzung waren beim Ökumenischen Sekretär Antworten von sechs evangelischen Kirchenleitungen, neun katholischen Diözesen und zwei ökumenischen Stellen eingetroffen. Ein Teil von ihnen waren lediglich dankende Eingangsbestätigungen. Bei den ausführlichen Antworten bestätigte sich die für den deutschen Bereich allgemein bemerkbare Tendenz: weitgehende Zustimmung bezüglich des Tauf- und des Eucharistiedokuments (bei einigen wenigen Rückfragen im einzelnen), der Schwerpunkt zukünftiger Diskussion aber wird bei der Diskussion über das Amt liegen.

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LeerIm Verlauf der Aussprache wurden Anregungen zur Weiterarbeit an Einzelfragen gegeben:
  • In bezug auf die Taufe: Sicherstellung einer Taufpraxis, die nicht zu Zweifeln an der Gültigkeit vollzogener Taufen Anlaß gibt (z. B. trinitarischer Bezug der Taufe; angemessener Gebrauch des Wassers; aber auch die Frage nach den Grenzen, jenseits derer eine Taufe nicht mehr anerkannt werden kann).
  • Das Verhältnis von Taufe und Konfirmation in all seinen Aspekten (z. B. Notwendigkeit und Problematik des öffentlichen Bekenntnisses; Taufe - Konfirmation - Mitgliedschaft in der Kirche; der lebenslange Katechumenat).
  • In bezug auf das Abendmahl: Fragen hinsichtlich der Austeilung der Elemente nach abgeschlossener Abendmahlsfeier an Kranke und andere aus zwingenden Gründen Abwesende;
  • damit im Zusammenhang Fragen hin sichtlich einer mehrmals vollzogenen Kommunion durch den Zelebranten oder andere, die die Elemente zu den betreffenden Kommunikanten bringen.
  • Fragen nach der Gestaltung solcher Handlungen im Anschluß an Abendmahlsfeiern (Erarbeitung eines agendarischen Entwurfs?).
  • In bezug auf das Amt: Hier herrscht Einverständnis darüber, daß ein Beitrag zu einem unseren kirchlichen Verhältnissen angemessenen Verständnis des Diakonenamtes geleistet werden sollte.
LeerDen größten Teil unserer Arbeitszeit nahmen die Überlegungen zur Vorbereitung des 15. Kirchberger Gesprächs in Anspruch. Hier in Kürze die Ergebnisse:

LeerDas 15. Kirchberger Gespräch soll vom 9. bis 13. April 1986 in Kirchberg stattfinden. Die Überlegungen zum Thema wurden mit den vom Rat der Bruderschaft erbetenen Erwägungen zum neuen Jahresthema 1985/86/87 verbunden: Was heißt den apostolischen Glauben heute bekennen? Bewußt soll die Thematik des Gesprächs von 1984 in bezug auf das Bekenntnis/Bekennen in unserer Gegenwart fortgeführt und damit auch ein fortgesetzter Beitrag zur Studie des Ökumenischen Rates der Kirchen über den apostolischen Glauben geleistet werden.

LeerDer äußere Verlauf des Gesprächs soll in der Form der vergangenen Jahre geplant werden. Die Referenten und die Teilnehmer sollen wieder aus möglichst vielen Kirchen und Traditionen eingeladen werden. Die Teilnehmerzahl wird auf vierzig begrenzt.

LeerIm Zusammenhang mit der Vorbereitung des 15. Kirchberger Gesprächs bestand Einigkeit darüber, die in den vergangenen Jahren bewährte Zusammenarbeit des Ökumenischen und des Theologischen Arbeitskreises auch in Zukunft fortzusetzen. Die wachsende gegenseitige Verflechtung der ökumenischen Einzelprobleme wird es aber darüber hinaus als wünschenswert erscheinen lassen, auch mit den übrigen Arbeitskreisen der Bruderschaft Kontakte zu pflegen, wie es eine bestimmte Thematik erfordern mag.

LeerEin weiterer wichtiger Gesprächsgegenstand war die Information über die Arbeit am neuen Tagzeitenbuch, die uns Bruder Alexander Völker gab. Im Miteinander von Information und praktischen Beispielen im Mittagsgebet am Freitag wurde daraus (jedenfalls nach Meinung des Berichterstatters) eine veritable „Theologie des Tagzeitenbuchs”. Bruder Völker verabschiedete im Auftrag des Rates in diesem Mittagsgebet auch den bisherigen ökumenischen Sekretär, Pfarrer Dr. Hans Mayr, und führte den Berichterstatter als seinen Nachfolger ein. Kurz berichtet wurde schließlich noch über die letzten Zusammenkünfte von Rat und Kapitel der Bruderschaft, soweit dies für die Weiterarbeit beider Arbeitskreise von Bedeutung sein konnte. Nicht alle vorgesehenen Tagesordnungspunkte konnten in der gewünschten Ausführlichkeit behandelt werden, aber es steht zu hoffen, daß beide Arbeitskreise in der Durchführung gemeinsamer Vorhaben und je einzelner Aufgaben zu Zeugnis und Leben der gesamten Evangelischen Michaelsbruderschaft ihren Beitrag werden leisten können.

Quatember 1985, S. 235-237

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-09-10
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