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Die Seckauer Klostergemeinschaft
von Stephan Dorner OSB

LeerKloster Seckau in der Steiermark, im Bezirk Knittelfeld, ist dem Konvent Österreich der Evangelischen Michaelsbruderschaft wohl bekannt durch die Feier des Michaelsfestes. Aber auch die Brüder in den anderen Konventen und alle Leser werden Interesse haben, einiges über dieses Kloster zu erfahren.

LeerDie Geschichte Seckaus beginnt im 12. Jahrhundert, als Adalram von Waldeck 1140 mit Zustimmung Erzbischof Konrads I. von Salzburg das Augustinerchorherrenstift Seckau gründete. 1164 erfolgte die Einweihung der romanischen Kirche durch den sel. Bischof Hartmann von Brixen. Für die weitere Entwicklung sollte die Errichtung eines Landesbistums mit Sitz in Seckau durch den Babenbergerherzog Leopold VI., der mit Gutheißung Papst Honorius III. handelte, überaus bedeutsam werden; damit war das Stift Sitz des Domkapitels geworden. Im Jahr 1782 mußte jedoch die Stätte, die durch 642 Jahre ein geistiges und religiöses Zentrum der Steiermark gewesen war, durch die allgemeine Klosteraufhebung unter Kaiser Josef II. verwaisen. Die Stiftsgebäude standen zunächst unter staatlicher Herrschaft, wurden aber 1823 durch die Vordernberger Radmeister-Kommunität (Alpine) erworben.

LeerDie Geschichte Seckaus als einer Benediktinerabtei fängt mit dem Jahr 1883 an: Zur Zeit des Kulturkampfes unter Reichskanzler Bismarck mußte die Beuroner Mönchsgemeinschaft das 1863 bezogene Kloster Beuron verlassen. Da sich die den Mönchen von Kaiser Franz Josef geschenkte Stiftung Emmaus in Prag gut entwickelte, mußte man schon 1883 an eine Neugründung denken. Auf Wunsch von Bischof Johannes Zwerger von Graz/ Seckau entschied man sich für eine Wiederbesiedlung Seckaus, wo am 8. September 1883 das feierliche Chorgebet der Mönche begann.

LeerDerzeit gehören dem Seckauer Konvent 28 Mönche an, davon sind 17 Priester. Was unsere monastischen Väter vor über 100 Jahren an diesem Ort begannen, bestimmt auf der Grundlage der Regel Benedikts auch unser heutiges Dasein und kann ihm allein Rechtfertigung geben: das Lob Gottes in der Feier der Liturgie und das Hören und Bedenken des göttlichen Wortes in der Lesung. Schließlich bedarf es noch des dritten Grundpfeilers, der „Arbeit”; für unsere Seckauer Gemeinschaft ist damit etwa die Führung eines kleinen Privatgymnasiums mit einem angeschlossenen Internat gemeint. Eine Hauptbetätigung der Priestermönche ist die Seelsorge in verschiedenen Formen: Betreuung einer Pfarrgemeinde, Übernahme von (Sonntags-)Aushilfen, von Vorträgen, Exerzitien, Meditationskursen.

LeerKeine dieser Tätigkeiten - und wäre sie auch noch so gemeinnützig und ihre Ausübung im öffentlichen Interesse gelegen - vermag uns, für sich allein betrachtet, die heute häufig gesuchte Existenzberechtigung zu verleihen. Vielleicht kann benediktinisches Leben nicht besser begründet sein als in der „Zwecklosigkeit”, die uns die Väter immer wieder vorgelebt haben. Niemals kann sich jedoch eine benediktinische Gemeinschaft von der grundlegenden Aufgabe dispensieren, als „ecclesiola”, als Kirche im kleinen, das Geschehen kirchlichen Lebens mitzuleben und zu fördern.

Quatember 1986, S. 42

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-09-21
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