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Kurt Karzig †
von Jürgen Boeckh

LeerAm 3. Januar dieses Jahres verstarb in seinem Hause, bis zuletzt treu begleitet von seiner Frau Irma geb. Brüggemann, der frühere Senior der Evangelischen Michaelsbruderschaft, Pfarrer em. Kurt Karzig. Am 7. März 1906 in Bernburg an der Saale geboren, verbrachte er seine Jugend in Magdeburg. Während des Studiums der Theologie in Halle lernte er seine spätere Frau kennen, mit der er im Jahre 1933 den Bund für das Leben schloß. Als junger Pfarrer hatte er vier Dörfer an der Weißen Elster zu betreuen. Dort schloß er sich der Bekennenden Kirche an. Anfang 1945 - als Soldat - zum Pfarrer der Kirchengemeinde Frohnau im Nordwesten Berlins gewählt, trat er dieses Amt nach Beendigung der Gefangenschaft im Jahre 1946 an. Durch Otto Heinrich von der Gablentz kam er zur Michaelsbruderschaft, in die er 1949 nach zweijähriger Probezeit aufgenommen wurde. Bis zum Jahre 1961 hat er dieser Gemeinde treu gedient.

LeerEr ging dann an die Matthäus-Gemeinde in Berlin-Steglitz und war maßgeblich beteiligt an der Verselbständigung eines Teiles dieser Parochie. Der Name des neuen Gotteshauses - Patmoskirche - geht auf Kurt Karzig zurück. Er hat dabei - auch - an die kurz zuvor verschärfte Insel-Situation des West-Teiles der Stadt gedacht. Durch seine Vermittlung wurde „Patmos” zur regelmäßigen Predigtstätte von Bischof Dr. Kurt Scharf. Neben seinem Pfarramt und dem Dienst für die Michaelsbruderschaft war er auch im Berliner Missionswerk und in der Luthergesellschaft tätig. In den letzten Jahren wurde er noch Verbindungsmann zwischen dem Berliner Konvent und dem Berneuchener Dienst in Berlin (West). Der Gedächtnisgottesdienst fand mit einer zahlreichen Gemeinde am 13. Januar in der Frohnauer Johanneskirche, an deren Altar und auf deren Kanzel er so oft gestanden hatte, statt. Er wurde von Pfarrer em. Heinz Weber geleitet. Den Dienst an der Orgel versah Kirchenmusikdirektor Horst Nordmann. Im Auftrag des Rates der Bruderschaft sprach Pfarrer em. Hans Nickles, dem er immer wieder in Kirchberg begegnet und mit dem er viele Jahre im Rat verbunden gewesen war, das folgende Nachwort:

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Leer„In dieser Stunde denken viele Michaelsbrüder im Osten und im Westen unseres Vaterlandes und in unseren ausländischen Konventen hierher. Sie wurden vom Ältesten unserer Bruderschaft, in dessen Vertretung ich spreche, vom Heimgang unseres verehrten und geliebten Bruders Kurt Karzig unterrichtet und aufgerufen, der hier versammelten Gemeinde und besonders unseres Bruders und seiner Familie zu gedenken. Bruder Kurt Karzig hat den Weg der Evangelischen Michaelsbruderschaft während der Nachkriegsjahre an verantwortlicher Stelle mitgestaltet und weitergeführt. Von 1958 bis 1961 war er Ältester des Konvents Berlin-Brandenburg. Nach der Teilung leitete er von 1961 bis 1968 den Konvent Berlin (West).

LeerAls im Jahre 1974 der damalige Älteste sein Amt abgab, fand sich kein Bruder, der nahtlos das Ältestenamt in unserer Bruderschaft übernehmen konnte. Der damals schon 68-jährige Bruder Kurt Karzig sprang auf Bitten des Rates in die Bresche und übernahm mit Zittern und Zagen, wie er selbst bezeugte, aber noch mehr mit Zuversicht und Freude als Senior die Leitung unserer Bruderschaft. Die drei Jahre dieses Dienstes waren kein Interregnum. Kurt Karzig hat sie ausgefüllt mit der hingebenden Kraft der ihm von Gott geschenkten natürlichen und geistlichen Gaben. In einem programmatischen Aufsatz ‚Michaelsbruderschaft heute’, erschienen in unserer Zeitschrift ‚Quatember’ zu Ostern 1975, hat er den Auftrag und Dienst der Michaelsbrüder in Kirche und Welt aktualisiert. Sein besonderes Charisma war die brüderliche Liebe, die er nicht nur predigte, sondern uns Brüdern vorlebte, stets eingedenk auch jenes Satzes aus der Urkunde unserer Bruderschaft: ‚Kirche ist da, wo wir einander als Sünder tragen.’ Diese Liebe hat ihn für viele zum Seelsorger, Freund und geistlichen Vater werden lassen. Auch nachdem er, inzwischen 71 Jahre alt geworden, sein Leitungsamt in die Hände eines jüngeren Bruder hatte legen können, blieb Kurt Karzig als Mitglied des Rates mit vielen Brüdern und ihren Familien persönlich, schriftlich und über das Telefon, vor allem aber in treuer Fürbitte verbunden. Er hat dadurch unsere Bruderschaft gestärkt und vertieft.

LeerMit seiner Frau, die seinen Dienst treu begleitet hat, und mit seinen Kindern und Enkeln sind wir zugleich traurig und getröstet. Vor allem aber sind wir dankbar für unseren Bruder Kurt Karzig, durch den Gott viel Segen ausgeteilt hat.

LeerWir nehmen Abschied von ihm mit jenem Gesang, der unsere Blicke aus diesem vergänglichen Leben ausrichtet auf die Herrlichkeit der zukünftigen Welt: Ins Paradies geleite dich der Engel Chor . . .”

LeerUnter Leitung von Horst Nordmann sang der Chor der Brüder das „In paradisum”. Die Beisetzung fand im kleineren, aber immer noch großen Kreis der Familie und der Brüder auf dem Hermsdorfer Friedhof statt. - Über der Todesanzeige der Familie war das Wort des Simeon zu lesen gewesen: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.”

Quatember 1986, S. 55-56

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-10
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