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Der Einsiedler als Weggefährte
von Heinz Grosch

LeerZum 500. Todestag des Nikolaus von der Flüe als Zeichen dankbaren Gedenkens und ökumenischer Verbundenheit für die Schwesterngemeinschaft der Dominikanerinnen von Bethanien (St. Niklausen/Obwalden)

Erkennt, daß Gott ist unser Herr,
der uns erschaffen ihm zur Ehr,
und nicht wir selbst: durch Gottes Gnad
ein jeder Mensch sein Leben hat.

EKG 187,2/GL 474,2

LeerDiese vielen Christen vertraute Liedstrophe erinnert uns an einen elementaren Sachverhalt: Wir haben uns das Leben nicht selbst gegeben. Es ist uns gegeben worden. Ein anderes ist es, wie wir damit umgehen. Wir können es hüten und pflegen (für uns selbst und wechselseitig füreinander) - und wir können es für uns wie für andere gefährden. Wir können es verderben - und wir können ihm Raum schaffen, damit es sich immer wieder erneuert und entfaltet. Wir können uns treiben lassen - wir können ihm aber auch eine Richtung zu geben versuchen. Es gehört zu den Geheimnissen unserer Geschöpflichkeit, daß wir auch beim Hüten und Pflegen, beim Entfalten und Erneuern unseres Lebens, beim Gestalten und Richtung-Geben nicht allein zurechtkommen. Wir brauchen andere - die Erfahrungen anderer, das Auge der anderen, die Hand der anderen. Vielleicht zählt zu denen, die in diesem Sinne zu Helfern und Begleitern für uns werden können, auch der schweizerische Einsiedler, dessen Tod sich am 21. März zum fünfhundertsten Male jährte: Nikolaus von der Flüe, auch Niklaus von Flüe oder einfach „Bruder Klaus” genannt. Der offizielle kirchliche Gedenktag für ihn ist der 25. September.

LeerWer ist dieser Mann?

LeerSein Beiname begegnet uns, wenn wir die von Luzern nach Süden führende Hauptstraße bei Sarnen verlassen und das „Flüeli” aufsuchen: den kleinen Weiler gegenüber von St. Niklausen, hinter dem sich das Melchtal öffnet. Der Ort mit seinen bäuerlichen Anwesen, Einfamilienhäusern, Hotels und kirchlichen Heimen wird zu Lebzeiten des Bruders Klaus aus wenigen Häusern bestanden haben; wahrscheinlich war er nur die Wohnstatt derer „von der Flüe”, also der Familie, die unterhalb der Flüe (oder Flüe), des kleinen aufragenden Felsens, wohnte. Zwischen St. Niklausen und dem Flüeli hat sich die Melchaa, ein schmaler Gebirgsfluß, ihren Weg tief in die Felsen eingeschnitten und bildet hier eine bis heute ursprünglich und wild anmutende Schlucht, den „Ranft”. Die Melchaa - aus dem gut zu durchwandernden Melchtal kommend - mündet in den Nordteil des Sarner Sees, der sein Wasser dann wieder an den Vierwaldstätter See weitergibt. Das Flüeli ist also ein Ort auf der Grenze zwischen den Bergregionen und dem flacheren Voralpenland. Der Blick des Wanderers wird entweder hinauf zu den eineinhalb-und zweitausend Meter hohen Bergen geführt, oder er verliert sich in der Weite des nach Norden hin offenen Tales. Ist es da verwunderlich, daß sich zu alter Zeit gerade in solchen Gegenden Menschen fanden, die als Einsiedler „ihre Augen aufhoben zu den Bergen” (Psalm 121) und nach dem fragten, der schon war, „ehe denn die Berge wurden” (Psalm 90)? Nikolaus wird früh von solchen Suchern gehört haben; einer der bekannteren von ihnen war seit 1415 im Heimatort der Mutter des Bruders Klaus, in Wolfenschießen, ansässig.

LeerZwei Jahre später (1417) wird Klaus im elterlichen Haus „unter der Flüe” geboren. Zur Taufe bringt man das Kind nicht in die eigentlich zuständige Pfarrkirche zu Sächseln, denn die Pfarrstelle ist wegen eines Konflikts zwischen Gemeinde und Obrigkeit seit Jahrzehnten verwaist, sondern ins benachbarte Kerns. Damit ist bereits die politische Szenerie im Blick, vor der das Leben des Klaus von Flüe spielt. Es sind die ständigen Auseinandersetzungen der schweizerischen Gemeindezusammenschlüsse, der „Kantone”, mit der Herrschaft der Österreicher - und die Auseinandersetzungen der Gemeinden und der Kantone untereinander. Im Jahr 1291 hatten sich die Urkantone Uri, Schwyz und Unterwaiden zusammengetan, im 14. Jahrhundert schließen sich ihnen Luzern, Zug, Zürich, Glarns und Bern an, im 15. Jahrhundert (also zu Klaus' Lebzeiten) kommen Freiburg, Solothurn, Basel, Schaffhausen und Appenzell hinzu, und 1499 lösen sich die Eidgenossen aus dem Reichsverband heraus (eine Entscheidung, die erst am Ende des Dreißigjährigen Krieges auch die Anerkennung des Reiches selbst findet).

LeerBereits Klaus' Vater ist in die politischen Dinge eingebunden; er vertritt seine Heimatgemeinde Sächseln im Rat des Kantons. So nimmt es nicht wunder, daß auch der Sohn seine Kräfte dem Gemeinwesen zur Verfügung stellt: als Ratsherr und Richter, als Tagsatzungsgesandter und als Soldat („Rottmeister”) bei kriegerischen Auseinandersetzungen der Kantone. Daß während eines Feldzugs durch sein Eingreifen das Kloster Katharinental vor der Zerstörung bewahrt blieb, sei eine Legende, sagen die Historiker; aber immerhin gibt es die Aussage zweier Nachbarn des Klaus, er habe im Kriege nicht nur „seinen Feinden wenig Schaden zugefügt, sondern sie nach Kräften geschützt”. Belegt ist übrigens auch, daß er schon als Kind so etwas wie ein geistliches Leben zu führen suchte; an den Freitagen fastete er, in der Passionszeit ernährte er sich jeweils nur von Brot und gedörrten Birnen. Als Erwachsener habe er - so erzählt später eins seiner Kinder - an vier Tagen in der Woche keine Speise zu sich genommen.

LeerWar er also inmitten einer äußerlich bewegten Epoche das, was man einen religiösen Menschen nennen müßte? Hatte er eine besondere spirituelle Veranlagung? So, wie andere Leute musikalisch oder handwerklich begabt sind? Wir wissen es nicht. Wohl aber wissen wir, daß er im Laufe seines Lebens Erfahrungen gemacht hat, die ihn in seinem Glauben tief geprägt haben. Da ist einmal die Begegnung mit den sogenannten Gottesfreunden, einer Frömmigkeitsbewegung, die im 14. und 15. Jahrhundert ihre Anhänger im südwestdeutschen Sprachraum, vor allem im Elsaß, findet. Johannes Tauler ist einer ihrer Anreger gewesen, und wer sein Lied „Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein höchsten Bord ...” liest, der ahnt etwas von der innigen Frömmigkeit dieser Bewegung. Da sind zum anderen Klausens Erfahrungen im öffentlich-politischen Leben; er unternahm den Versuch, „in der Politik tätig zu sein und dabei ein reines Herz zu behalten”, aber er scheiterte damit - „nicht anders, als es vielen religiös ernstgesinnten Menschen widerfahren ist” (W. Nigg). Daß Niklaus von Flüe diesen Versuch gemacht hat - und in den Augen seiner Umwelt sogar so überzeugend, daß man ihn für das Amt des Landammanns vorsah -, deutet noch einmal darauf hin, wie wenig wir es bei ihm mit einem weltflüchtigen Asketen zu tun haben. Er heiratet ja auch, wie es sich für einen Bauern geziemt, und Dorothea Wyss, seine vermutlich sehr viel jüngere Frau, bringt insgesamt zehn Kinder zur Welt. Das letzte, ein Sohn, erhält den Namen des Vaters und wird später für kurze Zeit Pfarrer in Sachseln sein.

LeerWas uns verleiten könnte, in diesem Mann die Verkörperung eines religiösen Typs zu sehen, sind vielleicht seine Visionen. Aber gerade sie scheinen ihren „Sitz im Leben” mitten im Alltag dieses angesehenen Bauern zu haben - auf dem Weg zur Weide im Melchtal, beim Übernachten auf freiem Feld oder bei einer Gerichtsverhandlung. Und doch sind es eben diese Visionen, die ihn - sozusagen immer deutlicher - auf den Wendepunkt seines Lebens hinführen. Am 16. Oktober 1467 sagt er seiner Frau und den Kindern Lebewohl: nicht ohne vorher das schmerzhafte Einverständnis Dorotheas erwirkt zu haben. Klaus macht sich zunächst auf den Weg nach Norden, wahrscheinlich will er nach Straßburg; aber in der Gegend von Basel bewegt ihn ein Traum (oder ist es das Gespräch, das er kurz vorher mit einem dortigen Dörfler geführt hat?), den Rückweg anzutreten und unbemerkt von den Seinen im Wald oberhalb der Melchaa Zuflucht zu suchen. Nach längerem Umherirren - inzwischen sind ihm Menschen begegnet, die ihn kennen - hat er erneut eine Vision, und er folgt ihrer Anweisung. Auf eigenem Grund, wenige hundert Meter von seinem Wohnhaus entfernt, errichtet er mit der Hilfe seiner Nachbarn eine Hütte. Sein Ruf als frommer Beter und Ratgeber ist bald im ganzen Kanton Unterwaiden verbreitet; schon 1468 baut man ihm eine Kapelle und, unmittelbar mit ihr verbunden, eine Klause aus Tannenholz.

LeerEin fünfzigjähriger Mann - Ehemann, Familienvater, verantwortungsbewußt und nach damaligen Verhältnissen durchaus wohlhabend - „steigt aus”. Er wird Einsiedler und bleibt trotzdem (oder: nun erst recht) ganz den Menschen zugewandt, den vielen, die im Laufe von knapp zwei Jahrzehnten zu ihm kommen und seinen Rat erbitten. Es sind kleine Leute aus der Umgebung und Boten führender Politiker, fromme Pilger aus den Nachbarländern und Verantwortliche der Kantone. Die Beteiligung des Eremiten aus dem Ranft an politischen Entscheidungsprozessen ist belegt und macht verständlich, daß er als Ratgeber und Friedensstifter in die Geschichte einging - so etwa bei den Verhandlungen über die Annahme von Dienstgeldern ausländischer Obrigkeiten, in der Frage der militärischen Unterstützung Frankreichs und (historisch am genauesten dokumentiert) beim Streit um das Sonderrecht der Städte, der in der Stanser Einigung von 1481 friedlich beigelegt werden kann.

LeerBis 1482 sieht man den merkwürdigen Mann an den Sonn- und Festtagen in der Kirche zu Sachseln, gelegentlich auch im Kloster Einsiedeln. Während der letzten drei Lebensjahre aber verläßt er den Ranft nicht mehr. Ist er vom jahrelangen Fasten geschwächt? In der Tat wird überliefert, vom Beginn seines Einsiedlerdaseins an habe sich Klaus weitgehend der Speisen enthalten. Das ist nicht nur für uns Heutige schwer vorstellbar. Weltliche und geistliche Behörden nahmen sich dieses „Wunderfastens” an und suchten durch Kontrollen den Dingen auf den Grund zu kommen. Es gelang ihnen nicht, das Fasten des Klaus von der Flüe als „eitle Prahlerei oder religiöse Heuchelei” zu entlarven, wie der Berner Gelehrte Heinrich Wölflin 1501 schreibt. Dieser erste Biograph des Einsiedlers berichtet allerdings auch von einer anderen Reaktion der kirchlichen Obrigkeit. Bischof Otto von Konstanz habe „öffentlich erklärt, er fühle sich begnadet und beglückt, weil der barmherzige Gott einen solchen Eremiten in seinem Bistum erweckt habe, der ihm in all seinen Sorgen Gnade verschaffen werde.” Woher stammte die geistliche Kraft, die die Zeitgenossen an diesem seltsamen Manne wahrnahmen? Drei Wurzeln sind es, die wir erkennen können und aus denen er sich wohl immer wieder stärken ließ:
  • zum einen aus dem er-innernden Gebet, vor allem aus dem meditierend wiederholten Gebet des Herrn; in ihm verband sich Klaus (gemäß dem Brauch der mittelalterlichen Laienbewegungen) mit dem liturgischen Gebet der Kirche;
  • zum anderen aus der dankbaren Teilnahme an der Vergegenwärtigung Gottes und seiner Liebe in den Gaben der Eucharistie, im Brot und im Wein des Mahles Christi;
  • zum dritten aus der täglichen Besinnung auf die Menschwerdung, auf den Weg Gottes in die Welt und mit uns Menschen, wie er uns von der heiligen Schrift vor Augen gemalt wird: aus der Besinnung auf den Weg Gottes als unseren eigenen Weg.
MediationsbildLeerKlaus war des Lesens und Schreibens wahrscheinlich nicht kundig, also angewiesen auf das Hören der Predigt, auf Gespräche mit befreundeten Pfarrern und auf die „Bibel der Armen”, das gemalte Bild. Aber betend und das Geheimnis der Eucharistie mitfeiernd, öffnete er sich dem Weg des Menschgewordenen, indem er immer wieder ein Sinnzeichen betrachtete, das einer der Besucher bei Klaus vorfand und in einem Traktat aus dem Jahr 1487 beschrieben hat: das Rad mit den sechs Speichen. (Seine Entfaltung in Gestalt des Meditationsbildes zum Weg Jesu Christi stammt aller Wahrscheinlichkeit nach vom Verfasser des Traktats.) Das Radbild mit den in ihm enthaltenen Grundsymbolen - Kreis und Mitte, Ursprung und Ziel, Nähe und Ferne, Wachsen und Sich-Erniedrigen - ist nicht eindeutig wie die Zeichen, die wir bereits als Kinder erlernen und die unsern Alltag begleiten, die Verbots- und Gebotstafeln der technischen Welt, die Orientierungshilfen im Dickicht großstädtischen Verkehrs. Das Radbild, in dem Klaus täglich „gelesen” hat wie in einem Buch, spricht zu jedem neu und vielleicht ganz anders - je nachdem, wer es anschaut.

LeerAus den letzten Lebensjahren des Klaus von der Flüe ist uns ein Gespräch überliefert, das diesen Sachverhalt erläutert. Ein junger Mann fragte den Einsiedler, in welcher Weise er den Weg Christi betrachten sollte - „gleichsam in der Gegenwart vor seinen Augen” oder „als ... etwas Vergangenes, in dem Sinne, daß Christus dies alles schon überwunden hat und in Herrlichkeit herrscht”. Der Zusammenhang ergibt, daß hier das alte und zugleich auch uns Heutigen wohlbekannte Problem angesprochen ist, ob Jesus als der auf Widerspruch und Widerstand stoßende, mehr und mehr ins Leiden hineingeratende Mensch oder als der von Gott bevollmächtigte und den Tod überwindende Christus zu begreifen sei.

LeerDie Antwort des Bruders Klaus an den jungen Mann kann uns zu denken geben: „Nach welcher Art du es machst, so ist es gut. Denn Gott weiß es zu machen, daß dem Menschen eine Betrachtung so gut schmeckt, als ob er zum Tanze ginge, und umgekehrt weiß er ihn eine Betrachtung so empfinden zu lassen, als ob er im Kampfe streite.” Mit anderen Worten: Klaus vertraut darauf, daß das Evangelium (genauer: das Wirken Gottes durchs Evangelium) in jede menschliche Situation hinein zu reden vermag, jede Art des Fragens aufzunehmen und ins Gespräch zu ziehen imstande ist. Ja, die jeweiligen Blickwinkel und Betrachtungsweisen sind sogar notwendiger Bestandteil des Wirkens Gottes - das Evangelium Jesu Christi und unsere eigene Situation zusammen werden zum Wort Gottes an uns. Im Wechselspiel zwischen dem Bild und dem Betrachter geschieht die Wahrheit. Die Bilder, in denen sich Gott offenbart, sind (so drückt es der Jakobusbrief aus) wie ein Spiegel. Wohl dem, der hineinschaut und nicht vergißt, was er gesehen hat. Wohl auch dem, der sich daran erinnert, daß es diesen Spiegel gibt, der uns immer wieder zum Verweilen ruft.

LeerAuch und gerade wenn wir spüren, daß sich das „Modell” des Klaus'schen Lebens nicht unmittelbar auf unser gegenwärtiges Christsein übertragen läßt, stellt sich nun doch die Frage, was es auf dem Hintergrund des hier Bedachten hieße, von Nikolaus von der Flüe an der Hand genommen zu werden. Es hieße: sich immer neu einzulassen auf die Stille, in der wir hörend und die Gebetserfahrung anderer vielleicht nur nachbuchstabierend Gott begegnen. Es hieße: sich immer neu seiner Nähe zu überlassen, wenn er sich uns in Brot und Wein schenken und uns miteinander verbinden will. Es hieße: daß wir uns täglich neu besinnen auf die Menschwerdung Gottes, auf den Weg, den - in der Gestalt Jesu - Gott selbst gegangen ist; daß wir erkennen, wie damit zugleich ein Weg für uns eröffnet worden ist, ein Weg, auf dem wir uns selbst finden, indem wir einander finden.

LeerDie Ordensfrau und Lyrikerin Silja Walter schrieb zum Meditationsbild des Bruders Klaus diese Verse:


Einst war nichts als die
Mitte
von allem.
Rundum war nichts sonst.
Das war alles.

Roter Urgrund
im Nachtgrund
des Abgrunds.

Nichts.
Ewig, ewig nichts
als alles darin.

Jetzt aber trägt die
Mitte
ein Gesicht
in ihrem Goldkreis:
Christus.


LeerKurt Marti, der evangelische Pfarrer und Dichter, drückt auf seine Weise etwas Ähnliches aus:

des lebens
und seines fürsten
lebendiges
bild
ist
der bruder


LeerBei Gesprächen mit jungen Menschen stoße ich gelegentlich auf die Frage, was denn eigentlich den „Christen” vom „Nichtchristen”, die Existenz des Glaubens von der des Unglaubens unterscheide. Vielleicht nicht dies (so könnte eine Antwort lauten): daß wir Gott nahe wären, die „draußen” aber fern. Nicht wir sind ihm, nein, er ist uns (allen Menschen!) nahe, nahe gekommen im „Sohn”. Aber wir Christen müßten erkennen lassen, daß wir jedenfalls um die erschreckende und zugleich wunderbar beglückende Nähe des menschgewordenen Gottes wissen, denn nun „trägt die Mitte ein Gesicht”, und sein Bild „ist der Bruder” (die Schwester). Und: seit dem Kommen des Sohnes ist alle Begegnung mit dem Bruder, mit der Schwester ein Vor-Bild und Vor-Zeichen für die Begegnung mit dem Vater, der uns seine Arme entgegenstreckt. Mit Nikolaus von der Flüe dürfen wir in jedem Augenblick unseres Lebens beten:
„O Herr, nimm von mir,
was mich wendet von dir.
O Herr, gib doch mir,
was mich führt zu dir.
O Herr, nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen dir.”
Quatember 1987, S. 154-161

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-15
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