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von Paul-Michael von Broecker |
Der Johanniterorden Der Johanniterorden ist vor 900 Jahren während der Kreuzzüge im Heiligen Land entstanden. Er ist die älteste caritative Organisation der Christenheit. Damals haben sich fromme Leute zusammengeschlossen, um den Schutz und die Pflege der Pilger zu übernehmen. Auf seinem langen Weg vom Heiligen Land über Rhodos und Malta ist der Orden eine bedeutende Stütze der Kirche geworden. Den katholischen Stamm des Ordens nennt man heute den Malteser-Orden, während der protestantisch gewordene Ordensteil kurz als Johanniterorden bezeichnet wird. Der volle Name dieses Ordensteils lautet: „Ballei Brandenburg des ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem.” (Das Wort „Ballei” kommt aus dem Neulateinischen und bedeutet „Haus, Verwaltung”.) An seiner Spitze steht der Herrenmeister. (Die Bezeichnung stammt ebenfalls noch aus dem Mittelalter: der Herren Meister, wie bei allen geistlichen Ritterorden.) Gegenwärtig ist es Prinz Wilhelm Karl von Preußen. Die Ordensritter Träger des Ordens sind die Ordensritter. Um die Aufnahme kann man sich nicht bewerben; der Orden entscheidet frei, wen er zum Ordensritter ernennen will. Heute sind es Männer aus allen Ständen und Berufen, das Adelsprinzip wurde 1949 aufgegeben. Es gibt etwa 2400 von ihnen. Sie sind landsmannschaftlich in Genossenschaften gegliedert, einschließlich solcher in Finnland, Frankreich, Österreich und der Schweiz sowie einer Genossenschaft der Exilungarn. Entscheidend für die Aufnahme ist die christliche Haltung. „Der Johanniter soll sich treu zum Bekenntnis der evangelischen Kirche halten ..., des Evangeliums von Jesus Christus sich nirgends schämen, sondern es durch Wort und Tat bezeugen ...” heißt es in der Satzung des Ordens. Er wird in einem Abendmahlsgottesdienst vor den Ritterbrüdern seiner Genossenschaft vom Kommendator (dem Haupt der Genossenschaft) zunächst als Ehrenritter verpflichtet. Nach frühestens sieben Jahren aktiven Dienstes kann er vom Konvent der Genossenschaft zum Rechtsritter vorgeschlagen werden. Die Entscheidung trifft in jedem Fall der Herrenmeister im viermal jährlich tagenden Kapitel, dem die Kommendatoren und die Ordensbeamten angehören. Die Ordenswerke Um seine Aufgaben zu erfüllen, unterhält der Orden verschiedene Werke. Er ist Eigentümer und Betreiber von Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen. In den Krankenpflegeschulen werden die sogenannten Johanniterschwestern ausgebildet, die ebenso wie die Häuser einen vorzüglichen Ruf genießen. Das wohl bekannteste Ordenswerk ist die Johanniter-Unfall-Hilfe. Sie wird regional jeweils von Ordensrittern geleitet. Die Helferinnen und Helfer dagegen gehören nicht dem Orden, sondern der Organisation an. (Das gilt auch für die übrigen Werke.) In ihren olivbraunen Uniformen sind sie bei vielen Veranstaltungen anzutreffen. Die Unfall-Hilfe bildet alle Kreise der Bevölkerung in Erster Hilfe, für häusliche Krankenpflege und als Schwesternhelferinnen aus. Sie leistet Kranken- und Behindertentransporte wie auch Transporte im Unfall-Notdienst. Für Katastrophen und andere Landesnöte steht der Katastrophenschutz bereit. Die Johanniter-Hilfsgemeinschaft, ein weiteres Ordenswerk, wirkt im Stillen am Einzelnen. Ob es sich um Päckchensendungen an Bedürftige - auch außerhalb unseres Bereichs -, Hilfssendungen nach Polen, Krankenbesuche oder anderes handelt, zu den Johannitern kann man immer kommen. Ordenszeichen aller Angehörigen und Mitarbeiter ist das weiße achtspitzige Kreuz. Die Spitzen erinnern an die Seligpreisungen der Bergpredigt. Der Johanniter trägt dieses Kreuz „als Sinnbild seiner Erlösung”. So heißt es in der Ordensregel. Der Auftrag des Ordens ist in 900 Jahren stets der gleiche geblieben, auch in neuen Formen: Verteidigung des christlichen Glaubens und Schutz der Kranken und Schwachen. Dazu wird ein Wort des Ordensgründers Meister Gerhard (11. Jhdt.), von dem man leider wenig weiß, überliefert: „Unsere Brüderschaft wird unvergänglich sein, weil der Boden, auf dem diese Pflanze wurzelt, das Elend der Welt ist - und weil, so Gott will, es immer Menschen geben wird, die daran arbeiten wollen, dieses Leid geringer, dieses Elend erträglicher zu machen.” Quatember 1987, S. 226-227 |
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