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von Hans-Rudolf Bek |
Am 26. Oktober 1987 starb unerwartet im 64. Lebensjahr der Heidelberger Dogmatiker Albrecht Peters, tief betrauert von allen, die ihn kannten: Senior der Ansverus-Bruderschaft seit Mitte der fünfziger Jahre; brüderlicher Lehrer in der Michaelsbruderschaft wie unter seinen Studenten, denen er zugleich Seelsorger und geistlicher Vater wurde, insbesondere durch das Angebot der Einzelbeichte auf Rüstzeiten wie durch die Feier der evangelischen Messe jeden Mittwochmorgen, die er mit ihnen 30 Jahre lang in der Heidelberger Peterskirche ununterbrochen durchgehalten hat, einschließlich der Krisenjahre um 1968! Er hinterläßt in der Heidelberger theologischen Fakultät eine nicht zu schließende Lücke. Er konnte im Kollegengespräch zuhören und Gesprächen neue Dimensionen geben wie kaum ein anderer. Sein Denken war zugleich sehr eigenständig und ganz dialogisch. Er war Lutherforscher in einer immensen Breite an Detailkenntnis und großen Tiefe und Kraft erschließender Deutung. Denn nie trieb er Lutherforschung isoliert oder bloß historisch, sondern zog die Fragestellungen systematisch durch die Scholastik und die Alte Kirche bis zur Bibel und vorwärts ins 19. und 20. Jahrhundert, wobei ihm seine intensive Kenntnis des Deutschen Idealismus zustatten kam. So verband er die biblisch-reformatorische Tiefe seiner Frömmigkeit mit der großen ökumenischen und philosophischen Weite seines dialogfreudigen theologischen Denkens. Eine Würdigung seines Werkes als theologischer Denker kann hier nicht geschehen, sollte aber am gegebenen Ort in angemessener Breite erfolgen. Man lese in seinem Aufsatzband „Rechenschaft des Glaubens” (Göttingen 1984) etwa seine Arbeiten über Luthers Christuszeugnis als Zusammenfassung der Christusbotschaft der Kirche oder seine Thesen zur Eschatologie/„Zur Hoffnung der Christenheit”, so begegnet man dem kraftvollen brüderlichen Denker, der uns ermutigt zum Glauben, Hoffen und Bekennen. Ein weiterer Band mit Aufsätzen soll postum erscheinen. Ebenso ein umfangreiches fertiggestelltes Kommentarwerk zum Kleinen und Großen Katechismus Martin Luthers, längst fällig und erwartet in Theologie und Kirche, Unterricht und Praxis. Wir sind arm geworden in der brüderlichen Gemeinschaft der theologia viatorum durch den vorzeitigen Tod von Albrecht Peters, aber sein reiches geistliches und theologisches Lebenswerk beschenkt und verpflichtet uns. Wir nehmen Abschied von einem Lehrer der Kirche, der uns die Einheit von Gebet, Verkündigung und kraftvollem Denken ermutigend vorgelebt hat. Lassen wir uns von seiner eschatologischen Freude anstecken, und gehen wir in unserer Kirche den Weg der theologia viatorum weiter - „um einen Luther von innen bittend”! Quatember 1988, S. 47-48 |
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