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Die St. Jakobus-Bruderschaft
von Wilhelm Krückeberg

Leer„Über die Mauer springen”, das Losungswort für den Gründungstag unsererv Bruderschaft am 29. Dezember 1960, ist fast so etwas wie das Leitwort für die damit begonnene Arbeit geworden: Mitzuhelfen, die noch bestehende Trennmauer zur katholischen Kirche zu überwinden, den Sprung einfach zu riskieren. Die Orientierung gibt das Beispiel des Jakobus. Als Vorsteher der Urgemeinde ruft er in seinem Brief zum konsequent gelebten Glauben. Und nach Auskunft der Apostelgeschichte wies er den Weg für das Zusammenleben der Heidenchristen mit den Judenchristen. Für eine wieder vereinte Christenheit könnte das bedeuten: Freiheit in der Frömmigkeitsausübung, aber doch auch Festhalten an den Grundüberzeugungen der einen apostolischen Kirche. Die St. Jakobus-Bruderschaft versammelt katholisch ausgerichtete evangelische Christen, derzeit 26 Mitglieder (Männer und Frauen), zu denen in einem „zweiten Kreis” auch Katholiken kommen. Eine mehrtätige, verbindliche Rüstzeit eint uns einmal jährlich, unser Hans-Asmussen-Haus in Dalherda (Rhön) ist offen für Begegnungen und verschiedene Einkehrtage. Dort feiern wir unsere Tagzeitengottesdienste und die evangelische Messe nach den lutherischen Ordnungen unter Verwendung katholischer Texte.

LeerWir bekennen die eine heilige katholische und apostolische Kirche. Für uns ist „katholisch” nicht einfach identisch mit der Kirche von Rom, obwohl wir letztlich hier keinen Gegensatz aufbauen wollen. Vielmehr geht es uns um den Abbau von Vorurteilen, ein gegenseitiges Aufnehmen von Gaben und Kräften, die der Herr seiner Kirche mitgeteilt hat, doch gewiß nicht zur Aufteilung, sondern zum gemeinsamen Nutzen (nach 1. Korinther 12, 7). Ein gegenseitiges Aufrechnen der Schuld muß endlich einer vorbehaltlosen Zuwendung in der Liebe weichen. Von unseren römisch-katholischen Mitchristen erwarten wir, daß sie ihr ausschließliches Denken von der Kirche aufgeben zugunsten einer Öffnung zu denen hin, die ungeachtet einer durch Menschen vorgenommenen Trennung dem einen Christus und damit seiner Kirche zugehören. Von unseren evangelischen Mitchristen erwarten wir, daß sie endlich wieder begreifen, daß Luthers Ruf in die Kirche aus der einen Kirche kam. Infolgedessen hat reformatorisches Kirchentum, zumal heute, nur dann eine Existenzberechtigung, wenn es sich zur katholischen Kirche bekennt und dies in seinem Handeln auch deutlich werden läßt.

LeerUns geht es um die Gemeinschaft der Kirchen. Das heißt nicht ein Ineinanderwerfen, wohl aber, sich als miteinander verknüpft ernst nehmen. Wir wissen um das Erfordernis der Einheit. Wir wissen aber aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, dauerhafte Einmütigkeit schon im überschaubaren Kreis zu realisieren. Wir leiden damit in der Nachfolge des Herrn an einem Sachverhalt, der mit den Schwächen unserer menschlichen Natur zusammenhängt. Aber wir verstehen uns vom Herrn der Kirche immer wieder gerufen, die Gewissen zu wecken, damit Ökumene als Grunderfordernis glaubhafter Verkündigung der Frohbotschaft unverzüglich angegangen werde. In diesem Sinne wollen wir einen Brückendienst zwischen den Konfessionen leisten. Seit unserer Gründung haben wir viel erlebt. Manche, die damals mit uns angefangen haben, sahen sich veranlaßt, uns unterwegs wieder zu verlassen, andere sind dazugestoßen. Zwei Dinge haben wir vor allem gelernt: 1. Es geschieht, was wir in Angriff genommen haben, in einem so großen Raum, daß wir nicht abzuschätzen vermögen, was im Laufe der Zeit eigentlich herausgekommen ist. Das erscheint durchaus auch gut so. 2. Unserer Arbeit sind deutlich Grenzen gesetzt worden. Aber wir haben gelernt, diese Grenzen als Wohltat und Hilfe anzusehen und uns auch dem scheinbar Geringen zuzuwenden.

LeerDas Gebet unserer Bruderschaft faßt unseren Auftrag eindrücklich zusammen: „Auf die Fürsprache des heiligen Jakobus, des Märtyrers und Bekenners, rufen wir dich an: Du Allerhöchster! Halte deine Hand über die Bruderschaft, segne und rüste uns zum Dienst an der Einung der Kirche! Laß uns Gemeinschaft finden mit allen, die auf dem Weg sind; gib rechte Weisung, ein Wirken in deiner Liebe und in deiner Freude, daß kommen möge der Tag, da alle Gläubigen bekennen den einen Hirten und die eine Herde durch Jesum Christum, deinen Sohn.”

Quatember 1988, S. 86-87

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-03-14
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