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Konrad Ameln 90 Jahre
von Hans-Dietrich Paus

LeerDer letzte noch lebende Stifter aus dem Kreis der 22 Männer, die sich 1931 zur Evangelischen Michaelsbruderschaft verbunden haben, Prof. Dr. Konrad Ameln, hat am 6. Juli 1989 das 90. Lebensjahr vollendet. Konrad Ameln, jetzt Gastbruder Konvent Westfalen der Michaelsbruderschaft, lebt seit 1934 in Lüdenscheid, wo die Stadt ihren Jubilar mit einem Empfang ehrte, an dem für die Evangelische Michaelsbruderschaft Johann Friedrich Moes und Heinz Henche als ein früherer Schüler teilnahmen. Dieser hat uns die folgende Würdigung über Konrad Ameln übermittelt, abgedruckt in den „Lüdenscheider Nachrichten”.

Verdient um Forschung und deutsche Musikkultur

Prof. Dr. Konrad Ameln wird 90 Jahre alt

LeerSein 90. Lebensjahr vollendet Prof. Dr. Konrad Ameln, einer der bekanntesten deutschen Musikforscher. Sein Name verbindet sich in der internationalen Fachwelt vor allem mit der stilreinen Wiederbelebung der „alten” Musik und mit historisch-kritischen Werkausgaben, zum Beispiel der Kompositionen Leonhard Lechners (1553-1606). Daß Lechner als einer der bedeutendsten Meister der Tonkunst ins Licht der Wissenschaft gerückt wurde, ist dem jahrzehntelangen Einsatz des Lüdenscheiders zu verdanken. Im Auftrag der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft, die ihn 1982 zum Ehrenmitglied ernannte, erarbeitete Ameln seit 1954 eine Lechner-Gesamtausgabe, deren vierzehnter und letzter Band kurz vor der Vollendung steht. Bedeutend waren auch seine Neu- und Erstveröffentlichungen von Werken Schütz', Bachs und Händels.

LeerGroßen Einfluß auf die praktische Musikpflege hatte Konrad Ameln als Mitherausgeber des heute benutzten Evangelischen Kirchengesangbuches oder von populären Liedwerken, etwa des weihnachtlichen „Quempas”-Büchleins.

LeerDer aus Neuss gebürtige und in Kassel aufgewachsene Wissenschaftler hatte nach Studium und Promotion in Göttingen und Freiburg zunächst als Chorleiter, Dirigent und Dozent in verschiedenen Städten gewirkt. Als Lehrbeauftragter für evangelische Kirchenmusik an der Universität Münster wurde er 1934 in den Ruhestand gezwungen und ließ sich im selben Jahr als freier Forscher und Dirigent in Lüdenscheid nieder.

LeerHier gründete er zusammen mit Dr. Wilhelm Boecker die „Musikvereinigung”, einen Chor, der sich die authentische Pflege alter Vokalwerke zur Aufgabe machte und Träger der alljährlich unter einem anderen Thema stehenden „Kleinen Musikfeste” wurde. Bis 1973 kamen zu diesem Zyklus international bekannte Solisten und Ensembles nach Lüdenscheid. Mit einer glanzvollen Aufführung des Händel-Oratoriums „Samson” verabschiedete sich Konrad Ameln damals als Dirigent aus der Öffentlichkeit. In den LN hieß es dazu: „... ein Mann, dem diese Musik und gerade dieses Werk gelebte, geliebte und bis ins letzte durchdrungene Herzenssache waren.” In Anerkennung eines bedeutenden Lebenswerkes verlieh das Land Nordrhein-Westfalen dem Wissenschaftler 1980 den Professorentitel.

LeerAuch im zehnten Lebensjahrzehnt wird sich Ameln mit phänomenaler geistiger und körperlicher Frische der Musikforschung widmen, zum Beispiel durch Mitarbeit am „Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie”. Zur Zeit schreibt er an einer Abhandlung über die alte Liedmelodie „Innsbruck, ich muß dich lassen”. Sie war 1924 auch Thema seiner Doktorarbeit in Freiburg gewesen.

Quatember 1989, S. 171

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-04-23
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