Als Ergänzung zu dem erhellenden und weiterführenden. Vortrag von Günter Bransch, „Überlegungen zum Thema Arbeit und Freizeit” (QUATEMBER 2/89) habe ich Gedanken des tschechischen Theologen und Dialogpartners tschechischer Marxisten, Jan Miliĉ Lochmann, gefunden, der - Karl Marx interpretierend - den Kosmos und die Natur (1. Artikel) in den Dialog über die Arbeit einbezieht:
„Warum ist die Arbeit für die theoretische und praktische Orientierung des Menschen so entscheidend wichtig? Marx gibt auf diese Frage eine vielschichtige Antwort. Die höchste dieser Schichten betrifft die „Stellung des Menschen im Kosmos”. Die Arbeit ist die wahre Antwort auf die fundamentale Situation des Menschen angesichts der ihn umgebenden Natur. In seiner Arbeit wird der Mensch mit der Natur verbunden. Ohne den Hintergrund der Materie, der Welt der Gegenstände, die er bearbeiten darf und muß, ist sein Leben nicht zu denken. Zugleich gilt aber auch: Im Arbeitsprozeß wird die Natur mit dem Menschen verbunden, sie hört auf, in ihrer (...) Objektivität zu verharren, wird in die Geschichte einbezogen. So ist die Arbeit - von beiden Seiten her - Brücke über die Kluft zwischen Subjekt und Objekt, sie vermittelt (...) zwischen Kosmos und Mensch. In der Arbeit kommen der Mensch und die Natur zum Ziel. (...)
Vom theologischen Standpunkt her könnte man fast von einer heilsgeschichtlich-eschatologischen Funktion der Arbeit bei Marx reden. (...) „Die Arbeit des Menschengeschlechts übernimmt die Rolle, welche (...) Gott zugehört: das Subjekt der Vermittlung, der eschatologischen Versöhnung zu sein.” (Lochmann, Marx begegnen, GTB, S. 46f.)
Ein gelungenes Beispiel, die Fragen unserer Zeit, Himmel und Erde, Werktag und Sabbat zu verbinden und liturgisch zu feiern, bietet die Lima-Liturgie (S. 18): „Gepriesen seist du, Herr, unser Gott, Schöpfer der Welt! Du schenkst uns das Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit: Laß es zum Brot des Lebens werden.” Entsprechend lautet das Gabendarbringungsgebet zum Wein.
Quatember 1989, S. 179
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