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Die Kirchberger Schlagglocken
von Jörg Steinheil

LeerNun haben alle drei Kirchenraume im Berneuchener Haus ihre eigene Glocke, zum Gebrauch in Stundengebet und Messe. Im Gegensatz zu ihren groBen schwingend gelauteten Schwestern auf dem Dachreiter, werden sie, starr aufgehängt, behutsam von Hand angeschlagen.

LeerDie älteste, die Angelus-Glocke aus dem Jahre 1494, hängt auf der Nonnenempore, ihre Geschichte wurde von Hans Nickles in Quatember 1985/4 beschrieben. Das Glöcklein hat ein Gewicht von 10,5 kg, der Schlagton, in heller klarer Klangfarbe, ist es''''. Ihr Name entstammt dem ersten der drei Sätze des Angelusgebets: Der Engel (angelus) des Herrn brachte Maria die Botschaft.

AncillaglockeLeerDie weitaus jüngere Ancilla-Glocke hängt in der Elisabethkapelle, 1988 von der Firma Rincker gegossen, hat sie den Schlagton f''' bei einem Gewicht von 19 kg. Ihr warmer, überaus tragfähiger Klang erfüllt den gesamten Raum schon bei zartestem Anschlag. Ihren Namen haben wir dem zweiten Satz des Angelusgebets entnommen: Siehe, ich bin des Herrn Magd (ancilla).

LeerSeit dem vierten Sonntag nach Trinitatis 1991 hören wir nun den Ton der »Gloria« bei der Feier der Eucharistie in der Johanniskirche. Gestiftet vom Konvent Rheinland der Michaelsbruderschaft und ebenfalls von der Firma Rincker gegossen, wiegt sie 15 kg, der Schlagton ist a'''. Ihr etwas obertöniger Klang - bedingt durch einen nur schwach ausgeprägten Grundton - unterscheidet sie deutlich von den beiden anderen Schlagglocken. Der Name entstammt dem dritten Satz des Angelusgebets: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit (vidimus gloriam eius).

GloriaglockeLeerDas Angelusgebet betont den Dreischritt der Menschwerdung Gottes: Die Botschaft Gottes - die Antwort des Menschen - das Geschehen der Erscheinung Gottes im Fleisch.

LeerWas im Mittagsgebet durch das Angelusgebet ausgesagt wird, hören wir (nach Ritters Agende) in der Betrachtung der Menschwerdung am SchluB der Messe. In ihr wird derselbe Dreischritt vollzogen: Im Anfang war das Wort - Gottes Kinder nehmen es auf - und das Wort ward Fleisch.

LeerIn der einfachen Messe am Donnerstag, die meist in der Elisabethkapelle stattfindet, hören wir zum dreifachen Glockenschlag drei Sätze aus dem ersten Johannesbrief (1,5 / 2,5 / 4,9), welche denselben Dreischritt aussagen: »Das ist die Botschaft, die wir gehört haben und verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. - Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. - Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, daß Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen.«

LeerEs ergibt sich nur selten die Gelegenheit, alle drei Glocken zusammen zu hören. Sie sind jedoch aufeinander abgestimmt und ergeben zusammen einen schonen (»übermä6igen«) Dreiklang. Unsere drei Schlagglocken mögen manchem vielleicht überflüssig erscheinen. Und doch haben sie schon vielen geholfen, das Wort Gottes starker auf sich wirken zu lassen, es tiefer in sich aufzunehmen, als es durch das »bloße Hören« geschieht.

Quatember 1991, S. 170-171

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-16
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