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Heinz Dietrich Wendland †
von Johann-Friedrich Moes

Am 7. August 1992 verstarb in Hamburg, zweiundneunzigjährig, Professor D. Dr. Heinz-Dietrich Wendland. Er gilt als »Nestor der evangelischen Sozialethik«: Als Inhaber wohl des ersten Lehrstuhls für Sozialethik an einer Evangelisch-Theologischen Fakultät baute er in Münster ab 1955 das »Institut für christliche Gesellschaftswissenschaften« auf; viele, die heute als akademische Lehrer oder an anderer verantwortlicher Stelle Sozialethik betreiben, sind aus der Schule Wendlands hervorgegangen. Grundlegend ist sein Buch »Die Kirche in der modernen Gesellschaft«; Aufsehen erregte sein Vortrag über die »Theologie der Revolution« bei einer ökumenischen Konsultation in Genf 1966 (!). Ökumenisch war seine Theologie von Anfang an bestimmt - seitdem er für seinen Lehrer Adolf Deißmann die Protokolle der Konferenz für Praktisches Christentum in Stockholm 1925 zu bearbeiten hatte. Dabei ist sein »eigentliches« Fach die Theologie des Neuen Testaments; diese lehrte er in Heidelberg und Kiel. Berühmt (und in viele Sprachen übersetzt) ist sein Kommentar zu den Korinther-Briefen (im Neuen Testament Deutsch).

Leer-Mit Heinz-Dietrich Wendland ist wohl der letzte Unterzeichner des Berneuchener Buches (1926) heimgegangen. Er gehörte zwar nicht zu den Stiftern der Evangelischen Michaelsbruderschaft, hat jedoch seit frühester Zeit in ihr verantwortlich mitgearbeitet (Theologischer Sekretär, Ökumenischer Sekretär, Mitglied des Rates).Gegen romantisch-restaurative Tendenzen hat er mit der ihm eigenen Leidenschaft seine warnende Stimme erhoben (in seinem Lebensbericht »Wege und Umwege«) und die Brüder unermüdlich an ihre gesellschaftliche Verantwortung erinnert. Dabei war er selbst ganz im Gottesdienst verwurzelt - einer, der mit ganzer Kraft dafür eintrat, daß aus Taufe und heiligem Mahl das Leben des Christen auch zu öffentlicher Verantwortung gestaltet würde.

Quatember 1993, S. 45
© Johann-Friedrich Moes

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-15
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