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Liturgische Gewänder im Luthertum
von Ernst Seybold

LeerSo hieß der Titel einer Ausstellung, die vom 26. bis zum 30. September 1992 im Rahmen der Jahrestagung der Hochkirchlichen Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses auf Schloß Schwanberg bei Kitzingen/Unterfranken gezeigt wurde. Mit etwa 80 Fotos von historischen Bildern wurde der Gebrauch liturgischer Gewänder im Luthertum vor allem des deutschen Sprachraums von der Reformationszeit an bis ins 19. Jahrhundert hinein nachgewiesen. Alle Bilddokumente waren in »detektivischer Arbeit« gesammelt worden.

Nachfolgend seien einige der vielen Kostbarkeiten der Ausstellung vorgestellt:

- Eine Miniatur aus dem handgeschriebenen Gebetbuch der Herzogin Dorothea von Preußen aus dem Jahre 1535 zeigt die Adoration des heiligen Altarsakraments.

- Bilder von Heinrich III. von Sachsen-Lauenburg, Erzbischof von Bremen, sodann von Eberhard von Holle, Bischof von Lübeck und Verden, beide aus dem Reformationsjahrhundert, schließlich von Friedrich von York, letztem evangelischen Bischof von Osnabrück (18. Jahrhundert) stellen die Genannten mit Mitra und Bischofsstab dar.

- Bilder von Meßfeiern erinnern an den erstmaligen Empfang des heiligen Abendmahls in beiderlei Gestalt z.B. des Herzogs Albrecht von Preußen, des Gemahls von Herzogin Dorothea, und des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg.

- Ein schöner Stich in der »Vermahnung zum heiligen Abendmahl« von Johannes Brenz, dem »Reformator Württembergs«, zeigt den Priester im Meßgewand und die Diakone in Dalmatiken.

- Auf etlichen nachreformatorischen Epitaphien und Altarpredellen sind eindeutig lutherische Pfarrer im (meist roten) Meßgewand oder doch im Chorhemd zu sehen.

- Interessant sind die mancherlei» Augustana-Bilder«, Bilder, die die Überreichung des Augsburgischen Bekenntnisses darzustellen vorgeben und dazu das gottesdienstliche Leben des Luthertums der Zeit und der Nachbarschaft des Malers dokumentieren.

Kasel Lübeck 1697- Ein Foto zeigte eine besonders schöne Kasel aus Lübeck, die 1697 angefertigt worden ist.

- Auf einer der Stellwände gab es nur Bilder und Stiche aus Nürnberg und Franken, zum Beispiel mit Innenansichten von Nürnberger Kirchen und von darin amtierenden Geistlichen; auch das Bild einer 1770 angefertigten Kasel fehlte nicht.

- Wichtig waren auch Abbildungen von liturgischen Gewändern aus Siebenbürgen (Hermannstadt), deren Gebrauch bis 1864 nachgewiesen werden konnte.

Den Fotos der historischen Bilder folgten noch solche aus der Gegenwart, die das Wiedergewinnen liturgischer Gewandung in unserer Zeit erkennbar machen.

Auch einige Literatur zum Thema lag auf. Ebenso wurde (»in natura«) eine moderne württembergische »Chorhemd-Kasel« mit Stola gezeigt.

Leider konnte aus Platzgründen nicht die ganze Sammlung gezeigt werden (für diese wirkte anregend Arthur C. Piepkorn: Die liturgischen Gewänder in der lutherischen Kirche seit 1555. Übersetzt und herausgegeben von Jobst Schöne und Ernst Seybold. Lüdenscheid, 2. Aufl. 1987). Die für die Ausstellung Verantwortlichen sind jedoch der Überzeugung, daß noch viel mehr historische Dokumente als diejenigen, welche sie bisher haben sammeln können, den Gebrauch liturgischer Gewänder in der Geschichte des Luthertums belegen. Sie bitten darum, daß man ihnen helfe, ihre Sammlung zu vervollständigen. Mitteilungen werden erbeten an Herrn Helmut Schätz, Postfach 10, W-8802 Obernzenn.

Quatember 1993, S. 51

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-07
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