Symbol   Quatember

Startseite
Inhalt
Inhalt 1993
Autoren
Themen
Stichworte

25. Internationale Konferenz der I.E.F
von Hans Georg Tobler

LeerVom 21. bis 28. August 1992 versammelten sich gegen 300 Christen verschiedener Konfessionen auf dem Schloss Seggau, einer ehemals wehrhaften Bischofs-Burg, die als Vorposten gegen die Türkeneinfälle in der Süd-Steiermark erbaut wurde. Das Schloss erhebt sich mit imposanten Türmen und Toren auf einem Vulkan-Kegel nahe der Stadt Leibnitz. Der Besucher genießt einen weiten Blick über das leicht hügelige Land bis hinüber in das slowenische Grenzgebiet. Seit 1956 dient das Schloss als Bildungshaus der Diözese Graz-Seckau. Die großzügig angelegte Schloßanlage bietet Raum für Konferenzen und Tagungen bis 300 Personen. Es verfügt über alle notwendigen Einrichtungen und Räumlichkeiten, inklusive zwei Kapellen, einem Hallenbad, einem Freibad sowie Sport- und Spielplätzen.

LeerZur 25. Konferenz hatte die Deutsche Region Teilnehmer aus zahlreichen europäischen Ländern nach Seggau eingeladen. Besonders bemerkenswert war die starke Vertretung aus den osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Aus Rücksicht auf diese Teilnehmer ist als Konferenzort Schloß Seggau in der äußersten Ecke von Österreich, nahe der slowenisch-ungarischen Grenze, ausgewählt worden. Unter den polnischen Teilnehmern fielen die vielen Jugendlichen auf, darunter zahlreiche römisch-katholische Theologiestudenten, Seminaristen und Priester aus der Gegend von Lublin, Warschau und Kattowice. Bemerkenswert waren auch die zahlreichen Teilnehmer aus Spanien, mit Schwerpunkt aus der alten Universitätsstadt Salamanca, sowie aus Madrid. Erstaunlich, und zur Hoffnung für das Wachsen des ökumenischen Verständnisses gibt der Umstand Anlaß, daß zahlreiche Konferenz-Teilnehmer aus sogenannten monokonfessionellen Ländern wie Polen, Spanien und Belgien anwesend waren.

LeerDie diesjährige Internationale Konferenz stand unter der Thematik »Zur Freiheit berufen« (Galaterbrief 5, 13). Hauptreferent waren der lutherische Theologe Dr. Karoly Hafenscher, Professor an der theologischen Akademie der Lutherischen Kirche in Budapest, sowie der Philosoph und Historiker Professor Dr. Karol Toeplitz aus Danzig, Mitglied des polnischen Schriftstellerverbandes und praktizierender Christ. Jeder der sieben Konferenztage war einem besonderen Aspekt des Generalthemas gewidmet und wurde jeweils mit einem gemeinsamen Gottesdienst begonnen. Um der Vielfalt der repräsentierten christlichen Kirchen gerecht zu werden, wurden die Liturgien in verschiedenen Formen und Riten gefeiert.

LeerDie reiche Palette der kirchlichen Traditionen kam dabei sichtbar zum Ausdruck: von der schlichten evangelisch-reformierten Abendmahlsfeier über die hochkirchliche Form der anglikanisch-alt-katholischen Eucharistiefeier bis zur mystischen orthodoxen Vesper. Ein liturgisch-musikalischer Höhepunkt war der feierlich gesungene Vesper-Gottesdienst im hochbarocken Dom zu Graz, geleitet in Vertretung SE des Bischofes von Graz durch Prälat Professor Dr. Philipp Harnoncourt, den römisch-katholischen Vertreter des »Interkonfessionellen Arbeitskreises Oekumene in der Steiermark«, dem auch unser Bruder Ältester Professor Dr. Heimo Begusch angehört.

Linie

LeerBei den verschiedenen Arbeitsgruppen hat besonders das Thema »Die eine Eucharistie« reges Interesse gefunden. Dieses zentrale Anliegen wurde vom theologischen Ausschuß wie folgt aufgearbeitet und den Mitgliedern zur Beachtung empfohlen:

LeerA. In der vorläufigen Situation der christlichen Kirche zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die I.E.F. weder befugt noch kompetent, Interkommunion einzuführen, wenn auch die Gemeinschaft weiter für dieses Ziel betet und arbeitet.

LeerB. Als christliche Gemeinschaft aus Mitgliedern verschiedener Kirchen raten wir unseren Mitgliedern, die jeweilige Ordnung ihrer eigenen Kirche zu respektieren, soweit ihr Gewissen es ihnen erlaubt.

LeerC. Gleichzeitig möchten wir jedem Mitglied eindringlich raten, in dieser Sache immer liebevoll, aber furchtlos gemäß dem eigenen Gewissen zu handeln.

LeerD. Da diese Frage der eucharistischen Gemeinschaft oft den besonderen Schmerz über die christliche Uneinigkeit in sich birgt, welcher - wie das Kreuz Christ selbst - dennoch nicht ohne Verheißung ist, sollten wir dabei immer mit viel Sorgfalt, Aufmerksamkeit und Verantwortung vorgehen, gerade deshalb, weil hier ein Uranliegen der I.E.F. berührt wird.

LeerDa dieser Bereich unserer Gemeinschaft am besten in unseren Gebeten aufgehoben ist, wollen wir uns eine Gebetszeile von Erzbischof William Temple in Erinnerung rufen: O Herr, lehre uns zu unterscheiden, wann wir besser in Geduld oder in Ungeduld dienen!

LeerDie International Ecumenical Fellowship (IEF) ist im Jahre 1967 vom Anglikaner Reverend Michael Bruce als Nachfolge-Organisation der International League for Apostolic Faith and Order gegründet worden. Diese Gruppierung war ein Zusammenschluß derjenigen Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates, die auf einer katholisch-apostolischen (allumfassenden) Grundlage stehen. Heute sind die nachfolgenden christlichen Konfessionen, die auf der Grundlage des apostolischen Glaubensbekenntnisses stehen, durch ihre Mitglieder in der I.E.F. vertreten: Anglikaner und Episcopalians, Alt-Katholiken, Römisch-Katholiken, Lutheraner, Unierte und Teile von Evangelisch-Reformierten.

LeerDie I.E.F. versteht sich grundsätzlich als eine Bewegung von Laienchristen, obwohl zahlreiche Bischöfe (Anglikaner), Priester und Pfarrer aller christlichen Bekenntnisse Mitglieder sind. Sie sammelt Christen aus allen Konfessionen und Nationen. Ihr oberstes Ziel ist die Wiederherstellung der Einheit des Gottesvolkes in Wort und Sakrament im Hören auf Gottes Wort, im Tun seines Willens und im Lob seines Namens.

LeerAuch fünf Mitglieder der Evangelischen Michaelsbruderschaft haben an der diesjährigen Konferenz teilgenommen. Der Mitbegründer und langjährige frühere Obmann der deutschen Region, Bruder Wulff von Lupin, hat mehrmals seine Stimme erhoben und eindrucksvolle, ja prophetische Worte an die Konferenzteilnehmer gerichtet.

LeerDie nächste Internationale Konferenz findet im August 1993 auf Einladung der spanischen Region in der traditionsreichen Universitätsstadt Salamanca statt.

Quatember 1993, S. 112-114

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-04-15
Haftungsausschluss
TOP