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Vor 70 Jahren
von Jürgen Boeckh

LeerWeshalb betet der Mensch des 20. Jahrhunderts nicht? Diese Frage hat Christian Geyer am Anfang des Jahrhunderts gestellt. Sie ist im Jahre 1993 ebenso brennend. Natürlich wußte der Pfarrer an St. Sebald in Nürnberg auch, daß es unzählige (!) Menschen gibt, die beten. Aber seit dem abendländischen 18. Jahrhundert ist das Beten nicht mehr selbstverständlich.

LeerChristian Geyer (1862-1929) gab mit Friedrich Rittelmeyer (1872-1938) mehrere Predigtbände heraus. Im Herbst 1922 trennten sich diese Männer, da Rittelmeyer der neugegründeten »Christengemeinschaft« beitrat. Im gleichen Jahre erschien im Greifenverlag der Almanach »Das Gottesjahr«, in dem man auch schon besondere anthroposophische Töne vernehmen konnte. Der 1883 geborene Wilhelm Stählin wurde im Jahre 1916 zum zweiten Pfarrer an St. Lorenz ernannt. Mit dem weitaus älteren Geyer verband ihn bald eine herzliche Freundschaft, die auch nicht aufhörte, als Stählin im Unterschied zu seinen alten Nürnberger Freunden als einziger im Jahre 1923 den Weg nach »Berneuchen« beschritt. Aber Geyer ist bis zu seinem Tode dem »Gottesjahr« treu geblieben. Noch 1929 erschien ein Artikel von ihm. Im Jahre 1924 wurde Stählin Herausgeber.

LeerWahrscheinlich ist es für viele erstaunlich, daß der Artikel »Vom Beten« von einem Mann stammt, der damals zu den »freiergerichteten Geistlichen« zählte. Wie gespannt das Verhältnis dieser Gruppe zu der bayerischen Landeskirche war, geht aus einer leicht ironischen Bemerkung von Christian Geyer hervor: »Mein Verhältnis zur Kirche beschränkt sich darauf, daß sie mir ein kolossal anständiges Lokal für meine religiösen Vorträge zur Verfügung stellt.« (Aus Wilhelm Stählin; VIA VITAE. Johannes Stauda Verlag, Kassel, 1968.S. 158).

Christian Geyer - Vom Beten

Quatember 1993, S. 183

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-07
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