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Gerhard Kappner 80 Jahre alt
von Heinz Wunderlich

LeerAm 12. Januar 1995 wird Prof. Dr. Gerhard Kappner mit der Vollendung seines 80. Lebensjahres auf eine gesegnete langjährige Tätigkeit als Pfarrer und Hochschullehrer zurückblicken. In Schönau an der Katzbach geboren, verlebte er seine Kindheit inmitten der lieblichen Landschaft des Bober-Katzbach-Gebirges. Schon frühzeitig war seine Liebe zur Musik erwacht, die im Gymnasium durch den Musiklehrer, Studienrat Johannes Simon, weiter angeregt und gefördert wurde. Nicht ohne Einfluß blieb auch die Verbindung mit der Jugend- und Singbewegung. Durch die Beschäftigung mit den Werken Albert Schweitzers entstand aus dem ursprünglichen Berufswunsch, Musik zu studieren, eine glückliche Synthese von Musik und Theologie. Während den Theologiestudenten in Tübingen der Lehrer Karl Heim entscheidend zum Glauben führte, öffnete ihm in Erlangen der Universitätsmusikdirektor Georg Kempff als erster die Liebe zur Liturgik und Hymnologie.

LeerNach den Vikariaten bei der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Gera, in Breslau und Hohenliebenthal bei Schönau folgten sieben Jahre Militärzeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges; die Heimat und der Besitz gingen verloren. Inzwischen verheiratet mit seiner Frau Thea und nach der Geburt zweier Kinder, zu denen sich in Eisenach der Sohn Sebastian gesellte, war an ein Musikstudium nicht mehr zu denken. So übernahm er das Pfarramt in Gera an einer Kirche, auf der in der deutsch-christlichen Zeit das Christuskreuz durch das Hakenkreuz ersetzt worden war. Durch zwei aus dem Elsaß kommende Michaelsbrüder fand Gerhard Kappner 1946 den Weg zur Evangelischen Michaelsbruderschaft. Aus dem gottesdienstlichen Leben der Bruderschaft und den Berneuchener Freizeiten entwickelten sich die liturgisch-kirchenmusikalischen Werkwochen auf der Elgersburg im Thüringer Wald, die zur Entstehung des Konvents Thüringen beitrugen.

LeerMit der Gründung der Thüringer Kirchenmusikschule berief ihn die Landeskirche 1950 als Dozenten für Liturgik, Hymnologie und Musikgeschichte und als Pfarrer an der Kreuzkirche nach Eisenach, wo mit dem damaligen LKMD Prof. Erhard Mauersberger eine fruchtbare Zusammenarbeit entstand. In diese Zeit fiel auch die Promotion zum Dr. theol. an der theologischen Fakultät der Universität Jena mit der Dissertation über das Thema „Musik sub communione”, die 1952 im Bertelsmann-Verlag unter dem Titel „Sakrament und Musik” erschien. Mit der Übernahme des Amtes an der Sächsischen Landeskirchenmusikschule in Dresden und der zehnjährigen Dozentur an der Hochschule für Musik in Leipzig wurden die Aktivitäten ganz auf die Lehrtätigkeit ausgerichtet. Aus gesundheitlichen Gründen 1962 legal nach Bremen übergesiedelt, wirkte er bis zu seiner Emeritierung als Pfarrer an der Martin-Luther-Kirche, wo er zusammen mit den Kirchenmusikern eine reiche musikalische Tätigkeit entfaltete. Es folgten bald die Berufungen an die Hochschule in Bremen und die Hochschule für Musik Westfalen/Lippe in Detmold, wo ihm für seine Lehrtätigkeit in der Abteilung für evangelische Kirchenmusik der Professorentitel verliehen wurde.

LeerIm Gegensatz zu Luther, der sich des Lobes der Musik nicht genug tun konnte und die Musik in der Nähe der Theologie sehen wollte, stellen oft evangelische Theologen den Verkündigungscharakter der Kirchenmusik in Frage. So mancher Kirchenmusiker hat darunter zu leiden und wird von seinem Pfarrer mit theologischen Argumenten in die Schranken verwiesen. Gerhard Kappner hat immer wieder die Bedeutung der Musik für Gottesdienst und Menschenbildung bis hin zur Heilswirkung betont. So erinnern sich unzählige ehemalige Studenten aus Ost und West der Werte, die ihnen von ihrem Lehrer in einem über vierzigjährigen Wirken vermittelt worden sind. Die liturgische Ausbildung der Kirchenmusiker-Generation nach dem Zweiten Weltkrieg ist von ihm wesentlich mit geprägt worden. In seinem Buch „Singet und spielet dem Herrn, Bremer Beiträge zur Kirchenmusik” (Schünemann-Verlag, Bremen) hat Kappner seine Lebensarbeit als Gemeindepfarrer und Hochschullehrer in Aufsätzen, Berichten und Rezensionen noch einmal zusammengefaßt. Möge dem Jubilar und seinem Schaffen bis ins hohe Alter hinein Gottes Segen geschenkt werden!

Quatember 1995, S. 50-51

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-23
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