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Der Beitrag der Evangelischen Michaelsbruderschaft
zur Gottesdienstreform des 20. Jahrhunderts

von Heinrich Riehm

EinleitungTeil II - Auswirkungen
- Martyria - Leiturgia - Diakonia- Einleitung
- In der Kirche - Für die Kirche- 1. Das Kirchenjahr
- Liturgische Erneuerung- 2. Das Sonntagsproprium
Gliederung des Themas- 3. Das Sonntagsthema
Teil I - Die Liturgische Arbeit der EMB- 4. Der Wochenspruch
a) Wichtige Stationen in den dreißiger Jahren- 5. Das Wochenlied
  - Das Kirchenjahr (1934)- 6. Der Wochenpsalm
  - Lieder für das Jahr der Kirche (1935)- 7. Die Abendmahlsgebete
  - Lesung für das Jahr der Kirche (1936)8. Schlussevangelium/Sendungswort
b) Die liturgische Arbeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg         - 9. Variable Gottesdienstteile
  - Gebete für das Jahr der Kirche (1948)- 10. Nonverbale Äußerungen
  - Das Stundengebet (1948)Auswirkungen auf das Stundengebet
c) Die Veröffentlichungen von den sechziger Jahren anAuswirkungen auf die Bibellese
  - Die Eucharistische Feier (1961)Schlusswort
  - Evangelisches Tagzeitenbuch (1967) 
  - Ordnung der täglichen Bibellesung (1978) 


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E i n l e i t u n g

LeerMir ist die Aufgabe gestellt, einmal zusammenzutragen und zu untersuchen, was sich aus der liturgischen Arbeit der Evangelischen Michaelsbruderschaft (EMB) in den Agenden, Gottesdienstordnungen und sonstigen liturgischen Veröffentlichungen der Landeskirchen nach dem zweiten Weltkrieg niedergeschlagen hat. Was ist in die offiziellen Gottesdienstbücher eingegangen? Was hat sich an liturgischen Erkenntnissen durchgesetzt und in praktischen Ordnungen bewährt? Was hat sich nicht bewährt? Was steht vielleicht noch aus oder was muß heute anders gesehen und umgesetzt werden?

LeerBeschäftigt man sich näher mit der Geschichte und dem Anliegen der EMB, dann wird sehr schnell deutlich, wie groß die Fülle des anliegenden Stoffes ist, welche Strömungen und Richtungen kirchlicher, gesellschaftlicher und politischer Art zu bedenken sind, will man der Aufgabe gerecht werden. Es ist daher notwendig, zunächst das Umfeld ein wenig abzustecken, Eingrenzungen vorzunehmen, wenigstens hinzuweisen auf Fakten, auf Zeiterscheinungen und geschichtliche Zusammenhänge, die zwar nicht ausführlich zu behandeln möglich aber wenigstens zu benennen sind, um die EMB in ihre Zeit einordnen und besser verstehen zu können. Ich nenne drei Punkte:

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Martyria - Leiturgia - Diakonia

Leer1. Man muß wissen und bedenken, daß die EMB - 1931 in Marburg ins Leben gerufen - ihre Wurzeln im »Berneuchener Kreis« (später »Berneuchener Dienst«) hat, deren Initiatoren geprägt waren durch die Jugendbewegung, durch das Erleben des ersten Weltkriegs und vor allem durch die innere Not des Protestantismus. Seit 1923 traf man sich regelmäßig zu »Konferenzen« auf dem Gut Berneuchen in der Neumark (Brandenburg), um über eine Erneuerung und Vertiefung des geistlichen Lebens der Kirche nachzudenken, sich auszutauschen und praktische Schritte zu gehen.

LeerOskar Planck (1888 - 1970), der erste Hausvater in Kirchberg ab 1958, hat diesen Weg in dem Buch der Bruder- und Schwesternschaften »Frei für Gott und die Menschen« anschaulich beschrieben 1, und das »Berneuchener Buch« dokumentiert eindrucksvoll Anliegen und Ausgangsposition dieser ersten Zeit 2.

LeerDabei entwickelte sich diese Bewegung immer klarer zur Kirche und ihrer liturgischen Tradition hin, die sie jedoch nicht einfach restaurativ sondern in schöpferischer Neugestaltung aufnahm. 3 Wichtig zu sehen ist, daß die Erneuerung der Liturgie zwar von Anfang an eine wichtige Rolle spielte, aber immer eingebettet war in das Ganze einer christlichen Lebensgestaltung. Wilhelm Stählin beschreibt dies in seiner Veröffentlichung »Berneuchen. Unser Kampf und Dienst für die Kirche« (1937), in der er gleichsam Rechenschaft gibt über die gesamte Berneuchener Arbeit, folgendermaßen: »Wenn ich die entscheidende Erkenntnis, die uns auf diesem Weg geschenkt worden ist, auf eine theologische Formel bringen soll, so ist es etwa diese: die Kirche ist eine leibhafte Wirklichkeit in dieser Welt. Alle Bilder, in denen das Neue Testament von der Kirche Jesu Christi redet, deuten auf einen Lebensvorgang, der durch den Geist Gottes erweckt und durch menschlichen Dienst verwirklicht wird. Alle solche Verwirklichung der Kirche geschieht aber in drei Formbereichen, sozusagen auf drei Ebenen gleichzeitig: in Verkündigung, Unterweisung und Lehre; in Gebet, Kultus und Sakrament; in der Ordnung des gemeinsamen Lebens (wozu dann ebenso die tätige Liebe der Einzelnen und der Gemeinde wie die Verfassung und rechte Leitung des Ganzen gehört).« 4

LeerEs ist die Dreiheit und Einheit von Martyria, Leiturgia und Diakonia 5. Mit dieser Ganzheit christlicher Lebensgestaltung, in die alles gottesdienstliche Tun eingebettet sein soll, ist bereits ein wesentliches Charakteristikum genannt. Und zur Kennzeichnung der praktischen liturgischen Arbeit schreibt Wilhelm Stählin in der eben zitierten Schrift weiter: »Keine unserer liturgischen Ordnungen ist am Schreibtisch ausgedacht, sondern sie wollen als Regel festhalten und anderen darbieten, was im kultischen Gebrauch, im Gebet am Altar, erprobt und bewährt ist. Sie alle sind, das ist das zweite, streng kirchlich gemeint; das heißt: sie sind bestimmt für den Gottesdienst der betenden Gemeinde und wollen, soweit sie von dem Einzelnen gebraucht werden, ihm dazu helfen, sich in die Ordnung der Kirche hineinzustellen und in seinem Gebet mit der Kirche zu leben. Sie möchten aller subjektiven Auflösung kirchlicher Ordnung wehren; sie vermeiden darum alles bloß persönlich Erbauliche; sie wollen auch nicht, wie Kritiker immer wieder argwöhnen, im ästhetischen Sinn ‚schön’ sein, sondern sie versuchen, das objektive Geschehen des kirchlichen Betens und Handelns sachlich richtig und in einer angemessenen Form auszusprechen. Sie glauben sowohl der Kirche wie dem einzelnen Christen den größten Dienst zu leisten, wenn sie in strenger Sachlichkeit und in einer von der Sache her gebundenen Sprache Ausdruck und Hilfsmittel kirchlicher Ordnung sind.« 6

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In der Kirche - Für die Kirche

Leer2. Man muß die EMB und ihre Entstehung im Zusammenhang mit den geistesgeschichtlichen Strömungen der zwanziger und der dreißiger Jahre sehen. Von der Entwicklung aus jugendbewegter Romantik zur Entdeckung kirchlicher liturgischer Tradition war bereits die Rede und die angeschlagenen Töne im eben gehörten Zitat von W. Stählin kommen ja nicht von ungefähr: ein klares Bekenntnis zur Kirche, ein Leben in verbindlichen Ordnungen (für die Bruderschaft und für den Einzelnen) und die Abwehr reiner Subjektivität und aller Schöngeisterei. Eine Neubesinnung in Theologie und Kirche war aufgebrochen. Lutherrenaissance und dialektische Theologie riefen zur Wiederentdeckung der eindeutigen biblischen und reformatorischen Botschaft. Der Zusammenbruch des Kaiserreichs und damit das Ende der Verbindung von Thron und Altar forderten eine radikale Umorientierung, die nicht ohne schmerzliche innere Kämpfe vonstatten ging.

LeerJa, man muß den Rahmen noch weiter stecken. Die Ära des 19. Jahrhunderts mit ihrem »Kulturprotestantismus«, der theologisch und kirchlich vor allem durch Friedrich Schleiermacher geprägt war und Kirche und Gesellschaft bestimmte, war zu Ende und bedeutete neue Herausforderungen. In diesem Zusammenhang ergibt sich eine interessante Beobachtung im Blick auf die sogenannte »ältere liturgische Bewegung« um die Jahrhundertwende in Straßburg. Auch den beiden Hauptinitiatoren dort Friedrich Spitta (1852 - 1924) und Julius Smend (1857 - 1930) ging es wie den späteren Gruppierungen der sogenannten »jüngeren liturgischen Bewegung« in den zwanziger Jahren um die Erneuerung des Gottesdienstes, um seine zentrale Bedeutung und vor allem um die Ganzheitserfahrung darin (auch dies ist ein gemeinsames Anliegen). Aber das Schöngeistige, das Erlebnis, das Subjektive und die Ästhetik erfahren in beiden Bewegungen eine grundverschiedenen Bewertung. Verstehen läßt sich diese Kluft - und damit auch die vorhin zitierten, fast schroffen Sätze Wilhelm Stählins - nur von der beschriebenen neuen Situation her, wie sie nach dem ersten Weltkrieg gegeben war. Es muß allerdings dahingestellt bleiben, ob die scharfe Verurteilung der Ästhetisierung des gottesdienstlichen Geschehens und die leidenschaftliche Verteidigung des Objektiven nicht zu zeitbedingt waren und damit als zu einseitig anzusehen sind. Im Zuge gewandelter Einsichten hat auch die »ältere liturgische Bewegung« heute wieder eine neue Bewertung erfahren. 7

LeerFestzustellen bleibt, daß die EMB in den großen geistlichen Auseinandersetzungen der zwanziger und dreißiger Jahre - man muß ja dabei auch die Zeit des Kirchenkampfes bedenken - sich bewußt und entschieden in die Kirche hineingestellt hat und ihr mit ihren Ordnungen und Hilfen dienen wollte. Die Urkunde von 1931 und die Regel von 1937 sind dafür ein eindeutiges Zeugnis. In beiden Dokumenten lautet der Hauptsatz: »Wir können an der Kirche nur bauen, wenn wir selber Kirche sind.« 8

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Liturgische Erneuerung

Leer3. Man muß sehen und bedenken, daß es nach 1918 neben Berneuchen und der EMB noch andere liturgische Bewegungen und Richtungen gab und gibt, die sich um den Gottesdienst und seine Erneuerung bemühen. Nur einige seien hier genannt. Da ist zunächst der Kreis um Rudolf Otto (1869 - 1937), dessen Vorschläge aus seinen religionswissenschaftlichen Arbeiten erwachsen sind. Gottesdienst ist für ihn vor allem »Anbetung vor dem Heiligen«. Im »schweigenden Dienst« verharrt die Gemeinde vor Gott und findet so - etwa nach dem Vorbild der Quäker - ihr »mystisches Erlebnis«. 9

LeerDa entsteht die »Hochkirchliche Vereinigung« unter dem Marburger Theologen Friedrich Heiler (begründet 1918), der eine evangelische Katholizität vertritt und dessen liturgische Arbeit stark von römisch-katholischen, aber auch anglikanischen und orthodoxen Einflüssen geprägt ist. Sakramentale Frömmigkeit und geistliche Übungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Einzelbeichte und die Bedeutung der apostolischen Sukzession.

LeerZu nennen sind in diesem Zusammenhang aber auch eine Reihe von Privatagenden, deren Hauptanliegen darin bestand, eine große Zahl von zeitgemäßen Gebeten verbunden mit passenden Bibelworten für die Feste und Feiertage und dann (in einem zweiten Teil) nach Themen und Anlässen geordnet für die Sonntage anzubieten, um mit einer solchen »Thema - Einheit« des Gottesdienstes dem modernen Menschen entgegenzukommen. Am bekanntesten ist wohl das dreibändige »Evangelische Kirchenbuch« von Karl Arper und Alfred Zillessen geworden, das zwischen 1910 und 1940 sieben Auflagen erreicht und eine weite Verbreitung gefunden hat. 10

LeerSchließlich muß die Kirchliche Arbeit Alpirsbach genannt werden , die ab 1933 Kirchliche Wochen in Alpirsbach (Schwarzwald) und an anderen Orten regelmäßig veranstaltet hat und bis heute durchführt. Richard Gölz und dann vor allem Friedrich Buchholz waren die treibenden Kräfte. Die Eigenart dieser kirchlichen Wochen besteht in der Verbindung von theologischem Studium, wobei die dialektische Theologie Karl Barths von Anfang an bestimmend war, und einer gründlichen Beschäftigung mit der Gregorianik, die durch Evangelische Messe und Stundengebet den Tageslauf prägt. 11

Gliederung des Themas

LeerNach dieser zugegebenermaßen unvollständigen und nur stichwortartig aufgezeigten Umfeldbeschreibung komme ich nun zum eigentlichen Thema und möchte dies in zwei Teilen behandeln. Zunächst soll auf die liturgische Arbeit der EMB eingegangen werden, auf ihre Agenden und liturgischen Veröffentlichungen, wobei die Auswahl bereits die Besonderheiten herausstellt und mögliche Auswirkungen im Blick hat. In einem zweiten Teil geht es dann konkret sowohl um den Niederschlag in den landeskirchlichen Agenden nach dem zweiten Weltkrieg bis hin zum Entwurf der »Erneuerten Agende« als auch um weitere Auswirkungen auf das geistliche Leben der Kirche und des Einzelnen.

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Teil I - D i e  l i t u r g i s c h e  A r b e i t  d e r  E M B 

a) Wichtige Stationen in den dreißiger Jahren

Das Kirchenjahr (1934)


LeerIm Jahr 1934 erschien die Denkschrift »Das Kirchenjahr« herausgegeben von Theodor Knolle und Wilhelm Stählin 12. Diese Denkschrift stellt insofern einen Markstein in der Entwicklung der Agenden dar, als hier zum ersten Mal ein völlig durchgestaltetes, sozusagen geschlossenes Kirchenjahr aufgrund der altkirchlichen Perikopen vorliegt, in dem die einzelnen Sonntage mit Thema, Sonntagsspruch (Wochenspruch) und Lied ausgestattet sind. Das Buch enthält eine ausführliche Erläuterung und Begründung dieser erstmals vorgelegten Kirchenjahresordnung.

LeerDie bisherigen Agenden waren ja wie oben erwähnt in der Regel nach Festtagen und Festzeiten und für die festlose Zeit nach allgemeinen Themen und Anlässen (für einzelne Phasen) eingeteilt. So auch etwa »Das Jahr der Kirche in Lesungen und Gebeten«, das Rudolf Otto 1927 (in 2. Auflage) herausgegeben hatte und das auf eine schwedische Vorlage zurückging. Dort waren die Sonntage bereits durchgezählt und auch jeweils mit einem zugeordneten Psalm versehen 13.

Lieder für das Jahr der Kirche (1935)

Leer1935 erschien das Heft »Lieder für das Jahr der Kirche«, dessen Geleitwort interessante Aufschlüsse zur Entstehung des Wochenliedes gibt 14. Dort heißt es: »Die hier veröffentlichte Auswahl von Kirchenliedern, je eines de tempore für den Sonntag und die Festzeit ausgewählt, ist hervorgegangen aus den Liedvorschlägen des Kalenders ‚Das Jahr des Kirchenmusikers’ seit 1929. Sie entspricht der Kirchenjahresordnung, wie sie in der Denkschrift ‚Das Kirchenjahr’ (herausgegeben von Theodor Knolle und Wilhelm Stählin, Bärenreiter-Verlag Kassel) dargestellt und ausführlich begründet ist. Die Aufgabe der Liedfestlegung selbst ist im Hinblick auf die praktischen Aufgaben des Pfarramts, des Kirchenmusikeramtes und der Schule in mehreren Beiträgen der Zeitschrift ‚Musik und Kirche’ behandelt, vgl. Wilhelm Thomas ‚Das Detemporelied’ (6. Jahrg. Heft 4) und Christhard Mahrenholz ‚Liedplan für das Kirchenjahr’ (6. Jahrg. Heft 6).«

LeerMan erkennt unschwer, welches Gewicht dem »Detemporelied« damals beigelegt und wie stark seine Verbreitung gefördert wurde. Die einzelnen Lieder sind mit den Namen der Sonntage und ihrer Themen überschrieben, wobei die Sonntage nach Pfingsten, nach Johannis und nach Michaelis gezählt werden.

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Lesung für das Jahr der Kirche (1936)

LeerEine weitere wichtige Station stellt die 1936 als Gemeinschaftsarbeit der Michaelsbruderschaft von Rudolf Spieker herausgegebene »Lesung für das Jahr der Kirche« dar 15. Anstelle einer fortlaufenden Bibellesung waren dort alle Lesungen der Woche vom Leitbild des vorausgehenden Sonntags bestimmt. Damit war die später sogenannte Kirchenjahres-Bibellese geschaffen, deren Besonderheit darin bestand, daß sie den Sonntagsgottesdienst mit dem Alltag der Woche durch die Lesungen verbunden hat. Auch war in dieser Veröffentlichung jedem Sonntag ein sogenannter »Sonntags-Psalm« zugeordnet - passend zum Leitbild des Sonntags ausgewählt.

LeerSchließlich ist ein weiteres Charakteristikum dieses Buches zu nennen. Es sind die in der Einführung beschriebenen Gebetsanliegen für die einzelnen Tage der Woche. Sie geben den Wochentagen zugleich ihren Sinn und ihre innere Ausrichtung und haben hier folgenden Wortlaut:

LeerSonntag: Tag des neuen Anfangs, Tag des Lichtes (durch die Schöpfung der Welt, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, durch die Ausgießung des Heiligen Geistes).

LeerMontag: Sendung in die Welt.

LeerDienstag: Versuchung, Kampf.

LeerMittwoch: Bindung an unseren »Nächsten«; Ehe, Familie.

LeerDonnerstag: Die großen Ordnungen und Gemeinschaften, in denen unser Leben steht: Reich Gottes und Kirche; Volk und Staat.

LeerFreitag: Gedächtnis des Todes Christi; Blick auf das Kreuz, Bereitung zum Leiden.

LeerSamstag: Abend des Lebens und der Welt; Blick auf das Ende; Gericht und Erlösung.

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LeerZur Klärung möglicher Mißverständnisse darf an dieser Stelle eingefügt werden, daß Monatsspruch, Monatslied und auch die Jahreslosung nicht auf Anregungen aus der Michaelsbruderschaft zurückgehen. Sie haben ihre Wurzeln in den Jugendverbänden und in den Aktivitäten der Bekennenden Kirche und sind ab 1934 verbreitet worden. 16

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b) Die liturgische Arbeit unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg

Gebete für das Jahr der Kirche (1948)


LeerDie wichtigste Veröffentlichung ist zweifellos die »Agende für alle Sonntage und Feiertage des Kirchenjahres« (so der Untertitel), die Karl Bernhard Ritter im April 1948 unter dem Titel »Gebete für das Jahr der Kirche« herausgegeben hat 17. Sie ist die zweite, neubearbeitete Auflage der 1933 erschienenen »Gebete für das Jahr der Kirche«. Das Vorwort gibt einige Hinweise auf die inzwischen geleistete Weiterarbeit. Der Bedeutung wegen sei hier der erste Abschnitt daraus zitiert: »Seitdem die seit langer Zeit vergriffene erste Auflage der vorliegenden Sammlung von Kirchengebeten erschienen ist, sind zwölf Jahre vergangen, davon sechs Friedensjahre, in denen die Arbeit an der deutschen Liturgie durch theoretische und praktische Veröffentlichungen wesentlich vorangetrieben wurde. Ich verweise vor allem auf die ständigen Bemühungen um die Ordnung des Kirchenjahres. Durch die ‚Lesung für das Jahr der Kirche’ steht eine durchgehende, sich dem Gang des Kirchenjahres anschließende Leseordnung für alle Tage des Kirchenjahres fest.

LeerDie zweite Auflage der ‚Lieder für das Jahr der Kirche’ hat für alle Wochen des Jahres eine Liedreihe aufgestellt, die sich in ihren Grundzügen bewährt hat. Die schon in der ersten Auflage der vorliegenden Sammlung durchgeführte Ordnung des angebotenen Materials nach dem Kirchenjahr konnte durch diese Bemühungen nur ihre Bestätigung finden und hat sich als Grundsatz für alle agendarische Arbeit heute wohl allgemein durchgesetzt. Der in ihr m.W. zum erstenmal unternommene Versuch, eine deutsche Kollektenreihe für das ganze Kirchenjahr aufzustellen, konnte in der ‚Lesung für das Jahr der Kirche’ und in der ‚Ordnung der Deutschen Messe’ fortgeführt und verbessert werden. Inzwischen erschienene, zum Teil abweichende Vorschläge für die sonntäglichen Kollekten sind für diese Auflage unserer Sammlung sorgfältig beachtet worden. Sie bringt nunmehr fast durchgehend eine doppelte Reihe von Kollekten, deren erste sich stärker an die abendländische Überlieferung anschließt, deren zweite sich deutlicher in den Zusammenhang der betreffenden Sonntagsfeier einordnet.« 18

LeerDie in diesem Vorwort genannten weiterführenden Veröffentlichungen sind eine ganze Reihe von Schriften, die seit den zwanziger Jahren in fortlaufenden Heften unter dem Titel »Der deutsche Dom« herausgekommen waren, darunter »Das heilige Abendmahl«, »Die Beichte der Gemeinde«, »Pfarrgebete«, um nur einige zu nennen. Ritter geht in seinem Vorwort im folgenden auf die Bemühungen um eine liturgische Sprache ein und stellt schließlich fest, daß »nunmehr auch alle anderen de tempore-Stücke aufgenommen worden [sind], die zum Altardienst der sonntäglichen Messe wie des selbständigen Predigtgottesdienstes benötigt werden« (S. 8).

LeerZum ersten Mal findet sich in dieser Agende bei den Introituspsalmen jeweils eine Antiphon, die den besonderen Charakter des Sonntags zum Ausdruck bringt. Die Agende enthält nach Ordinarium und Proprium (auch für die kleinen Feste und Gedenktage) noch weitere Gebete und Stücke für das Kirchenjahr. Unter den drei Anhängen (in Anhang I) finden sich Beispiele für die »Aufforderung zu Bittruf und Lobpreis« (S. 319 ff). Sie sind sozusagen ein stirnrunzelndes Zugeständnis an die Agenden der Unionskirchen, die ja dem Kyrie ein Sündenbekenntnis und dem Gloria ein Gnadenwort voranstellen und somit Kyrie und Gloria ihrer ursprünglichen Funktion berauben und das Ganze als eine abgekürzte Beichte verstehen.

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LeerBemerkenswert ist schließlich an dieser Agende, daß im Ordinarium der Messe den Fürbitten »Der Opfergang« folgt, bei dem Geldgaben sowie Brot und Wein zum Altar gebracht und nach dem Kirchenjahr wechselnde »Gebete zum Opfergang« gesprochen werden. Es folgt das Credo und »Das Hochgebet« (so hier genannt), in dem nach den Einsetzungsworten Anamnese und Epiklese sowie das »Brotbrechen« ihren Platz haben. Eine Eigenart ist noch das nach dem Dankgebet verlesene »Schlußevangelium« (Joh. 1,1-5, 10-14+16), das sozusagen den Sendungscharakter am Ende der Messe unterstreichen soll, aber auch auf den Anbetungscharakter der ganzen Feier hinweisen will.

Das Stundengebet (1948)

LeerIm selben Jahr 1948 erschien als zweite wichtige Veröffentlichung in der unmittelbaren Nachkriegszeit »Das Stundengebet« als Entwurf herausgegeben vom Liturgischen Ausschuß der Evangelischen Michaelsbruderschaft 19. Horst Schumann, damals Rektor des Ordenshauses in Assenheim (in Hessen), erläutert in einem ausführlichen Vorwort Sinn und Zweck dieser erstmals vorgelegten neuen Ordnung des Stundengebets: »Wir denken dabei daran, daß mindestens eine dieser Tagzeiten als Hausandacht der Familie gehalten werden sollte; daß in einer Gemeinde die Mette und Vesper der normale Morgen- und Abendgottesdienst sein sollten - während die Einhaltung aller vier Tagzeiten einen idealen Fall darstellt, zu verwirklichen auf Freizeiten und in besonders engen geistlichen Gemeinschaften, Ordens- und Schwesternhäusern und dergleichen.« 20 Und später heißt es: » . . . es wäre schon gut, wenn sich die Erkenntnis in unserer Kirche fest einbürgern würde, daß alle öffentlichen Gottesdienste der Kirche immer entweder ein Vollgottesdienst der ‚Messe’ oder eine Hore sind (meist Mette oder Vesper).« 21 Man erkennt hier deutlich die Ausrichtung der liturgischen Arbeit der EMB auf das geistliche Leben der Kirche und des Einzelnen hin. Freilich müssen darin Zugeständnisse gemacht und die Gemeindesituation berücksichtigt werden. Es sind deshalb nur vier Gebetszeiten angeboten: Morgenlob (Mette), Mittagsgebet, Abendsegen (Vesper) und Nachgebet (Complet) und diese in einer einfachen, gemeindegemäßen Form.

LeerEine Besonderheit ist die Auswahl der Psalmen. Hans Kappner erläutert sie in einer eigenen Einführung. Es »werden für jede Hore (mit Ausnahme der Complet, die stets die gleichen Psalmen hat) drei verschiedene Psalmen vorgeschlagen: 1. Ein Wochenpsalm, (meist der Introituspsalm), der im Blick auf das Sonntagsevangelium gebetet wird, 2. ein Tagespsalm, der, im Ablauf der Woche täglich wechselnd, im Blick auf das Anliegen des Tages gebetet wird, und endlich 3. ein Stundenpsalm, der, für jede Hore einer Woche festgelegt, uns vom Blick auf die Tageszeit her zum Beten führt.« 22 Über die rechte Art, deutsch zu psalmodieren, sind alle Fragen noch im Fluß. »Wir wollen uns heute«, so heißt es im Vorwort, »noch nicht auf eine bestimmte Form des Psalmengesanges festlegen.« (S. 7) Das Stundengebet, das neben den ausgewählten Psalmen auch Lieder und Gebete im Tageslauf enthielt, hat bis 1966 sieben Auflagen erlebt und eine relativ große Verbreitung gefunden.

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c) Die Veröffentlichungen von den sechziger Jahren an

LeerDie amtliche Agendenreform in den zwischenkirchlichen Zusammenschlüssen (VelKD und EKU) und in den einzelnen Landeskirchen war von den fünfziger Jahren an in Gang gekommen und natürlich bereits mitgeprägt von den bisher genannten liturgischen Arbeiten der EMB. Die Auswirkungen werden im 2. Teil bedacht. Hier soll es zunächst um die weitere Entwicklung innerhalb der EMB gehen unbeschadet der schon sichtbar gewordenen Auswirkungen. Ich nenne vor allem Agende und Stundengebet.

Die Eucharistische Feier (1961)

LeerIm Jahr 1961 gab Karl Bernhard Ritter die dritte, stark veränderte und erweiterte Agende heraus: »Die Eucharistische Feier, die Liturgie der evangelischen Messe und des Predigtgottesdienstes«, herausgegeben in Verbindung mit der EMB 23. Hier lag nun ein ausgereiftes Werk vor, das sich durch zwei Besonderheiten auszeichnet. Zum einen ist dem Ganzen eine umfangreiche Einführung vorangestellt, die von grundsätzlichen Überlegungen über die Aufgabe der liturgischen Bewegung bis zu praktischen Anweisungen reicht. Es geht Karl Bernhard Ritter dabei um die Wiedergewinnung der liturgischen Dimension und um das Mysterium, das nicht mit einer Subjekt-Objekt-Beziehung zu fassen ist, und das die liturgische Haltung und Gebärde ebenso einschließt wie den liturgischen Raum und die liturgische Kleidung. Daß der Gottesdienst ein ganzheitliches Geschehen ist, kommt in dieser Darstellung anschaulich zum Ausdruck.

LeerDie andere Besonderheit besteht in dem Angebot von vier verschiedenen Formen der eucharistischen Feier, die übrigens wie der Predigtgottesdienst auch in der Mitte des Buches plaziert sind. Es gibt die gesprochene Form, die gesungene Form, die festliche Form und eine andere Form. Daß die wechselnden liturgischen Stücke vom Liturgen und von der Gemeinde entweder alle gesprochen oder alle gesungen werden, ist zweifellos konsequenter als die Mischform (Pfarrer spricht, Gemeinde singt), die seit der preußischen Agende von 1822 Praxis geworden ist. Die festliche Form enthält vor allem ein musikalisch reichhaltiges und variables Angebot, während die »andere Form« die das Mahl feiernde Tischrunde im Blick hat und mit einem großen Dank- und Fürbittengebet beginnt, dem unmittelbar die Verkündigung und der Übergang zu Opfergang und Hochgebet folgen.

LeerIch habe aus der »Eucharistischen Feier« nur diese beiden Besonderheiten hervorgehoben, weil sie für die spätere Gottesdienstentwicklung bedeutsam sind: der ganze Bereich der nonverbalen Äußerungen und das weite Feld der variablen Gottesdienstgestaltung bei gleichbleibender Grundstruktur. Hier zeigen sich bereits wichtige Ansätze.

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Evangelisches Tagzeitenbuch (1967)

LeerAuch im Stundengebet gibt es in den sechziger Jahren Veränderungen. Nach - wie oben erwähnt - sieben Auflagen zwischen 1948 und 1966 erschien im Jahr 1967 eine völlige Neubearbeitung unter dem Titel »Evangelisches Tagzeitenbuch«, Ordnung für das tägliche Gebet 24. Die Anordnung bringt zunächst sämtliche 150 Psalmen zum Wechselgebet eingerichtet (jeweils mit eingerücktem Halbvers) und mit Angabe des Gebrauchs im täglichen Gebet.

LeerEs folgen die Ordnungen für den Einzelnen bzw. den kleinen Kreis (in einfacher Form) und für das Chorgebet der vier Tageszeiten, weitere Gebete, die wechselnden Stücke im Kirchenjahr und ein musikalischer Anhang mit Hymnen, Liedern und Responsorien. Bei den wechselnden Stücken sind zu allen Sonn- und Festtagen des Kirchenjahres das Leitbild, der Wochenspruch, das Wochenlied, das Gebet der Woche und ein Leitvers zum Wochen- und zum Tagespsalm angegeben. Dem folgen dann jeweils für die Wochentage die Angaben der Psalmen und die (aus pastoralen Gründen) kurzen Lesungen. Für das Singen der Psalmen ist dem Buch eine Psalmton-Tafel beigegeben.

LeerDie weitere Arbeit am Stundengebet war in den folgenden Jahren vor allem durch die Frage nach der musikalischen Gestalt bestimmt. Die Forschung der letzten Jahrzehnte im Blick auf die Gregorianik hat die Frage nach einer deutschen Psalmodie (und die Frage nach einer deutschen Gregorianik überhaupt) in ein neues Licht gestellt und damit auch neue Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten über die rechte Ausführung der gregorianischen Gesänge hervorgerufen. Die EMB hat sich mit dem Problem eingehend beschäftigt 25. Das 1995 erschienene »Evangelische Stundengebet« zeigt bereits erste Ergebnisse 26 und im neuen Tagzeitenbuch der EMB werden nun Lösungen im Blick auf die Ausführung der deutschen Psalmodie vorgelegt, über die es in der Einführung heißt: "Während unsere früheren Veröffentlichungen noch sagten: ‚über die rechte Art, deutsch zu psalmodieren, sind eigentlich alle Fragen noch im Fluß’ (Das Stundengebet S. 8, ähnlich TZB S. XII), meinen wir heute sagen zu können, eine der deutschen Sprache angemessene musikalische Form gefunden zu haben." 27

Ordnung der täglichen Bibellesung (1978)

LeerUnter den für unser Thema wichtigen Veröffentlichungen der EMB sei noch die neue Ausgabe der »Ordnung der täglichen Bibellesung nach dem Kirchenjahr« genannt 28, die 1978 aufgrund der mit dem 1. Advent 1978 in Kraft getretenen neuen Perikopenordnung erschienen ist. Es handelt sich dabei um die Fortschreibung der 1936 erschienen »Lesung für das Jahr der Kirche«, deren Angleichung wieder notwendig geworden war. Nach wie vor zeichnet die EMB für diese Sonntagszuordnung mit Leitbild, Wochenspruch, Wochenpsalm und den Lesungen für die Wochentage verantwortlich. Die Zuständigkeit für das Wochenlied war schon in früheren Jahren an den Verband evangelischer Kirchenchöre Deutschlands übergegangen.

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Teil II - A u s w i r k u n g e n

Einleitung

LeerSchon 1938 hat Gerhard Kunze, damals Herausgeber der »Monatsschrift für Gottesdienst und Kirchliche Kunst« geschrieben: »Die Berneuchener haben in einer so vorbildlichen Weise den Gottesdienst ernst genommen und in die Mitte all ihres persönlichen und amtlichen Handelns gestellt, daß sie Grund haben, jeden, der das auch tut, zu fragen, wieviel er dabei in irgendeiner Form, Weise oder Tiefe wohl von ihnen gelernt und genommen habe. Dieses Werk ist das Werk ernster, ringender und bewußter Arbeit von Männern, deren Eifer um die Gottesdienste des Herrn ein Geschenk an unsere evangelische Kirche ist.« 29 Und in der kurzen Charakterisierung der EMB von Ingrid Reimer »Verbindliches Leben in Bruderschaften, Kommunitäten, Lebensgemeinschaften« von 1986 lautet das Urteil: »Die Michaelsbruderschaft hat mit der Gestaltung ihrer Gottesdienste und Eucharistiefeiern die liturgische Entwicklung der evangelischen Kirche mitbestimmt. Die Ordnung der Tagzeitengebete hat vor allem im bruderschaftlichen und kommunitären Bereich weitergewirkt.« 30

LeerMan wird die Auswirkungen der liturgischen Arbeit der EMB auf die kirchenamtlichen Agenden und die weiteren liturgischen Veröffentlichungen von den fünfziger Jahren an 31 sicher nicht als eine Einbahnstraße verstehen und darstellen dürfen. Es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Karl Bernhard Ritter schreibt selbst im Vorwort zur Eucharistischen Feier 1961: »Die dritte, in allen ihren Teilen gründlich überarbeitete und dazu erheblich erweiterte Ausgabe wäre wohl nicht entstanden ohne meine Mitarbeit in der ‚Lutherischen Liturgischen Konferenz’ und in der ‚Liturgischen Kammer’ der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck, vor allem aber ohne den ständigen schriftlichen und mündlichen Austausch mit den für die liturgische Arbeit verantwortlichen Brüdern der Evangelischen Michaelsbruderschaft. Das alles zwang zum immer neuen Durchdenken der Probleme, zum Nachprüfen der eigenen Position und der eigenen Entscheidungen.« 32

LeerAuch andere private Agenden sind hier zu nennen wie etwa die »Kirchenagende I, herausgegeben im Auftrag der liturgischen Ausschüsse von Rheinland und Westfalen in Gemeinschaft mit anderen von Joachim Beckmann, Peter Brunner, Hans Ludwig Kulp, Walter Reindell« 33. Auch sie ist im Vorwort zur Eucharistischen Feier erwähnt.

LeerDennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß die EMB wie keine andere liturgische Bewegung unmittelbare Auswirkungen auf das Agendenwerk der Landeskirchen und darüber hinaus auf das gottesdienstliche und geistliche Leben der Gemeinden gehabt hat.

LeerIm folgenden sei eine Aufzählung versucht, die - zugegebenermaßen etwas summarisch - zusammenstellt, welche Punkte im Blick auf die Gottesdienstgestaltung hier zu nennen sind. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Wiedergewinnung bzw. Erneuerung liturgischer Tradition und speziellem Beitrag der EMB. Letzterer bezieht sich vor allem auf die völlige Durchgestaltung des Kirchenjahres mit Leitbild, Wochenspruch, Wochenpsalm, Schlußevangelium und Sendungswort für jeden Sonn- und Festtag des Kirchenjahres 34.

LeerDie Rezeption der folgenden aufgezählten Punkte in den einzelnen Landeskirchen verlief unterschiedlich. Im Blick sind vor allem die beiden großen Agenden der zwischenkirchlichen Zusammenschlüsse: Agende I der VelKD von 1955 und Agende I der EKU von 1959 35 bis hin zum Vorentwurf der Erneuerten Agende von 1990 36.

LeerAls Beispiel für die Auswirkungen in einer unierten Landeskirche, die nicht zu den genannten Zusammenschlüssen gehört, ist im folgenden jeweils die Rezeption in Baden genannt.

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1. Das Kirchenjahr

LeerEMB: 1934 Denkschrift »Das Kirchenjahr«.
LeerAuswirkungen: Die völlige Durchgestaltung ist allgemein übernommen worden gegenüber früherer Einteilung nach Festen und festlosen Zeiten bzw. Themen und Anlässen für Phasen in der festlosen Zeit (kleinere Feste je nach Konfession und Tradition der Landeskirche). Die Zählung der Sonntage nach Pfingsten, Johannis, Michaelis (so in »Lieder für das Jahr der Kirche« 1935) hat sich nicht durchgesetzt. Die Agende »Gebete für das Jahr der Kirche« 1948 hatte noch die Zählung nach Michaelis. Sie wurde aber in der »Eucharistischen Feier« 1961 aufgegeben und (im Proprium selbst) nur noch in Klammern angemerkt.

LeerBaden hat erst 1965 (Agende I) die völlige Durchgestaltung des Kirchenjahres übernommen 37(seit 1954 durch Einzellieferungen vorbereitet). Die Agende von 1930 hatte noch Themen für die festlose Zeit.

2. Das Sonntagsproprium

LeerDas altkirchliche Evangelium bestimmt das Sonntagsproprium.
LeerEMB: 1934 Denkschrift »Das Kirchenjahr«.
LeerAuswirkungen: Die Übernahme hat sich allgemein durchgesetzt, wobei die Veränderungen der Perikopenordnung 38 mit den sonntäglichen Lesungen und Predigttexten überall übernommen worden sind.

LeerÜbernahme in Baden mit der Agende 1965. Für die (eine) Schriftlesung gilt: Entweder altkirchliches Evangelium, wenn der Predigttext eine Epistel oder ein alttestamentlicher Text ist, oder Epistel bzw. alttestamentlicher Text, wenn über ein Evangelium gepredigt wird.

3. Das Sonntagsthema

LeerEMB: 1934 Denkschrift »Das Kirchenjahr«.
LeerAuswirkungen: Das Sonntagsthema taucht in den Agenden nur vereinzelt auf (z.B. Kurhessen 1985 z.T. mit verändertem Wortlaut 39). Die Bezeichnung lautet unterschiedlich: »Leitbild« oder »Sonntagsmotiv«. In der Ordnung der täglichen Bibellesung nach dem Kirchenjahr von 1978 hat das Sonntagsthema seinen festen Platz.

LeerDie badische Agende 1965 kennt das Sonntagsthema (als Bezeichnung) nicht. Es taucht erst in der Loseblatt-Sammlung ab 1983 auf, die Teil der Agende von 1996 ist 40.

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4. Der Wochenspruch

LeerEMB: 1934 Denkschrift »Das Kirchenjahr«.
LeerAuswirkungen: Der Wochenspruch hat sich überall durchgesetzt, allerdings mit unterschiedlicher Bezeichnung: »Sonntagsspruch« (so in der Denkschrift 1934), »Spruch des Tages« (bei einzelnen Festtagen).

LeerIn Baden: Wochenspruch ab der Agende von 1965. Er ist zugleich einer der Eingangssprüche im Eingangsteil des Gottesdienstes.

5. Das Wochenlied

LeerEMB: 1934 Denkschrift »Das Kirchenjahr«. Eigene Veröffentlichung 1935 »Lieder für das Jahr der Kirche« in Verbindung mit den Herausgebern der Denkschrift »Das Kirchenjahr«. LeerAuswirkungen: Das Wochenlied hat überall Aufnahme und große Verbreitung vor allem in der Chorliteratur gefunden. In manchen lutherischen Kirchen findet sich auch die Bezeichnung »Graduallied« bzw. »Hauptlied«.

LeerIn Baden: Wochenlied ab der Agende 1965.

6. Der Wochenpsalm

LeerEMB: 1936 »Lesung für das Jahr der Kirche«: hat einen passend zum Leitbild des Sonntags ausgewählten »Sonntagspsalm«. Im »Stundengebet« von 1948 wird er erstmals »Wochenpsalm« genannt und in der Ritterschen Agende »Gebete für das Jahr der Kirche« von 1948 taucht erstmalig die Bezeichnung »Introitus« auf. Dieser Introitus enthält aber nur wenige Verse aus dem Wochenpsalm, denen ein Leitvers (Antiphon) vorangestellt ist, der den Psalm sozusagen kirchenjahreszeitlich einfärbt.

LeerAuswirkungen: Dieser so beschriebene Introitus ist weithin von den amtlichen Agenden übernommen worden. Daneben hat auch der ausführlichere Wochenpsalm ohne Leitvers weite Verbreitung gefunden (in der täglichen Bibellesung; im Evangelischen Gesangbuch).

LeerDie badische Agende 1965 hatte unter dem Stichwort »Eingang« zunächst einige Eingangssprüche und dann Psalmverse mit vorangestelltem Leitvers angeboten. Das Proprium zur Agende von 1996 (ab 1983) hat diese Praxis umgedreht und zunächst unter dem Stichwort »Psalm« den Leitvers mit einigen Psalmversen und dann eine Auswahl von Eingangssprüchen abgedruckt. Die Neuauflage des Propriums von 1998 gibt zusätzlich jeweils die EG-Nummer des Wochenpsalms für das Wechselgebet mit der Gemeinde an.

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7. Die Abendmahlsgebete

LeerEMB: In der Agende von 1948 »Gebete für das Jahr der Kirche« stehen in der Ordnung der Messe unter dem Gesamttitel »Das Hochgebet«: Danksagung (Präfation), das Dreimalheilig (Sanctus), Einsetzungsworte (Verba Testamenti), Gedächtnis der Erlösung (Anamnese), Bitte um den Heiligen Geist (Epiklese), das Brotbrechen (Fractio Panis), Vaterunser. Dieselbe Anordnung und auch nur mit einem ausgeführten Beispiel findet sich in der »Eucharistischen Feier« von 1961. Voraus geht der in beiden Agenden so genannte »Opfergang« mit Einsammeln der Geldgaben und dem Herbeibringen von Brot und Wein (mit Wasser) zum Altar. Dabei singt die Gemeinde das Lied zum Opfergang, dem die Gebete zum Opfergang und das Credo folgen. Diese Reihenfolge und auch die Konzentration auf nur einen Wortlaut, der allerdings 1961 eine gewisse Modifikation erfahren hat, sind immerhin beachtlich.

LeerAuswirkungen: Für die Übernahme in die kirchenamtlichen Agenden ist zunächst auf die grundlegende Erkenntnis hinzuweisen, daß das heilige Abendmahl zum Gottesdienst gehört und nicht die Ausnahme sein sollte. Selbst in der badischen Agende ist der sogenannte »Gesamtgottesdienst« als Liturgie 7 in der Agende von 1965 zur Liturgie 1 in der Agende von 1996 geworden - immerhin ein Zeichen! Die Bezeichnungen »Eucharistische Feier«, »Opfergang« und »Hochgebet« haben sich allerdings nirgends durchgesetzt. Dagegen sind im Vorentwurf der »Erneuerten Agende« von 1990 acht Dankopfergebete angeboten, die deutlich Impulse der EMB aufnehmen. Die Texte müßten im einzelnen verglichen und untersucht werden, was an dieser Stelle nicht möglich ist. Daß aber das Gesamtanliegen der »Eucharistischen Feier« im Vorentwurf der EA aufgenommen und weitergetragen ist, zeigt vor allem die Aufnahme von 14 verschiedenen Eucharistiegebeten aus der alten Kirche und der Ökumene. Auf sie kann ebenfalls hier nicht näher eingegangen werden.

LeerDie badische Agende von 1965 enthält bereits - wenn auch fakultativ - nach den Einsetzungsworten Anamnese, Epiklese mit eschatologischen Ausblick. Die Agende von 1996 kennt im Abendmahlsteil neben einer ersten Form mit Abendmahlsgebet nach den Einsetzungsworten eine zweite Form »als Eucharistiegebet«, in der die Einsetzungsworte eingebettet sind in Abendmahlsgebet I und Abendmahlsgebet II. Der Textteil bietet Abendmahlsgebete unterschiedlicher Ausprägung an.

8. Schlußevangelium und Sendungswort

LeerEMB: 1948 »Gebete für das Jahr der Kirche« und 1961 »Die Eucharistische Feier«.
LeerAuswirkungen: Das Schlußevangelium hat sich nicht durchgesetzt. Wohl aber findet sich in der »Erneuerten Agende« (Vorentwurf 1990 und Entwurf 1997) der Hinweis auf die Möglichkeit, ein Sendungswort (eventuell auch den Wochenspruch) vor dem Segen zu sprechen.

LeerDie badische Agende von 1996 sieht ein solches Sendungswort zwischen Abkündigungen und Segen (fakultativ) vor, das ein passendes Bibelwort oder auch der Wochenspruch sein kann 41.

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9. Variable Gottesdienstteile

LeerEMB: 1961 »Die Eucharistische Feier«: Sie enthält eine gesprochene, eine gesungene, eine festliche und eine andere Form, wobei im eigentlichen Sinne nur die letztere eine echte inhaltliche Variante darstellt mit völlig anderem Eingangsteil. Auch der Predigtgottesdienst ist in einfacher und in erweiterter Form angeboten.

LeerAuswirkungen: Was in der »Eucharistischen Feier« von 1961 ansatzweise zu finden ist, kommt in der »Erneuerten Agende« zur Entfaltung: Unterschiedliche Ausgestaltung einzelner Gottesdienstteile aus besonderem Anlaß und in besonderer Gemeindesituation bei gleichbleibender Grundstruktur des Gottesdienstes.

LeerDie badische Agende von 1996 hat diese Entwicklung konsequent aufgenommen und bietet in ihren acht Liturgien unterschiedliche situationsbezogene Formen an bis hin zu »Leitlinien für die freiere Gestaltung von Gottesdiensten« 42.

10. Nonverbale Äußerungen

LeerEMB: 1961 »Die Eucharistische Feier«: Enthält eine umfangreiche Einführung (50 Seiten) mit besonderer Betonung auf liturgische Haltung und Gebärde, Raum und Kleidung. Auch werden im Ordinarium genaue Anweisungen (Rubriken) zum Verhalten gegeben.

LeerAuswirkungen: Eine so ausführliche Anweisung findet sich zwar derzeit in keiner Agende. Aber das Verständnis für ganzheitliche Liturgie und für die Wichtigkeit der Form ist in den letzten Jahren gewachsen und die zahlreiche Literatur zur Gestalt des Gottesdienstes zeigt doch so etwas wie eine Frucht und einen Niederschlag der Arbeit der EMB im Bemühen um die rechte Feier des Gottesdienstes 43.

LeerIn Baden war ein liturgischer Wegweiser, wie er etwa in der Agende von 1930 zu finden ist, im Zusammenhang mit der Agende von 1965 trotz mehrerer Ansätze nicht zustande gekommen. Seit 1989 gibt es immerhin einen Entwurf, der zur Erprobung freigegeben ist und auf eine überarbeitete Veröffentlichung wartet 44.

Auswirkungen auf das Stundengebet

LeerNeben diesen »Auswirkungen« im Blick auf den Gottesdienst und seine Gestalt sind die Auswirkungen in Bezug auf das Stundengebet zu nennen. Das sichtbarste Zeichen dafür, daß die liturgische Arbeit der EMB am Stundengebet Früchte getragen und in den letzten Jahrzehnten nun im Bewußtsein weiter Kreise der Kirche Eingang gefunden hat, ist die Tatsache, daß in das Evangelische Gesangbuch von 1993 die vier Gebetszeiten Mette, Mittagsgebet, Vesper und Komplet (dazu noch ein Gemeinsames Gebet nach Taizé) aufgenommen und von allen Landeskirchen (außer der Pfalz und der reformierten Kirche) akzeptiert worden sind. Dabei ist allerdings die Art der Ausführung von vielen Faktoren und unterschiedlichen Richtungen bestimmt gewesen. Auch ist die Diskussion darüber noch nicht beendet 45. Daß aber die EMB hier einen wichtigen Beitrag geleistet und in alledem die Vertiefung des geistlichen Lebens gefördert hat, steht außer Frage.

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Auswirkungen auf die Bibellese

LeerSchließlich ist unter den »Auswirkungen« nicht zu übersehen, daß mit der Kirchenjahres-Bibellese, die 1936 mit der Veröffentlichung der »Lesung für das Jahr der Kirche« begann, eine Übung eingeführt wurde, die sich weit über die Michaelsbruderschaft hinaus bewährt und als guter Brauch bis heute erhalten hat. Albert Mauder schreibt im Vorwort zur - oben bereits erwähnten - Neuausgabe von 1978: »So hat diese Leseordnung ihren Platz in der Hand vieler Pfarrer gefunden, die vielleicht zwei- oder dreimal in der Woche eine Morgenandacht, täglich in anderen Gruppen eine Abendandacht zu halten haben. Denn sie erlaubt es zum Beispiel, die Predigtgedanken des Sonntags durch die Woche hindurch in mancherlei biblischen Zusammenhängen weiterzutragen oder zu entfalten. Sie bestimmt weitgehend die Sitzungstage der verschiedensten kirchlichen Gremien, wird zu Morgenandachten im Rundfunk zu Rate gezogen, begleitet Wochenfreizeiten und Arbeitstagungen, wird in der Klinikseelsorge verwendet und vieles andere mehr.

LeerDiese vielfältige Praxis hat gezeigt, daß die Kirchenjahres-Bibelleseordnung ihr eigenes Recht hat neben der von den kirchlichen Verbänden betreuten fortlaufenden Bibellesung einerseits und der ‚eisernen Ration’ der Herrnhuter Losungen und Lehrtexte andererseits.« 46 Das Losungsbüchlein enthält ja für jeden Tag sowohl die Kirchenjahres-Bibellese (von der EMB verantwortet) als auch die »fortlaufende Bibellese«, die wie auch Jahreslosung und Monatsspruch heute von der »ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen« verantwortet wird 47. Auch der Pfarramtskalender hält sich an diese Ordnungen, wobei dort für die Kirchenjahres-Bibellese nicht nur die Morgen- sondern auch die Abendlesung angegeben ist 48. Vielleicht ist diese Zusammenbindung des Sonntagsgottesdienstes mit dem Alltag der Woche der wichtigste und wohl auch verbreitetste Beitrag der Michaelsbruderschaft für das geistliche Leben des Einzelnen und seine Bibelfrömmigkeit. Er verdient es nach wie vor, in unseren Gemeinden stärker als bisher herausgestellt zu werden.

LeerAuch die Gebetsanliegen für die einzelnen Wochentage haben seit ihrem ersten Erscheinen 1936 in der »Lesung für das Jahr der Kirche« weite Verbreitung gefunden, wenn sie auch im Laufe der Jahre Veränderungen erfahren haben, wie ein Blick in das »Losungsbüchlein« zeigt.

Schlußwort

LeerAbschließend seien einige Sätze aus dem Berneuchener Buch von 1926 zitiert, in denen das - nach wie vor erstaunlich aktuelle - Grundanliegen der EMB noch einmal deutlich zum Ausdruck kommt: »Es ist also der Sinn des evangelischen Gottesdienstes, in leiblicher Gestaltung und sinn-bildlicher Darstellung die Verkündigung des Wortes und die von dem Wort Gottes getroffene Gemeinde zu verwirklichen. Damit wird der Gleichnischarakter des gesamten Lebens offensichtlich und das gesamte menschliche Leben zur Offenbarungsstätte Gottes geweiht. Darum darf auf evangelischem Boden kein absoluter Trennungsstrich gezogen werden zwischen ‚liturgischen’ Gestalten und der profanen Lebenshaltung. Eine liturgische Bildung, die das ganze übrige Gebiet leibhafter Gestaltung in Haltung, Ernährung, Kleidung ungeheiligt läßt oder es bloß der Zweckhaftigkeit, dem Geschmack und der Mode unterwirft, ist eben nicht wirklich liturgische Bildung. . . . So wenig es bei der sittlichen Bewährung nur auf die Gesinnung ankommt, sondern eben darauf, daß die Gesinnung sich in der Tat ausspricht, so wenig kann man die Aufgabe der kirchlichen Form beiseite schieben als ob es nur auf die Gesinnung ankomme. Es kommt eben überall, im Gottesdienst wie im täglichen Werk, darauf an, daß die Wahrheit in die irdische Wirklichkeit, also auch in die Sphäre der Leiblichkeit gestaltend hineinwirkt. Alles, was über liturgische Form im einzelnen und was über Leibhaftigkeit, Körperkultur und Lebensreform überhaupt zu sagen ist, ist nur eine weitere Ausführung dieser Linie.« 49

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Anmerkungen:

 1: hrg. von Lydia Präger, Stuttgart 1959, S. 283 - 310 »Die Evangelische Michaelsbruderschaft«. - Vergl. auch die kurze Darstellung der EMB in Ingrid Reimer: Verbindliches Leben in Bruderschaften, Kommunitäten, Lebensgemeinschaften, Stuttgart 1986, S. 64 - 67.
 2: Das Berneuchener Buch. Vom Anspruch des Evangeliums auf die Kirchen der Reformation hrg. von der Berneuchener Konferenz, Hamburg 1926 (Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1971).
 3: So in der kurzen Charakterisierung der EMB in Leiturgia, Handbuch des Evangelischen Gottesdienstes, 1. Bd, Kassel 1954, S. 78.
 4: Kassel 1937 (2. Aufl. 1938), S. 6.
 5: Oskar Planck hat diese drei neutestamentlichen Begriffe zur Kennzeichnung der dreifaltigen Einheit alles kirchlichen Denkens und Handelns in dieser Zusammenstellung erstmals (wohl 1935) verwendet. So Hans-Christoph Schmidt-Lauber in »Die Zukunft des Gottesdienstes, von der Notwendigkeit lebendiger Liturgie«, Calwer-Verlag Stuttgart 1990, s. unter Abschnitt »Martyria - Leiturgia - Diakonia« S. 39 ff.
 6: ebenda S. 9.
 7: Siehe Konrad Kleck: Erlebnis Gottesdienst, Die liturgischen Reformbewegungen um die Jahrhundertwende unter Führung von Friedrich Spitta und Julius Smend, Göttingen 1996.
 8: »Diese Urkunde wurde zum ersten Mal bei der Feier der Stiftung zu Michaelis 1931 verlesen und von dem nachfolgenden ersten Konvent der Michaels-Bruderschaft beschlossen« (so der Wortlaut am Ende der Urkunde). Die Regel schließt mit folgender Notiz: Im Einvernehmen mit Rat und Kapitel: Der Leiter der Michaels-Bruderschaft Karl Bernhard Ritter. Marburg a. d. Lahn, am Michaelsfest 1937 (Urkunde und Regel sind nicht im Buchhandel erschienen).
 9: Siehe dazu und zu den folgenden Gruppierungen: Leiturgia, Handbuch des Evangelischen Gottesdienstes, 1. Band, Kassel 1954, S. 77 f. - EKL Bd 3, Göttingen 1932, Sp. 161 ff. - Vergl. auch Gustav Mensching (Schüler von Rudolf Otto): Die liturgische Bewegung in der evangelischen Kirche, ihre Formen und ihre Probleme, Tübingen 1925.
10: Siehe dazu auch Otto Dietz: Die liturgische Bewegung der Gegenwart im Lichte der Theologie Luthers, Göttingen 1932, S. 8 + 9. - Die Schrift behandelt aber auch andere liturgische Bemühungen bis 1930.
11: Siehe Artikel »Kirchliche Arbeit von Alpirsbach« in RGG3, 3. Bd, Spalte 1605 f (F. Buchholz) und Art. Alpirsbach TRE Bd II, S. 295 - 299 (E. Weismann). - Dort Literaturangaben zu Alpirsbach.
12: Das Kirchenjahr: Eine Denkschrift über die kirchliche Ordnung des Jahres, im Auftrag der Niedersächsischen Liturgischen Konferenz und des Berneuchener Kreises hrg. von Theodor Knolle und Wilhelm Stählin, Bärenreiter-Verlag Kassel 1934
13: »Das Jahr der Kirche in Lesungen und Gebeten«, E. Linderholm: Neues Evangelienbuch, deutsch von Th. Reißinger in zweiter Auflage, vermehrt und überarbeitet mit W. Knevels und G. Mensching von Rudolf Otto, Leopold Klotz Verlag, Gotha 1927.
14: »Lieder für das Jahr der Kirche« in Verbindung mit den Herausgebern der Denkschrift »Das Kirchenjahr« herausgegeben von Wilhelm Thomas und Konrad Ameln, Bärenreiter-Verlag Kassel 1935 (67 Lieder).
15: »Lesung für das Jahr der Kirche«, Biblische Lesungen für Kirche und Haus nach der Ordnung des Kirchenjahres, hrg. von Rudolf Spieker im Johannes-Stauda-Verlag zu Kassel 1936 - Geleitwort von Landesbischof D. Marahrens, Hannover.
16: Eine hilfreiche Information über Herkunft und Entstehung bietet Rosemarie Micheel »Jahreslosung, Monatssprüche, Bibellesepläne« in Heft 31/1998 der Gemeinsamen Arbeitsstelle für gottesdienstliche Fragen der EKD, Herrenhäuserstr. 12, 30419 Hannover (das Heft kann auf Anforderung kostenlos zugesandt werden).
17: Kassel 1948.
18: ebenda S. 7.
19: Kassel 1948 - Vorausgegangen war schon in den dreißiger Jahren (unter den Heften »Der deutsche Dom«) »Das Gebet der Tageszeiten« als ein erstes Angebot in einfacher Form.
20: ebenda S. 6.
21: ebenda S. 6.
22: ebenda S. 9.
23: Kassel 1961.
24: hrg. im Auftrag der EMB von Albert Mauder, Kassel 1967 (Dritte veränderte Auflage 1979).
25: vergl. Günther Hinz und Alexander Völker: Vom Singen der Psalmen, ein Werkstattbericht, Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 1990/91, Hannover 1991, S. 1 - 94.
26: Evangelisches Stundengebet, Beten im Rhythmus von Jahr und Tag, im Auftrag des Rates der Evangelischen Michaelsbruderschaft hrg. von Ernst Hofhansl und Herbert Naglatzki, Hannover 1995.
27: Evangelisches Tagzeitenbuch, 4., völlig neu gestaltete Auflage, hg. v. der Evangelischen Michaelsbruderschaft, Münsterschwarzach und Göttingen 1998, 11. - Wenig später liest man: »Daß die in das Evangelische Gesangbuch aufgenommenen Formen Kompromisse sind, die z. T. auf dem Stand der dreißiger und fünfziger Jahre beharren und sich neuen Entwicklungen kaum zu öffnen vermochten, bleibt zu bedauern.« S. 11.
28: Ordnung der täglichen Bibellesung nach dem Kirchenjahr, Neue Ausgabe, bearbeitet in Anpassung an die ab 1. Advent 1978 geltende Ordnung der sonntäglichen Lesungen und Predigttexte, hrg. von der EMB, Kassel 1978 (Vorwort von Albert Mauder).
29: Gerhard Kunze: Gespräch mit Berneuchen, Göttingen 1938, S. 6
30: Stuttgart 1986, S. 65 - siehe Anm. 1
31: Hier sind vor allem zu nennen: Agende für evangelisch lutherische Kirchen und Gemeinden, Bd I, Berlin 1955 (große Ausgabe 1957) und Agende für die evangelische Kirche der Union, I. Bd, Bielefeld 1959.
32: Kassel 1961, S. 13.
33: Gütersloh 1949.
34: Zum spezifischen Beitrag der EMB heißt es im Geleitwort des Ältesten der EMB zum Evangelischen Stundengebet 1995 (s. Anm. 26): »Die Erneuerung des Kirchenjahres als meditativer Christusweg seiner Gemeinde, die Schaffung der Ordnung der Wochensprüche und die Entfaltung biblischer Lesung nach dem Kirchenjahr war und bleibt eine Pioniertat der Vätergeneration unserer Bruderschaft.«
35: s. Anm. 31.
36: Hannover und Bielefeld 1990.
37: Agende für die Evangelische Landeskirche in Baden, Bd I, Karlsruhe 1965.
38: reihe gottesdienst 11, Im Auftrag der Lutherischen Liturgischen Konferenz hrg. von Herwarth von Schade und Frieder Schulz, Perikopen, Gestalt und Wandel des gottesdienstlichen Bibelgebrauchs, Hamburg 1978.
39: Agende I, Die Sonn- und Feiertage, erarbeitet von der Liturgischen Kammer, hrg. vom Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Kurhessen und Waldeck, Kassel 1985.
40: Agende für die Evangelische Landeskirche in Baden, Bd I, Ordnung der Gottesdienste, Karlsruhe 1996 - Textteil als Loseblatt-Sammlung in Lieferungen ab 1983 (zwei Ringbücher) mit Proprium und weiteren Gebeten und Texten.
41: S. 35, 62, 76, 100, 158, 174.
42: S. 177 ff.
43: Literatur dazu: Werner Jetter, Symbol und Ritual, Anthropologische Elemente im Gottesdienst, Göttingen 1978 (2. Aufl. 1986) - Okko Herlyn, Theologie der Gottesdienstgestaltung, Neukirchen-Vluyn 1988 - Manfred Josuttis, Der Weg in das Leben, eine Einführung in den Gottesdienst auf verhaltenswissenschaftlicher Grundlage, München 1991 - Dietrich Stollberg, Liturgische Praxis, Göttingen 1993 (Stollberg zitiert darin ausführlich aus der »Eucharistischen Feier« 1961 von K.B.Ritter) - Michael Meyer-Blanck, Inszenierung des Evangeliums, ein kurzer Gang durch den Sonntagsgottesdienst nach der Erneuerten Agende, Göttingen 1997.
44: Liturgischer Wegweiser, für die Gottesdienste in der Evangelischen Landeskirche in Baden, Sonderdruck aus der zur Erprobung freigegebenen Agende I, Karlsruhe 1989 (rotes Heft).
45: Einen kurzen Einblick in die unterschiedlichen Auffassungen und Ergebnisse gibt Christa Reich, Evangelium: Klingendes Wort, Zur theologischen Bedeutung des Singens, Calwer Verlag Stuttgart 1997, S. 29-31.
46: siehe Anm. 28, dort S. 3.
47: Losungen 1998, Die täglichen Lesungen und Lehrtexte der Herrnhuter Brüdergemeine für das Jahr 1998 (268. Ausgabe) hrg von der Direktion der Evangelischen Brüder-Unität Herrnhut und Bad Boll, Hänssler Verlag Neuhausen und Friedrich Reinhard Verlag Lörrach, S. 6. - Vergl. auch den Hinweis in Anm. 16.
48: Pfarramtskalender 1998 (48.Jahrg.), Herausgeber: Verband der Vereine evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e.V., Druck und Auslieferung: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, Neustadt/Aisch.
49: siehe Anm. 2, dort S. 110.

Zur Person des Verfassers: Heinrich Riehm ist Theologe und Kirchenmusiker, war nach 30 Jahren Gemeindepfarramt zuletzt »Landeskirchlicher Beauftragter für Liturgische Ausbildung, Forschung und Praxis« der badischen Landeskirche, war Dozent für Liturgik am Predigerseminar Heidelberg und Lehrbeauftragter für Hymnologie, liturgisches Singen und Sprechen sowie für Gemeindesingarbeit an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg, Mitglied und z.T. Vorsitzender verschiedener liturgischer und kirchenmusikalischer Kommissionen.

© Heinrich Riehm
In Quatember 1998, S. 225-236 und Quatember 1999, S. 38-41 wurde diese Abhandlung leicht gekürzt veröffentlicht
Die Überschriften des Verfassers wurden um einige Untergliederungen ergänzt.

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-11-22
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