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Sie leben Jesu Botschaft neu
Treffen evangelischer und römisch-katholischer Orden,
Kommunitäten und anderer geistlicher Gemeinschaften 2000
von Alice Klatt

LeerVier Gemeinschaften schenkten den rund siebzig Teilnehmern des „Kommunitätentreffens 2000”, zu dem die UNA SANCTA BERLIN eingeladen hatte, Einblick in ihr Leben und Wirken. Gemeinsam ist ihnen: Sie alle leben aus Jesu Wort und gehen zu den Menschen; eine Gemeinschaft ist evangelisch bestimmt, hat aber auch römisch-katholische Mitschwestern, zwei sind rein römisch-katholisch, die vierte Gruppe ist ökumenisch, doch leben alle ihre Angehörigen nach der Ordnung ihrer jeweiligen Kirche.

LeerOrt des Treffens war das „Heimathaus” des Vereins der evangelischen Diakonieschwestern in Berlin-Zehlendorf. Es ist vergleichbar mit dem, was das Kloster für Benediktiner bedeutet. Die 2300 Diakonieschwestern leben in einer Gemeinschaft besonderer Art: Gegründet wurde der Verein von Pfarrer Friedrich Zimmer mit dem Ziel vertiefter religiöser Frauenbildung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Die Pflege religiöser Bildung ist auch heute noch Herzstück im Leben des Vereins, der keine eigenen Anstalten besitzt, dessen Mitglieder in Gestellungsverträgen arbeiten, in kleineren Gruppen leben und regelmäßig zu Einkehrzeiten ins Heimathaus zurückkehren, denn die Arbeit in staatlichen Krankenhäusern verlangt Kräfte und Struktur. In den 17 Krankenpflegeschulen der Diakonieschwestern werden die jungen Mädchen auch in den christlichen Glauben eingeführt, mit dem sie vorher oft kaum in Berührung gekommen sind. Neu ist für die Gemeinschaft, für die einst Ehelosigkeit selbstverständlich war, daß sie jetzt auch verheiratete Mitglieder hat. Die ‚Feierabendschwestern’, denen ein eigenes Einkornmen die Wahl des Wohnsitzes ermöglicht, hat man gern in der Gemeinschaft, denn sie sind ein Schatz.

LeerAls zweite Gemeinschaft stellte sich das Säkularinstitut St. Bonifatius im IN-VIA-CENTER in Berlin-Karlshorst vor. Ihre Spiritualität ist bestimmt durch die Nachfolge Jesu in Armut, Keuschheit und Gehorsam - mitten in der Welt. Als Säkularinstitut wurde St. Bonifatius 1978 päpstlich anerkannt. Der Weg ist klar: nach der Regel des Hl. Benedikt Gott suchen und verherrlichen und den Menschen dienen - ein Spagat, aber auch das alte „ora et labora”. 240 Frauen leben in dieser Weise in Zentren; das Zentrum für Deutschland liegt in Detmold. 1995 übernahmen Schwestern von St. Bonifatius für den IN VIA-Verband für katholische Sozialarbeit das Zentrum in Karlshorst, einem östlichen Stadtteil Berlins, wo die Mehrheit der Menschen ohne Religion groß wurde und nur 2 % römisch-katholisch sind. Das bedeutet zugleich große Vorbehalte und großes Suchen; so wurde IN VIA zum Ort der Orientierung. In der Treffpunktarbeit finden sich Frauen und Mädchen ein mit Problemen aller Art und zu selbstgestalteten oder angebotenen Gruppen, wobei die Mitarbeiterinnen des Zentrums Begleitung und fachliche Unterstützung bieten. 60 - 120 Gäste sind täglich im Hause. Im zweiten Arbeitsfeld werden für langzeitarbeitslose Frauen und Mädchen Kurse in Hauswirtschaft durchgeführt in Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen. Dadurch werden vor allem alleinerziehenden Müttern eine Starthilfe in den Beruf und gute Voraussetzungen für selbstbestimmte Lebensgestaltung gegeben. Schließlich ist IN VIA noch eine Bildungsstätte mit 40 Betten, Tagungs- und Gruppen räumen, wo Eigenkurse des Centers, Kurse unter Mitarbeiter des IN VIA-Teams und Gastveranstaltungen stattfinden - ein Platz, der Berlin gut tut!

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LeerAls Vertreter der dritten Gemeinschaft, des Neokatechumenats waren zwei Ehepaare gekommen, eines hat elf Kinder, das andere sechs auf Erden, eins im Himmel. Ein Familienvater übernahm die Vorstellung der Gruppierung, die sich selbst als „Weg in den Glauben” oder als „Weg in die Gemeinde” bezeichnet. Die Bewegung ist unter den Armen Spaniens entstanden. Das Lesen der Heiligen Schrift hat dort seine Wirkung getan: Christus ist inmitten der Armen erschienen. Der neukatechumentale Weg hat das Charisma der Verkündigung. Dadurch erhalten Menschen die Möglichkeit, auf den Weg des Glaubens zu kommen. Dieser begegnet einem Ungläubigen nicht im Sakrament, sondern in Zeichen, die den Glauben nicht voraussetzen, vor allem in der Liebe. Charakteristisch ist für die Bewegung, daß sie niemand geplant hat. Man verläßt Gewohntes und Übliches und geht dahin, wo man gebraucht wird. Kardinal Meisner hat vier Familie nach Berlin geholt. Außerdem gehören noch zwei Kapläne und ein Pfarrer dazu. Die Gemeinschaft ist nur mit einer Pfarrei verbunden, sie beginnt das Evangelium in die Gemeinde zu tragen. Es gibt zwar eigene Gruppen und zusätzliche Gottesdienste, aber eine Abkapselung ist nicht beabsichtigt. Im Priesterseminar Redemptoris Mater studieren zur Zeit 28 Studenten, sie absolvieren hier ihr Philosophiestudium; für den theologischen Abschnitt ihres Studiums gehen sie nach Rom.

LeerAuch die Gemeinschaft, die sich als letzte vorstellte, CHEMIN NEUF, ist apostolisch bestimmt, aber wieder in ganz anderer Weise; eine ihrer Wurzeln ist die Sehnsucht nach Einheit und Frieden, sowie nach der Einheit im Glauben. Spirituell beruht die Gemeinschaft auf dem Kreuz Christi und der Begegnung von ignatianischer Tradition und der charismatischen Bewegung. Aus alledem entstand die Bewegung CHEMIN NEUF, die zu einem Bund von 6000 Mitgliedern führte. Seit September 1994 steht CHEMIN NEUF im Dienst der Pfarrei Herz lesu in Berlin Mitte. Noch ist die Gemeinschaft klein. Doch sie ist ein Ort des Gebetes in der Mitte der Stadt. Und diesem Anspruch genügt sie schon heute, und sie strahlt auf ihre Umgebung aus.

LeerDas Echo der Zuhörer war Freude und Dankbarkeit dafür, daß es erkennbar weitergeht mit der Kirche.

Quatember 2000, S. 233-235

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-13
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