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mit dem neuen Tagzeitenbuch von Reinhard Brandhorst |
Daß echte Liturgie nicht etwas streng Geplantes, sondern in einem oft langen Prozeß zusammengewachsen ist - manchmal auch mit widersprüchlichen Tendenzen -- spürt man besonders zu Weihnachten. In gerade mal zwölf Tagen zwischen dem Vorabend zum 25. Dezember und dem 5. Januar finden sich mehrere ‚Schichten’ der historischen Entwicklung:
Die Ausstattung mit zu singenden liturgischen Stücken ist deutlich erweitert gegenüber den bisherigen Ausgaben. Am Anfang steht eine ‚Grundausstattung’ mit Tages- und Wochenpsalmen (400 bis 405) sowie den wiederkehrenden Stücken zum Abend, Morgen und Mittag (406 bis 413 - sog. Commune). Damit ist der Block „Weihnachten” bereits so ausgestattet, daß eine abwechslungsreiche und vertiefte Feier der Stundengebete möglich ist. Wer darüber hinaus die (bzw. einzelne) Tagzeiten noch differenzierter gestalten möchte, findet mit dem sog. Proprium (414 bis 437) zusätzliche Elemente und präzise Hinweise zu speziellen Gottesdiensten (etwa die Christmette 415 bis 420). Dieses reiche Angebot des Buches ist keineswegs als Pflichtprogramm gedacht, sondern möchte strukturierte, wohlüberlegte, sachgemäße Vorschläge für das gemeinsame Gebet bieten, die entsprechend den Möglichkeiten übernommen bzw. ausgewählt werden. Der Einfachheit halber für den Benutzer, der Eindeutigkeit wegen und um gelegentlich besondere Abfolgen vorzuschlagen, wurden für viele Stundengebete der Weihnachtszeit die vorgesehenen Stücke genau angegeben, auch durch Querverweise auf Gesänge, die in anderen Teilen des Tagzeitenbuches zu finden sind. (Beispiele 414, 421 ff , 431, 434ff )- Gerade mit den inneren Bezügen all dieser Stücke zu den Lesungen, wie sie im ersten Teil des Buches aufgelistet sind (6 - 15 und 123 - 125), soll das Gehörte aufgeschlossen, vertieft und weitergeführt werden, zugleich aber die Weihnachtsbotschaft im Gesang ganz eigenständig erklingen. Dies wird auch ein entscheidender Gesichtspunkt bei der konkreten Gestaltung der Stundengebete sein. Für den eigentlichen Gebetsteil enthält das Buch nur wenige Vorschläge (180, 281, 282), da gerade für die Weihnachtszeit das Angebot in sonstigen Gebetssammlungen recht vielfältig ist. Bei den Mittagsgebeten ist zu berücksichtigen, daß an Festtagen (hier 25. - 28. Dezember und 1. Januar) der jeweilige Festpsalm den Stundenpsalm ersetzen soll und für den 31.12. ein spezieller Vorschlag (430) gemacht wird. Auch das Gebet der Anbetung richtet sich an den Festtagen nicht nach dem Wochentag, sondern nach den Angaben unter der Nr. 171.8 und 171.10. Wenn es gilt, Gottesdienste für die Weihnachtszeit vorzubereiten, wird vorab zu klären sein,
Eine andere Gemeinschaft möchte intensiver Gebrauch vom Tagzeitenbuch machen: Auch hier wäre die festliche Vesper (414) mit Luzernar der Beginn, wozu bei den Lesungen auch solche aus der „Vigil” einbezogen werden (vgl. Vorabend- 6). Zur Mitternacht folgt eine Christmette (415 - 420), mit der Feier des Abendmahls verbunden. Soll dabei (nur) aus dem Tagzeitenbuch gesungen werden, könnte nach der Ansprache (statt Credo) der Halleluja-Gesang „Ja, wir alle bekennen” (916) angestimmt, zur Gabenbereitung ein eigener Offertoriums-Gesang mit Joh 1, 1.14 mit „Da alles still war...” (400) gebildet werden und bei der Kommunion Ps 96 mit der Antiphon 404 oder der Antiphon 422 Verwendung finden, (dann legt sich als 3. Psalm der Psalm 93 (400) nahe. In der Festmesse könnte sowohl die Antiphon „Gottes Sohn ist uns geboren” (411) als auch „Ich verkünde euch” (422) zur Kommunion gesungen werden. Bei einer Großen Vesper (wiederum mit Luzernar - ggf. mit Benediktion (189.18) - wären zusätzlich zu den vorgeschlagenen Stücken mehrere Lesungen wie auch der weihnachtliche Halleluja-Gesang „Im Anfang war das Wort” (9 15) denkbar. Im weiteren Sinn gehört zur Feier von Weihnachten auch dessen Vorbereitung im Advent, besonders hergehoben an den letzten sieben Tagen ab dem 17. Dezember mit den 0-Antiphonen (381 - 387) zum Magnificat und dem 24. Dezember (388, 389). Die nachfolgenden Wochen nach Epiphanias thematisieren das Offenbarwerden des Gottessohnes (450 - 480). Ebenso zählen jene besonderen Feste dazu, die im Laufe des Jahres auf die Menschwerdung verweisen: Neun Monate vor dem Christfest, am 25. März die Empfängnis Jesu bei der Verkündigung an Maria (810, 811), ein halbes Jahr zuvor - auf der Höhe des Jahres - am 24. Juni die Geburt des Vorläufers Johannes (713, 716 - 719) und am achten Tag danach (Oktav), dem 2. Juli, die Begegnung der beiden Mütter in Hoffnung: Heimsuchung Mariä (818, 819). Den Abschluß der Weihnachtszeit gibt es gleich doppelt: 40 Tage nach dem Christfest die Darstellung im Tempel, sog. Lichtmeß (802), bei der schon das Motiv von Hingabe und Passion anklingt, und der Letzte Sonntag nach Epiphanias als Fest der Verklärung Christi (463, 477 - 480), bei dem sich das Inkarnatorische und das Österliche miteinander verbinden. © Reinhard Brandhorst Quatember 2000, S. 249-252 |
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