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Cambridge August 1931
von August de Haas

LeerDer großen Konferenz, die der „Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen” diesen Sommer in Cambridge abhielt, ging zum erstenmal eine Jugendkonferenz voraus. Den Auftakt zu beiden bildeten zwei Freizeiten, durch englische Freunde der Jugend vorbereitet, die mit Jugendvertretern, vor allem aus Kirchen und kirchlichen Verbänden der westeuropäischen Länder beschickt waren. Mit großer Deutlichkeit trat dort in die Erscheinung der Unterschied zwischen der „älteren” und der „jüngeren” Generation.

LeerDie große Weltbundkonferenz wirkte auf den, der zum erstenmal an ihr teilnahm, wie ein Parlament mit endlosen geschäftlichen Sitzungen, ohne die Möglichkeit wirklichen Gesprächs, während bei der Jugendkonferenz der Wunsch nach gründlicher Aussprache und ernsthafter Debatte über die sachlichen Gegensätze bis zuletzt lebendig blieb. Man wollte soviel als möglich über die Lage in den verschiedenen Ländern hören und versuchte, jeden in seiner besonderen nationalen Gegebenheit zu verstehen.

LeerDie große Weltbundtagung nahm nach zum Teil sehr langen Vorarbeiten in den Kommissionen zu fast allen Punkten der Tagesordnung (z. B. Friedenssonntag, Abrüstungsfrage, Lage Österreichs usw.) irgend eine Entschließung an. Die Jugendkonferenz der Kirchen sprach in einer Resolution dem Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen für die Einladung zur Tagung ihren aufrichtigen Dank aus und erklärte im übrigen Folgendes: „Reden, Gespräche, Diskussionen und vor allem die gemeinsamen Gottesdienste haben denen, die daran teilgenommen haben, ein klares Bild von den Schwierigkeiten gegeben, die augenblicklich herrschen, und von der Macht des heiligen Geistes, die über alles triumphieren kann. Wir möchten wohl, daß an dieser unserer Erfahrung unsere gesamte junge Generation teilhabe, aber wir haben nicht die Worte gefunden, um ihr Ausdruck zu verleihen. Doch das Ergebnis dieser Tage hat uns Wichtigeres als eine Kundgebung finden lassen, das Bewußtsein einer persönlichen und gemeinsamen Verantwortlichkeit und die Bereitschaft, uns mit Gottes Hilfe treu zu ihr zu bekennen.”

LeerDieses „magere Resolutionsergebnis” wurde von Vertretern, die sich um die Pointe ihres Heimatberichtes betrogen sahen, bedauert. Wer die Vorarbeiten miterlebt hat, weiß, was es besagt: einen wirklichen Verzicht darauf, durch Kompromisse Einigungsformeln zu erzwingen, und das Bekenntnis, daß wir das Vertrauen zu Worten und Kundgebungen verloren haben.

Leer Die Arbeit des Weltbundes kann durch die Cambridge Tagung vorwärts getrieben werden, wenn der Weltbund darauf verzichtet, Frieden und Freundschaft zu „organisieren”, und dafür Hilfe leistet, daß Menschen einander über Grenzen hinweg in Wahrhaftigkeit begegnen.

LeerWir sind von Cambridge dankbaren Herzens zurückgekehrt, nicht, weil wir jetzt eine entscheidende politische Wandlung der Dinge durch den Weltbund erwarten, aber weil wir etwas von einer Verbundenheit durch gleiche Not und gemeinsamen Glaub en über Grenzen hinweg spüren durften.

Jahresbriefe des Berneuchener Kreises 1931/32, S. 23-24

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-01-16
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