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I. Die Aposteltage |
Die Änderung im Kalendarium des neuen „Gottesjahres” wird, wie wir hoffen, im Kreise unsrer Leser das Gespräch über den „evangelischen Heiligen-Kalender” im Flusse halten, und wir möchten in den kommenden Briefen gern näher darauf eingehen. Für diesmal richten wir unsern Blick auf eine Gruppe von Gedenktagen, von denen wir annehmen möchten, daß sie in erster Linie Beachtung fordern: die Gedenktage der Apostel, der „Zwölfboten”. Die Tatsache, daß diese Tage zum großen Teil noch als Termintage im Volksbewußtsein leben, ist nicht das Entscheidende. Und auch die Legenden vom Wirken und Leiden der einzelnen Apostel scheinen uns nicht das Wesentliche zu sein; sie würden ja eine sehr unterschiedliche Behandlung der verschiedenen Aposteltage nahelegen, je nachdem der Träger des betreffenden Namens im Neuen Testament oder in der kirchlichen Überlieferung stärker hervortritt. Das kann aber nicht der Sinn dieser Aposteltage sein. Beachten wir vielmehr ihre Verteilung über den ganzen Jahreskreis, ihre Zuordnung gleichsam zu den einzelnen zwölf Monaten, so merken wir, daß es hier weniger interessante Einzelcharaktere zu feiern gilt als die Gründung der Kirche auf die zwölf „Säulen”, die Christus gesetzt hat, und das heißt: auf das einhellige Zeugnis seiner Sendboten, wie sie in alle Lande hinausgegangen. Ein jeder von ihnen steht dann in erster Linie als Vertreter des Typus, als der - in seiner persönlichen Art namenlose - Herold seines Herrn und Meisters da, und erst in zweiter Linie kommen persönliche Wesenszüge, soweit sie uns überliefert sind, in Frage. Wir bitten daraufhin die Lesungen anzusehen, die die Bibellesetafel laufend zu den Aposteltagen bringen wird, in Anlehnung an die alte abendländische Überlieferung. Wenn der Bibelglaube der evangelischen Kirche sich nicht auf das gedruckte Papier bezieht, sondern auf die Menschen, die Gott gewürdigt hat, Werkzeuge seines Willens und vertrauenswürdige Träger seiner Frohbotschaft zu sein, dann stehen die Aposteltage mit Recht in den überlieferten evangelischen Kirchenordnungen verzeichnet und dann dürfen wir Monat für Monat diese Tage beachten als Tage des Bekenntnisses zur grundlegenden Predigt des Evangeliums und als Tage der Teilnahme an dem Lobopfer, von dem Luther im Ambrosianischen Lobgesang singt: »Der heiligen Zwölfboten ZahlJahresbriefe des Berneuchener Kreises 1932/33, S. 20 |
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