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Freizeitenbericht
von Erich Altendorf

LeerIn Schwenningen a. N. fand vom Gründonnerstag bis zum Ostermontag eine Osterfreizeit statt. Zur Verfügung stand als kultischer Raum eine 1930 erbaute kleine Notkirche, die „Johanneskirche”. Obwohl keiner der einheimischen Teilnehmer je an einer Berneuchener Freizeit teilgenommen hatte und sie fast alle dem Arbeiter- und Bauernstand angehörten, wuchsen die 14 einheimischen und 7 auswärtigen Teilnehmer schnell zu einer wirklichen Gemeinschaft durch die gottesdienstlichen Feiern und das Singen zusammen. Die Mahlzeiten wurden gemeinsam eingenommen. An die Stelle der Tischunterhaltung trat nach bewährter Sitte das schweigende Anhören einer vorgelesenen Geschichte. In den Lesungen beim Morgen- und Abendgebet erstand vor dem inneren Auge der Leidensweg Jesu, sein Sterben und Auferstehen. Besondere Höhepunkte waren die Beichte am Nachmittag des Stillen Samstag, die Feier der Osternacht, bei der in der dunklen Kirche Licht um Licht entzündet und vom Altar an die Gemeinde weitergegeben wurde, und die Feier des Herrenmahls am Ostermorgen. Die Vorträge behandelten die Themen: „Für unsere Sünden gestorben”, „Niedergefahren zur Hölle”, „Die Auferstehung von den Toten”. Es wurde der Beweis erbracht, daß eine solche Freizeit nicht nur für „Gebildete” möglich ist und daß unsere Ordnungen auch dort lebendig erfaßt werden können, wo Menschen ihrer kirchlichen Tradition nach eine eigentliche Liturgie und einen Altargesang nicht kennen.

LeerVom 4. bis zum 8. April konnte in Charlottenhof bei Vietz an der Ostbahn eine Freizeit gehalten werden. Die Zusammensetzung der Teilnehmerschar und die treffliche Sorge der Gastgeber erleichterten die Gemeinschaftsbildung ungemein. Das Bedürfnis aller Teilnehmer nach fester geistlicher Speise war groß, und es wurde deutlich, daß gerade unsere Gebets- und Sakramentsfeiern geeignet sind, der geistlichen Hungersnot vieler Menschen in unseren Gemeinden zu begegnen. Besonders schön und allen Teilnehmern unvergeßlich war der lange schweigende Gang zur Kirche, der in der Frühsonne reichlich 20 Minuten durch Park und Wald führte. Die Abendmahlsfeier wurde besonders festlich gestaltet als österliches Freudenmahl.

LeerDie Tagung des Berneuchener Kreises vom 7. bis 9. Mai in Friedberg (Oberhessen) war im wesentlichen bestimmt durch die Vorträge von K. B. Ritter: „Die Schöpfungswelt”, „Die gefallene Welt”, „Die Christuswelt”. Viele Gäste, vor allem die Kandidaten des Friedberger Predigerseminars, waren zugegen. Der Chor der herrlichen gotischen Kirche, einer Schwesterkirche von St. Elisabeth in Marburg, war vorzüglich geeignet für die gottesdienstlichen Feiern und die abschließende Feier des Heiligen Abendmahles.

LeerIm äußersten Norden unseres Vaterlandes, in Westerholz an der Flensburger Außenförde, wurde vom 21. bis zum 23. Mai die erste Berneuchener Freizeit veranstaltet. Trotz günstiger äußerer Bedingungen war sie insofern ein Wagnis, als fast gar kein tragender Stamm von solchen vorhanden war, die schon an sonstigen Berneuchener Freizeiten teilgenommen hatten. Sehr schnell aber wurde die anfängliche Zaghaftigkeit und Unsicherheit überwunden. In eingehenden Gesprächen über die Deutsche Glaubensbewegung und über die christliche Erlösung traten die einzelnen in erfreulicher Weise aus sich heraus. Es zeigte sich, daß es dringend nötig ist, die verschiedenen Wirklichkeitsbegriffe, vor allem den wissenschaftlichen und den biblischen gründlich zu klären, wenn es gelingen soll, Menschen aus einer bestimmten Bildungsschicht wieder an die Kirche heranzuführen. Auch hier wurde offenbar, wie hungrig die Menschen nach „Kirche” sind. Hoffentlich gelingt es, auch im Norden langsam und sicher eine Freizeit-Tradition zu schaffen.

Jahresbriefe des Berneuchener Kreises 1934, S. 129-130

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-11-09
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