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Das St. Johannisfest in der Schwedischen Kirche
von Gunnar Roosendal

LeerDie Kirche Schwedens hat folgende Bekenntnisschriften Die drei ökumenischen Symbole, (Apostolicum, Nicaenum und Athanasium), das Augsburgische Bekenntnis und die Schwedische Kirchenordnung. Die letztere stammt vom .Jahre 1572. In dieser noch heute gültigen Kirchenordnung gibt es auch ein Kapitel von kirchlichen Festtagen. Der Erzbischof Laurentius, durch den der Kirche Schwedens die apostolische Succession gegeben wurde und der der erste evangelische Erzbischof in der Kirche Schwedens war, legte besonderen Wert auf das liturgische Leben der Kirche. Obwohl er auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens anregend wirkte, war er sehr konservativ. So auch bezüglich der Festtage. Er schreibt in der Kirchenordnung: „Weil wir Christen nötig haben, daß wir zu gewissen Zeiten zusammenkommen können, um die Predigt zu hören und das Sakrament zu brauchen, wie auch Gebet und Danksagung zu üben, wollen wir, daß alles wohl geordnet gehen soll, wie auch St. Paulus geboten hat. So ist es auch notwendig, daß das arbeitende Volk Ruhe und Erquickung bekommt, wenn es soll aushalten können.” Er ist der Meinung, daß man schon in apostolischer Zeit kirchliche Festtage gehabt habe und benennt dementsprechend die verschiedenen Festtage, die in der Kirche Schwedens gefeiert werden sollen. Unter diesen finden wir u. a. zuletzt drei Marientage, alle Aposteltage, den Tag St. Johannes des Täufers, die St. Michaels-Messe und die Allerheiligen-Messe. In späteren Zeiten hat man unter dem Einfluß des Rationalismus gemeint, einige dieser Tage abschaffen zu sollen. Es ist aber nie gelungen. Zwar werden die Aposteltage leider nicht allgemein gefeiert, die übrigen aber sind überall beliebte kirchliche Festtage.

LeerDas St. Johannisfest wird als „Midsommardagen” (Mittsommertag) bezeichnet. Als Volksfest ist es ein Sommerfest. Dann versammelt sich die Jugend in allen Dörfern schon einige Tage vorher. Sie kommen mit Blumen und grünen Zweigen und machen davon Kränze und Girlanden. Auf einem offenen Platz im Walde schmückt man damit den St. Johannisbaum. Und in der hellen nordischen Nacht spielt und tanzt man zu Volksliedern und Volksmusik. Leider wird aber dieses schöne Sommerfest nicht mehr im Walde sondern auf einem Tanz- und Tivoliplatz gefeiert. Die alte Naivität und der schöne Klang der Volkslieder und Volksmusik wird von moderner Tanzmusik ersetzt und die alte schöne, unschuldige Stimmung ist zerstört. Der St. Johannisbaum wird meist ganz vergessen, er steht nur noch als Dekoration da. Der St. Johannistag ist, wie schon gesagt, immer ein kirchlicher Festtag gewesen. In allen schwedischen Kirchen hat man da um 10 oder 11 Uhr Hauptgottesdienst, „Högmässa”. Meistens wird dieser Gottesdienst ohne Abendmahl gefeiert, aber wir haben die alten, ehrwürdigen Perikopen und Gebete. Die Epistel ist Jes. 40, 1-8 und das Evangelium Luk. 1, 57-80. Das Kollektengebet lautet: O Herr Gott, der Du Deinen auserkorenen Freund Johannes den Täufer gesandt hast, damit er durch seine Predigt und seine Taufe Deinem Sohn Jesus Christus den Weg bereiten sollte, gib uns Gnade, daß wir nach seinen Worten unser sündiges Leben bessern und treu Ihm, zu welchem er uns gewiesen hat, folgen, unserm Herrn Jesus Christus. Amen.

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LeerLeider ist es oft so, daß die Kirchen an diesem Tag nicht gut besucht sind. Viele benutzen den Tag zu Ausflügen. Darum hat man in den letzten Jahren begonnen, Gottesdienste im Freien zu halten, ohne natürlich den Hauptgottesdienst in gewöhnlicher Ordnung am Vormittag aufzugeben. Zu den Gottesdiensten im Freien, im Walde oder am Seeufer, kommen die Leute gerne.

LeerNun haben wir in Osby versucht, das Volksfest und das kirchliche Fest miteinander zu verbinden. Wir feiern hier jeden Sonntag und jeden kirchlichen Festtag mit der Hochmesse mit dem heiligen Abendmahl nach alter schwedischer Ordnung - es war erst nach der Aufklärung, daß man aufhörte, das heilige Abendmahl jeden Sonntag zu feiern. Am St. Johannisabend (Vorabend) wird der St. Johannisbaum auf einer Rasenfläche des Pfarrhofes aufgestellt. Der Gemeindekirchenrat und die Pastoren laden die Gemeinde ein. Um sieben Uhr sind alle versammelt und dann beginnen wir die alten Sommerspiele und Volkstänze. Vielleicht wird auch etwas von der Schönheit der Schöpfung und der lichten und spröden Herrlichkeit der nordischen Sommernacht als einem Symbol jugendlicher Reinheit gesprochen. Um 10 Uhr gehen alle in die Kirche oder versammeln wir uns auf einem anderen Rasen, wo dann ein Altar gebaut ist. Die Kerzen brennen und ein Kruzifix - das Triumphkreuz von Maria-Laach, wovon wir schon zwei besitzen - ist auf den Altar gestellt. Der Priester trägt die Alba und rote Stola. Wir singen die Complet (Abendgebet) nach der Schwedischen Kirchenordnung, die eine vollständige Ordnung für die Tageszeiten des ganzen Jahres enthält. Die Complet singen wir ja jeden Abend, aber am St. Johannisabend singen wir sie am liebsten vor einem Altar im Pfarrhofgarten, wenn das Wetter still ist.

LeerIn der Kirche Schwedens tragen wir am St. Johannistage selbst wie an allen Märtyrertagen die roten Meßgewänder als eine Erinnerung an das Blut der Märtyrer. In Osby wird dann eine Hochmesse gefeiert nach der einzigen existierenden schwedischen Ordnung. Es ist eine schöne und allgemeinkirchliche Messe mit Introitus, Beichte, Kyrie, Gloria, Salutatio, Collecte, Epistel, Graduale, Evangelium, Credo, Predigt, Gebet, Präfation, Canon, Sanctus, Vaterunser, Agnus Dei, Communio, Danksagung und Segen. Das ist der Gang der Schwedischen Messe. Am Abend um 8.30 Uhr haben wir, wie jeden Tag, wieder die Complet in der Kapelle von St. Peter, dem ältesten Teil der Kirche, die leider sonst neu ist. Im Sommer nehmen gewöhnlich 50 - 60 Gemeindeglieder jeden Tag an der Complet teil. In dieser Weise feiern wir den Tag St. Johannis Gott zur Ehre und St. Johannis dem Täufer zum Gedächtnis

Jahresbriefe des Berneuchener Kreises 1936/37, S. 128-130

Fader Gunnar (schwedisch)

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-02
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