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Amen
von Friedrich Schauer

LeerIm Leben der Frommen gibt es kaum ein Wort, das so viel gebraucht wird wie das Amen. Das gilt für alle christlichen Konfessionen und darüber hinaus. Unvergeßlich ist mit das Amen aus den Gottesdiensten der Mohammedaner, das - mit der Betonung auf der letzten Silbe von den Gläubigen gemeinsam gesprochen - einen stark zusammenschließenden Eindruck hinterläßt.

LeerIn der Heiligen Schrift wird mit dem Amen ein Auftrag bestätigt, bei dessen Durchführung man der Hilfe Gottes bedarf. 1. Kön. 1, 36 antwortet Benaja seinem König nach Übernahme eines wichtigen Auftrags: „Dazu spreche der Herr, der Gott meines Herrn und Königs, Sein Amen!” Das Amen ist also zunächst die Bestätigung Gottes zur menschlichen Bereitschaft. Darüber hinaus bildete es den Abschluß des Gotteslobs, das der Priester im Gottesdienst ausspricht, durch die Gemeinde. So wird erzählt, daß nach Esras Lobpreis an Gott alles Volk mit erhobenen Händen „Amen, Amen!” rief, um sich dann in Anbetung vor Gott niederzuwerfen: Neh. 8, 6. Denselben Sinn hat es, wenn die vier ersten Bücher des Psalters mit einem Gotteslob und mit Amen abgeschlossen werden: Psalm 41, 14; 72, 19; 89, 53; 106, 48. Immer liegt darin die Anerkennung des Handelns Gottes durch die Gläubigen. Das gilt dann vor allem für die gottesdienstlichen Gebete, die wie bei uns vom Liturgen vor Gott für die Gemeinde gesprochen werden. Durch das gemeinsame Amen erkennt die Gemeinde das Gebet des Vorbeters als für sie mit gültig und verpflichtend an: 1. Kor. 14,16. Das bleibt bestehen bis zu dem himmlischen Gottesdienst unmittelbar vor dem Throne des Höchsten: Offb. Joh. 5, 14.

LeerIn dem allem liegt die Anerkennung des Handelns Gottes durch Seine Gemeinde. Wenn es Offb. Joh. 1, 7 heißt: „Siehe, Er kommt mit den Wolken. Und sehen wird Ihn jedes Auge - auch die, welche Ihn durchbohrt haben. Und wehklagen werden Seinetwegen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen.”, so ist damit gesagt, daß das alles am Jüngsten Tage ganz gewiß so eintreffen wird. Und eben dies bestätigt der Seher der Offenbarung der Christenheit. Dasselbe gilt von dem Amen der 24 Ältesten und der vier Tiere zu dem Gericht Gottes über die Hure Babel: Offb. Joh. 19, 4 oder von der Antwort der Gemeinde auf die Zusage des erhöhten Herrn: „Ja, Ich komme bald.” - „Amen, ja komm, Herr Jesu!” Offb. Joh. 22, 20.

Leer2. Kor. 1, 20 besagt: Weil in Christo das Ja Gottes zu allen Seinen Heilsverheißungen enthalten ist, ja, weil der Herr mit Seiner Erlösertat gleichsam die Verkörperung des Ja Gottes zu uns ist, kann allein durch den Herrn unser Amen Gott zum Lobe laut werden. Das entspricht ganz dem, wenn Offb. Joh. 3, 14 der erhöhte Herr das Amen schlechthin genannt wird.

LeerDem entsprechend ist es nicht zufällig, daß der Herr das Amen, das in der Lutherbibel in der Regel mit „wahrlich” wiedergegeben wird, Seiner Rede voranstellt: Matth. 6, 2; 8, 10 und viele andere Stellen.

LeerDas Wort kommt von dem hebräischen he-emin (mit der Betonung aus der letzten Silbe), d. h. „sich bergen”. So ist das Amen seinem Wortsinn nach ein Ausdruck des Glaubens und der Zuversicht. Indem wir auf Gottes Zusage mit Amen antworten, oder wenn wir unsre Gebete mit Amen schließen, bringen wir zum Ausdruck, daß wir uns bei Gott geborgen wissen. „Ja, ja, es soll also geschehen!” deutet Luther mit Recht das Amen des Vaterunsers.

Evangelische Jahresbriefe 1951, S. 26-27

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 15-11-23
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