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Die Engel in der Kunst
von Wolfgang Krönig

LeerIst es nicht ein Wagnis, ja eine Vermessenheit, daß wir uns ein Bild der Engel machen? Daß die Christenheit sich von jeher ein Bild der Engel gemacht hat? Das ist es ohne Zweifel. Und doch ist dieser unser Drang zum Bilde, zur Darstellung, zur Anschauung nicht nur tief eingewurzelt und begründet in der menschlichen Natur, sondern er ist auch berechtigt. Denn die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments bezeugt uns ja, daß die Engel, obschon sie nicht irdische Gestalt noch irdisches Wesen besitzen, sich doch leiblich und sinnlich wahrnehmbar gezeigt haben. Wie sollte da nicht der Christ auch von den Engeln und der in ihnen gegebenen Wirklichkeit seiner Glaubenserfahrung Zeugnis geben? Wie sollte er das nicht tun außer in der Sprache des Wortes auch mit dem ihm verliehenen bildnerischen Vermögen in der „Sprache” des Bildes. Es ist daher alle bildliche Darstellung der Engel gebunden an die Aussagen der Bibel als die lebendigen Grundtatsachen des christlichen Glaubens - gebunden aber zugleich auch an die verschiedene geistliche Einsicht und Erfahrung des Menschen, die verschiedene Kraft seines bildnerischen Vermögens, den verschiedenartigen Geist der Zeiten.

LeerEine rechte Betrachtung wird die Engeldarstellungen als Hinweise auf die Sache, eben auf die Engel selbst, als Aussage über Sein und Wesen der Engel auffassen und werten. Sie empfängt dabei ihren Maßstab vom Gegenstande her und wird demgemäß das Überzeitliche herausarbeiten und betonen, das jeweils in einer Darstellung gestaltet ist. Alles Historische und Künstlerisch-Formale, das dabei zur Sprache kommen muß, sollte dienend und klärend diesem Hauptanliegen untergeordnet werden.

LeerDie rechte und die verfehlte Art solcher Betrachtung können drei fast gleichzeitig erschienene Bücher über die Engel und ihre Darstellungen in der Kunst in seltsam eindringlicher Weise dartun, von denen zunächst zwei einander gegenübergestellt seien.

LeerL o t h a r  S c h r e y e r , D i e   h e i l i g e n  E n g e l (Freiburg i. Br., Verlag Herder, 1950; 15 Seiten und 25 Bildtafeln). 28. Bändchen in der Reihe „Der Bilderkreis”, herausgegeben von Heinrich Lützeler.

LeerH a n s  W e r n e r  H e g e m a n n, D e r  E n g e l  i n  d e r  d e u t s c h e n  K u n s t. (München, Verlag R. Piper & Co., 1950; 62 Seiten und 64 Bildtafeln.)

LeerDas Büchlein von Lothar Schreyer fügt sich in seinem beschränkten Umfang der bekannten Buchreihe „Der Bilderkreis” des Herder-Verlags ein. Doch gibt der Verfasser mit seinem kurzen Text in einer Konzentration, die ohne jede Umschweife nur wirklich Wesentliches aussagt über das Thema und hohe Bewunderung verdient, kurze Erläuterungen zu jedem der fünfundzwanzig mit Sorgfalt gewählten Bilder. Er tut es so, daß in jedem Einzelfall nicht nur über das Bild, sondern zugleich auch über die Engel selbst Entscheidendes ausgesagt wird. Hier erscheint die obige „ideale” Forderung rechter Betrachtung erfüllt: Das Kunstwerk ist Führer zur Sache, zum Gegenstand, und das verantwortungsbewußt deutende Wort will seinerseits diesen Sachverhalt erkennen helfen. Zugleich zeigt sich dabei, daß in diesem wirklichen Ernstnehmen jedes einzelnen Kunstwerks und seiner Aussage dieses seine eigentliche Erfüllung findet, daß wir damit dem Wesen des Kunstwerks nahekommen.

LeerMan mag bedauern, daß dies alles in knapper Kürze geschieht, die mehr andeutend als ausführend bleiben mußte; doch geht bei der großen Dichtigkeit und schönen Verhaltenheit der Aussage eine besondere Wirkung von dem kleinen Buch aus, die man dankbar empfindet. Wir möchten wünschen, daß auch das schon früher erschienene, leider vergriffene stattlichere Buch des Verfassers über die Engel im gleichen Verlag („Bildnis der Engel”; Freiburg, Herder, 1940), das die Zeugnisse von Wort und Bild über die Engel so eindringlich zusammenstellt, in neuer Auflage wieder zugänglich gemacht werde.

LeerVon gänzlich anderer Art ist das Buch von Hans Werner Hegemann, das sein Thema enger eingrenzt, in seinen Betrachtungen aber weiter ausholt und mit einem reichen Bilderteil versehen ist (nunmehr in zweiter, veränderter Auflage vorliegend). Im Vorwort sagt der Verfasser sogleich seine Absicht: „Dieses Buch über den Engel in der deutschen Kunst erfüllt drei Aufgaben. Einmal ist es eine Ikonographie des Engelbildes in all seinen Funktionen, so wie es die deutsche Kunst seit der Zeit Karls des Großen gestaltet hat.” Eben dieses, eine Bildkunde der Engelsdarstellungen muß man ja in erster Linie erwarten, und wenn dabei Aufschluß versprochen wird über die Funktionen des Engelbildes, also seine Aufgabe und seinen Platz im Rahmen des christlichen Gottesdienstes, so horcht man besonders gespannt auf. Das Buch hält aber wenig von diesen Versprechungen, und das letztere erweist sich als peinliches Mißverständnis des Verfassers und als Mangel an begrifflicher Klarheit. Denn im folgenden ist dann allein die Rede von den drei Funktionen des Engels als Bote, als Streiter Gottes und von der „Funktion” des Lobpreises, der Anbetung. In drei kurzen, einleitenden Abschnitten wird auf diese drei Funktionen eingegangen, werden die allgemeinen religionsgeschichtlichen und biblischen Grundlagen erörtert. Aber es ist wahrhaft enttäuschend, wie das geschieht. Denn es werden zwar alttestamentliche Stellen angeführt, das Neue Testament bleibt aber so gut wie gänzlich unerwähnt, und damit die ganze Fülle der Engel-Wirklichkeit, die uns dort entgegentritt und die allein die Grundlage der christlichen Kunst ist. Sie hätte ganz ausdrücklich genannt und sichtbar gemacht werden müssen, über die säuberliche Scheidung der drei Funktionen hinaus.

LeerDoch das eigentliche Anliegen des Buches ist weit stärker ausgesprochen in den beiden anderen Aufgaben, die der Verfasser sich stellt und im Vorwort weiterhin nennt: „Die historische Darstellungsweise bringt es dabei mit sich, daß das Engelsbild über elfhundert Jahre hindurch in feinen Wandlungen aufgezeigt wird; damit wird am Leitfaden e i n e s Themas ein stilgeschichtlicher Längsschnitt durch die deutsche bildende Kunst gemacht.
Schließlich ist versucht worden, die gebotenen Beispiele von Engelsdarstellungen auf den kulturgeschichtlichen Hintergrund, auf die gemeinsame Mitte aller wesentlichen Erscheinungen einer Kulturepoche zu beziehen.”

LeerDas stilgeschichtliche Nacheinander der Darstellung von frühchristlicher und karolingischer Zeit bis hin zur Gegenwart ist das Bestimmende des Buches. Dabei interessiert aber den Verfasser gar nicht so sehr das Engelsbild als solches, nicht das einzelne noch so bedeutsame Engelsbild. Es interessiert ihn nur als A u s s a g e einer bestimmten Zeit, eines bestimmten Künstlers, als Aussage ü b e r deren Meinen, Denken, Bilden. Dadurch entsteht in dem ganzen Buche der Eindruck eines historischen „Relativismus”, dem der objektive Gehalt der Darstellung ziemlich gleichgültig bleibt. Diese Haltung ist nicht nur für den religiös Empfindenden peinlich, sondern auch für den einfach sachlich Denkenden als ein Zwiespalt zwischen dem Thema und der Art seiner Behandlung, die eben schlechthin unangemessen ist. Das ganze Phänomen wird „relativiert”, es wird zu nichts als dem Gradmesser der Empfindungsstärke einer bestimmten Zeit, eines bestimmten Volkes, eben des deutschen. Dieses ist denn auch der eigentliche „Held”, das eigentliche Thema des Verfassers. Von daher erklärt sich weiter die Gewaltsamkeit dieses Buchtitels und -themas, das künstlich und gewollt ist und höchstens eine praktische Berechtigung beanspruchen könnte. Denn die „deutschen” Engelsbilder abzutrennen von den übrigen christlichen ist einfach falsch und unmöglich. Der Verfasser scheint gelegentlich diese Schwierigkeiten zu spüren; aber seinem Thema zuliebe, richtiger noch, seinen Thesen zuliebe, wird eine Reihe von summarischen Werturteilen, Behauptungen, Gewaltsamkeiten hingestellt, die hier nicht ausgeführt werden können. Noch charakteristischer im gesamten ist es, daß jeweils e r s t die stilgeschichtliche Situation gekennzeichnet und in sie dann das jeweils zugehörige Engelsbild hineingestellt wird. Es wird also das eigentlich sinnvolle und richtige Verfahren geradezu auf den Kopf gestellt. Wirklich eindringende, erschöpfende Beschreibungen und Deutungen von Einzelwerken, die doch der Ausgangspunkt sein müßten, finden sich kaum, und eine Reihe von schönen und bedeutenden Werken, die sich in den Abbildungen finden, bleibt im Text unbesprochen.

LeerStatt dessen ist versucht worden, die „Engeldarstellungen auf den kulturgeschichtlichen Hintergrund, auf die gemeinsame Mitte aller wesentlichen Erscheinungen einer Kulturepoche zu beziehen”. Das ist ein mehr als fragwürdiges Unternehmen. Denn ganz abgesehen davon, daß ja keineswegs feststeht, was diese gemeinsame Mitte ist und ob es sie überhaupt gibt, führt dies dazu, daß allgemeinste historische Tatsachen zur vermeintlichen Erklärung und Deutung von Kunstwerken (und hier von Engelbildern!) herangezogen werden. So etwa, wenn für den „ottonischen Engel” (welch fragwürdiger Gewinn kunsthistorischer Betrachtungsweise!) „ein politischer und ein geistesgeschichtlicher Vorgang von Weltbedeutung als Voraussetzungen” genannt werden o h n e das eigentlich Religiöse als den entscheidenden Quellgrund; oder wenn für den „romanischen Engel” das „Weltgefühl der asketischen Mönche” verantwortlich gemacht wird und dabei so bedenkliche Formulierungen gebraucht werden wie die, daß in dieser Zeit „die Verbindung von kirchlichem und kaiserlichem Kultus auseinanderriß” - Ausdrücke wie „kultische Strenge” und „liturgische Unbewegtheit” als Charakterisierungen genügen nicht; es ist nicht möglich, sie so allgemein zu gebrauchen ohne ein Gefühl für konkrete Sinnerfülltheit.

LeerWenn dann von den Fresken der Allerheiligenkapelle in Regensburg aus dem 12. Jahrhundert gesagt wird, daß in ihnen „die Engel nur als spruchbandhaltende oder sonst mit Handweisungen dienende Gestalten in kultischer Strenge erscheinen”, so fragt man sich was bedeutet hier dieses „nur”? Welcher Wertungsmaßstab liegt hier überhaupt zugrunde? Es ist der des jedesmaligen Zeitgeistes, wie sich gleich darauf und immer wieder zeigt. Denn im weltbejahenden Rittertum der Stauferzeit „konnte auch die Michaelsgestalt nicht anders als in ritterlichen Züchten, mit ritterlichem Zuschlag der Waffe erscheinen.” Das heißt nun aber gegenüber einer fast banalen Selbstverständlichkeit an dem eigentlichen Gehalt, eben an dem überzeitlichen Gehalt vorbeisehen. Und so vermißt man gerade bei den Michaelsdarstellungen ein Wort über die d u r c h g e h e n d e Art und ihre Bedeutung; eine Erklärung wird gar nicht erst versucht. Es fehlt auch erstaunlicherweise jede Erwähnung der Westwerks und ihres Zusammenhanges mit der Verehrung des hl. Michael.

LeerEs fehlt beim Verfasser jede „Mitte”, jeder feste Maßstab zur Erfassung des Themas der Engel, von wo aus er mit sicherem Urteil an die Vielfalt der Erscheinungen herantreten könnte. Das zeigt sich zumal in der Behandlung des 19. und 20. Jahrhunderts. Hier wird eine Kette von rein formalen Indizien gegeben, die nicht im mindesten ausreichend sind und an den Kern der Sache gar nicht heranführen. Eine wirkliche Deutung vom Einzelwerk her wird auch hier kaum versucht (außer der ganz kläglichen eines Bildes von Carus). Und so enthüllen einige allgemeine kulturelle, religiös verbrämte Phrasen am Schluß des Buches noch einmal deutlich daß dem Verfasser eine klare christliche Position fremd ist, und erst recht die wahre Bedeutung der Engelwelt. Es heißt da, daß „der Kampf geht um die Verwirklichung der ewigen objektiven Werte aus den Tiefen eines neu sich entfaltenden Menschseins;” und weiter am Ende; „erleben wir vielleicht . . . den Anbruch eines neuen menschheitsgeschichtlichen Kulturablaufs, der . . . auch wieder ein eigenes inneres Verhältnis zum Kosmos, eine neuartige religiöse Verinnerlichung bringt.”

LeerFragt man sich schließlich, warum denn der Verfasser eigentlich ein ihm so wenig gemäßes Thema behandelt so stößt man im Vorwort und im letzten Absatz des Buches auf die ziemlich gleichlautende das Buch gleichsam einrahmende These, daß „das Engelbild ein wichtiger Gegenstand der Kulturpsychologie ist, einer Wissenschaft die sich erst am Horizont der gegenwärtigen Geisteswissenschaften abzuzeichnen beginnt”. So viel Eitelkeit, ja, Überheblichkeit, verbunden mit so viel Blindheit gegen die eigenen Fähigkeiten und Grenzen, überrascht nicht mehr. Wohl aber die völlige Unwissenheit darüber, bis zu welchem Umfang und welcher Tiefe der Aussage gerade die Erforschung der Bildinhalte, bestimmter Themengruppen, der Ikonographie also, inzwischen längst gelangt ist innerhalb der Kunstgeschichte als Wissenschaft, wie sehr sie (wenn schon der Verfasser ausgesprochen wissenschaftliche Absichten verfolgte) hier hätte Vorbild sein können - ohne daß gerade die bedeutenden Forscher ihrem Tun den hochtrabenden Namen einer neuen Wissenschaft gegeben hätten. Auch hätte man erwarten dürfen daß der Verfasser gerade bei seinem Engelthema sich Überlegungen zunutze gemacht hätte wie sie Dagobert Frey in seinen Untersuchungen über den Realitätscharakter des Kunstwerks angestellt bat. Gegen die enge Gefolgschaft Pinders mit seinem verehrungswürdigen Lebenswerk, die das ganze Buch durchzieht, ist an sich nichts einzuwenden; doch sprechen das allzu starke Ausmaß und die dem völlig veränderten Gegenstand nicht entsprechende Übertragung Pinderscher Gedankengänge gegen den Verfasser.

LeerKritik und Polemik ist keine erfreuliche Sache, zumal dann nicht, wenn es sich um einen so hohen Gegenstand handelt. Aber sie ist hier - leider - dringend notwendig. Doppelt notwendig deshalb, weil hier allzu leicht die Gefahr einer Verkennung besteht. Denn das Buch ist hervorragend ausgestattet, es ist anziehend, der Bilderteil ist sehr schön. Und von den Abbildungen her sind ja heute sehr viele solcher Bücher geplant, ist wahrscheinlich auch dieses Buch konzipiert. Und das trübt leicht meist allzusehr die Urteilsfähigkeit. Es wird nicht leicht erkannt, was wirklich .echt” ist und Bestand hat. Nur darauf aber darf es uns ankommen. Auch der „Text zu den Abbildungen” ist eben nicht etwas, was leicht genommen werden dürfte. Und dieses Buch, das heißt sein Text, kann, streng genommen, nicht den gläubigen Christen und auch nicht den Wissenschaftler befriedigen.

LeerDagegen ist ein drittes Buch über die Engel nun ganz aufgebaut auf der Einheit der doppelten Aussage von Wort und Bild:
G e r t r u d  S c h i l l e r, D i e  B o t e n  G o t t e s. (Kassel. Johannes Stauda-Verlag, 1951; 114 Seiten mit 39 Abbildungen im Text, Pappbd. mit Kunstdruckumschlag DM 9.-.) Im Vorwort heißt es: „Dieses Buch möchte die Engel der heiligen Schrift durch Zusammenstellung von Texten und Bildern den Menschen unserer Tage nahe bringen. Es scheint ein Widerspruch zu sein, zu einem Unsichtbaren durch das sichtbare Bild hinführen und das Jenseitige in irdischer Form anschauen zu wollen. Aber jedes menschliche Zeugnis des Unsichtbaren muß irdische Gestalt annehmen, sei es im Wort der biblischen Botschaft, im Lied oder im darstellenden Bild. Wenn das Wort, die Liturgie und die Darstellung sich in einem Bekenntnis der Ehre und Macht Gottes vereinen, dann ist der Zusammenklang voller Lobpreis. Lin Buch von den Engeln, deren Amt es ist, Gott zu loben, ist im sichtbaren Bild und im menschlichen Wort ein Buch der Anbetung.”

LeerSo ist denn dies das Schöne und Beglückende an dem Buch, daß es in der rechten Art an das Thema herangeht, mit Ehrfurcht, ja mit Demut; daß es die Bilder nicht als Selbstzweck betrachtet, als für sich bestehende, „losgelöste” Kunstwerke, und daß es gerade darin zugleich im besten Sinne sachlich, das beißt dem Geist der Sache, der Bilder also, wirklich angemessen ist - eben das, was wir im vorgenannten Buche mit seiner vermeintlichen Wissenschaftlichkeit und Objektivität so sehr vermißten.

LeerKlarheit und Schlichtheit zeichnen das Buch aus, seinen Ausbau und seine Gliederung. In zwei Hauptteilen werden „Die Engel im Alten Testament” und „Die Engel im Neuen Testament” behandelt. In den Unterabschnitten der beiden Hauptteile ist nun aber weiter eine Gliederung, eine Durchdringung des Engelthemas und eine geistige Führung durch die Heilige Schrift verwirklicht, die trotz ihrer notwendig knappen Form voller Aufschlüsse und sehr hilfreich ist und mit großer Dankbarkeit begrüßt werden kann.

LeerDie Behandlung des Themas geschieht so, daß die wichtigsten auf die Engel bezüglichen Bibelstellen abgedruckt werden, dazu liturgische Texte, Psalmen und Lieder. Dazwischen sind die Bilder eingefügt, sorgfältig gewählt, jedes an seinem ihm zukommenden Platz, sowie kurze Texte der Verfasserin, welche der Deutung der Bilder und dem Zusammenhang von Text und Bild dienen. Durch diese Ordnung erhält das Buch eine Objektivität der Aussage, die jede Äußerung der Verfasserin „über” den Gegenstand ganz hinter diesen selbst dienend zurücktreten läßt; es erhält eine Dichtigkeit und Eindringlichkeit der Aussage, die großartig ist. Dabei wird eine Reihe von wirklich schönen und eindringlichen Bilddeutungen gegeben, so etwa bei der hinreißend großartigen Reichenauer Miniatur der Jesaja-Vision, bei den Darstellungen der Hesekiel-Vision und bei einer Miniatur des Jakobstraumes von der Himmelsleiter. Hier wie an anderen Orten wird man die mancherlei Hinweise auf andere Bibelstellen und auf das Ganze der Heiligen Schrift in ihrer aufschließenden Bedeutung besonders dankbar empfinden Es erweist sich auch hier wieder, daß wir großartige Glaubensaussagen und Glaubenserkenntnisse alter Bilder erst neu wieder zu sehen und zu verstehen lernen müssen. Vielleicht darf bei dieser Gelegenheit angemerkt werden, daß es doch zu bedauern ist, wenn in dem zu großem Dank und Bewunderung uns verpflichtenden Abschnitt über die Engel in dem zuletzt erschienenen Band III, 3 der „Kirchlichen Dogmatik” von Karl Barth diese Tatsache und Fähigkeit der Bilder einfach nicht gesehen wird. Damit soll nichts Unmögliches verlangt werden, nichts, was über das Vermögen eines einzelnen Menschen hinausginge; doch legt die vereinzelte und ganz unbefriedigende Einbeziehung von bildlichen Engeldarstellungen durch Karl Barth eine solche Äußerung nahe.

LeerEs gehört zu der schönen Eindringlichkeit und Schlichtheit des besprochenen Engelbuches und seiner durchdachten äußeren Gestaltung, daß alle Bilder ohne Unterschriften erscheinen, daß die reine Wirkung ihrer Aussage neben der des Textes steht! In einen Anhang werden die sachlichen Angaben zu den Bildern verwiesen, dazu einige Anmerkungen zum Text und vor allem eine Angabe von Bibelstellen, die aus Engel Bezug haben.

Evangelische Jahresbriefe 1951, S.210-215

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 15-11-22
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