Startseite
Inhalt
Inhalt 1954
Jahrgänge
Autoren
Suchen


Die Ansgar-Bruderschaft in Dänemark
von Svend Borregaard

LeerDie Bruderschaft des heiligen Ansgar (Fraternitas Sancti Ansgarii, abgekürzt: FSA) wurde 1933 am 3. Februar, dem Gedächtnistag Ansgars, gestiftet.

LeerDie dänische Kirche ist evangelisch-lutherisch, mit den drei ökumenischen Symbolen und der Confessio Augustana Invariata und Luthers Kleinem Katechismus als verpflichtenden Lehrdokumenten, auf die alle Priester vor ihrer Ordination dem Bischof gegenüber ein feierliches Gelübde ablegen müssen. Die alten kirchlichen Traditionen sind zum großen Teil beibehalten. Die Sakramente sind hoch in Ehren gehalten. Der Hauptgottesdienst ist die „Hochmesse” mit Predigt und dem heiligen Abendmahl.

LeerViele gehen aber nur zur Kirche bei speziellen Gelegenheiten oder an den großen Festtagen, besonders an Weihnachten. Im Gottesdienst ist die Gemeinde sehr passiv und überläßt alle Aktivität dem Priester, Diakon, Organisten und Chor. Kyrie, Gloria und andere liturgische Gesänge werden oft in metrischen Übersetzungen gesungen oder mit Kirchenliedern ausgetauscht. Die Beichte ist zum Teil formalisiert. In den meisten Kirchen beichten alle Kommunikanten auf einmal; doch die Absolution wird den einzelnen mit Handauflegung gegeben.

LeerEin Kreis von Priestern und Laien. die sich nach einer Bereicherung und Belebung des gottesdienstlichen Lebens und des persönlichen Andachtslebens sehnten, arrangierte 1931 „Stille Tage” für Männer. Bei dieser Gelegenheit wurde die Hochmesse mit außergewöhnlicher Feierlichkeit gehalten und das Stundengebet, das seit 150 Jahren in Dänemark ausgestorben war, wurde wiederaufgenommen. Die „Stillen Tage” wurden 1932 wiederholt, und nun entstand der Gedanke, eine Bruderschaft zu stiften. Die endgültige Stiftung folgte 1933. Der erste Frater Superior war Pfarrer Johannes Bruun, der auch die grundlegende Arbeit für die Wiederherstellung des dänischen Stundengebets ausgeführt hatte. Er hat in Friedrich Heilers „Eine Heilige Kirche” (1.-3. Heft 1935, p. 17-21) einen Bericht über die Gründung gegeben. Nach seinem Tode 1939 wurde Frater Superior Propst Gudmund Bruun, dessen Nachfolger der jetzige Superior, Pfarrer Svend Borregaard, ist, Im Jahre 1946 wurden zum erstenmal Stille Tage für Frauen abgehalten, und bald danach wurde der ursprünglich in Indien gestiftete Orden der franziskanischen Minderen Schwestern (s. Eine heilige Kirche”. 1.-3- Heft 1935, p. 48-53), dessen leitende Schwester, Dr. Anna Bramsen, Dänin ist, der FSA angeschlossen. Seit 1950 gibt es auch Ansgarianerinnen, die derselben Regel wie die Ansgarianer folgen und die also nicht franziskanisch sind, sondern einen dritten Zweig der Ansgarbruderschaft bilden.

Linie

LeerIm Laufe der zwanzig Jahre seit der Stiftung der FSA hat das Stundengebet einen festen Platz im Leben der dänischen Kirche gewonnen, und das Interesse für lebendige Liturgie hat sich sehr vermehrt, weit über die Grenzen der Bruderschaft hinaus. Auch die persönliche Beichte wird in steigendem Maße geübt. Das Stundengebet wird auch von vielen im persönlichen Andachtsleben benutzt. Dieses Jahr wird ein vollständiges dänisches Brevier herausgegeben, von einem Ausschuß, der aus Repräsentanten der FSA und anderen interessierten Kreisen zusammengesetzt ist. Bisher sind viele verschiedene kleinere Stundengebetsbücher benutzt worden, aber nun ist hoffentlich die Zeit des Experimentierens zu Ende.

LeerDie liturgischen und seelsorgerischen Gedanken, die für unsere Bruderschaft grundlegend sind, haben auch viele andere Männer und Frauen in der dänischen Kirche bewegt, und was erreicht ist, ist bei weitem nicht der FSA zum Verdienste anzurechnen. Wir sind aber dankbar, daß es uns vergönnt worden ist, eine Hand dabei zu reichen. Die Fraternitas zählt heute 30 Ansgarianer, 7 Ansgarianerinnen und 21 Franziskanerinnen als Mitglieder. Die Ansgarianer und Ansgarianerinnen tragen ein kleines Silberkreuz mit den Buchstaben FSA, dies Franziskanerinnen ein kleines braunes Kreuz aus Holz . Sie haben auch eine schlichte braune Ordenskleidung, die sie jedoch nicht verpflichtet sind, immer zu tragen.

LeerStille Tage, an denen nicht nur Brüder und Schwestern, sondern alle Interessierten teilnehmen können, wurden 1953 viermal abgehalten: einmal für Männer, zweimal für Frauen und einmal für Männer und Frauen. Es ist aber immer zu beobachten, daß die Brüder und Schwestern am gewöhnlichen gottesdienstlichen und kirchlichen Leben ihrer Pfarrgemeinde teilnehmen. Die FSA will unter keinen Umständen eine „Kirche in der Kirche” sein; sie will in der Kirche und in den Pfarrgemeinden dienen.

LeerWas wir wollen, ist am besten zu ersehen aus einem Gebet, das den Brüdern und Schwestern empfohlen ist.
Herr, unser Gott, himmlischer Vater, so wie dein Diener Ansgar beten auch wir, daß du aus Gnaden das Wunder uns zu guten Menschen zu machen tuest.
Herr Jesu Christe, gebrauche uns, das Erbe deiner Kirche zu schützen. Hilf uns, in jedem Menschen dich zu sehen, und gib uns , mit der Liebe, mit der du uns geliebt hast, allen Menschen entgegenzutreten.
Herr Gott, Heiliger Geist, reinige unsre Herzen, leite uns, die Gnadenmittel fleißig brauchen, und stärke ums, daß wir beten und nicht müde werden.
Allmächtiger und barmherziger Gott, erbarme dich deiner zersplitterten Kirche auf Erden und sieh uns alle im Gnaden an. Gib uns, wenn es möglich ist, daß wir schon hier auf Erden uns im gemeinsamen Lobgesang in der sichtbaren Einheit deiner heiligen allgemeinen Kirche vereinigen können.
Herr, laß dein ewiges Licht leuchten über allen Entschlafenen. Gib ihnen und uns allen deine Gnade und deinen Frieden um Jesu Christi willen.
Quatember 1954, S. 41-42

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-17
Haftungsausschluss
TOP