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Quatember nach vier Quartalen
von Erich Müller-Gangloff

LeerMit diesem Heft tritt „Quatember” in seinen zweiten Jahrgang ein, der der achtzehnte der „Evangelischen Jahresbriefe” ist. Da jedes Heft aus vier Bogen zu je viermal vier Seiten bestand, hat der abgeschlossene Jahrgang, der nun auch gebunden vorliegt, mit seiner Seitenzahl die Zahl vier in ihrer vierten Potenz erreicht. Der Leser möge uns verzeihen, wenn wir mit dieser Feststellung eine gewisse Freude am Spiel mit der namengebenden Zahl bekunden. Und da vor einem Jahr ein neuer Weg unserer Zeitschrift begann, möge er uns zugleich erlauben, bei dieser Gelegenheit einen kleinen Rückblick zu tun.

LeerAls wir mit „Quatember” begannen, schien es einigermaßen kühn, auf diese Weise mit einer Reihe evangelischer Zeitschriften in Wettbewerb zu treten, die sich längst einen geachteten Namen erworben hatten. „Quatember” mußte in diesem Kreis wie ein Neuling, wenn nicht sogar wie ein Eindringling wirken, zumal es nicht in der üblichen Monatsfolge, sondern als Vierteljahrsschrift erschien. So konnte es im Laufe des Jahres geschehen, daß einem früheren Herausgeber der „Zeitwende”, als er eine Übersicht über die evangelischen Zeitschriften verfaßte, das Versehen unterlief, „Quatember” überhaupt nicht zu erwähnen, offenbar weil er wie gebannt auf den Monatstermin blickte.

LeerEs ist ein auch sonst anzutreffendes merkwürdiges Vorurteil, daß eine Zeitschrift, um für voll genommen zu werden, monatlich erscheinen müsse, daß sie zum mindesten monatliches Erscheinen anstreben solle, wenn es infolge widriger Umstände zeitweilig nicht realisierbar sei. „Quatember” hat einen solchen Ehrgeiz von vornherein abgelehnt und schon durch die Namenwahl bekundet, daß das quartalsmäßige Erscheinen mehr und etwas anderes als eine Ausflucht ist. Uns will scheinen, daß eine Vierteljahrsschrift einem bestimmten besinnlicheren Typus von Leser, auf den es uns ankommt, sehr viel angemessener ist als eine Monatsschrift. Wer kann alle guten Monatshefte lesen oder auch nur verfolgen, die es heute wieder gibt?

LeerVielleicht ist es etwas überspitzt zu sagen, die Zeit der Monatsschriften sei vorbei. Aber es läßt sich nicht verkennen, daß immer mehr und gerade wertvolle Zeitschriften vom monatlichen zum zwei- und dreimonatlichen Erscheinen übergehen. Es ist eine ähnliche Entwicklung wie bei den Zeitungen, die uns ehedem mit zwei oder drei Ausgaben am Tage überfluteten und uns heute oft schon mit einer Ausgabe zuviel Papier ins Haus bringen, so daß mehr und mehr die Wochenzeitung an die Stelle der Tageszeitung zu treten beginnt. Wen diese Entwicklung überrascht, der beschäftige sich mit dem englischen Zeitschriften-und Zeitungswesen: hier hat das „Weekly”-Blatt schon längst seinen festen Platz neben der „Daily”-Zeitung, und die „Quarterlies” spielen unter den Zeitschriften eine ungleich wichtigere Rolle als die „Monthlies”. Fast alle wirklich bedeutenden Zeitschriften gehören zum Quarterly-Typ, und sehr viele benennen sich auch danach.

LeerEs ist heute schwierig, den Bezieherstamm einer Zeitschrift aufzubauen. „Quatember” darf in dieser Hinsicht befriedigt auf das vergangene Jahr zurückblicken: wir haben einen über Erwarten guten Zustrom an neuen Beziehern. Es wird nicht nur dem Sachkenner etwas sagen, daß im Laufe des ersten Abonnementjahres beinahe vierhundert neue Bezieher hinzugekommen sind - mit jedem Heft durchschnittlich hundert und also auch in dieser Hinsicht in einer merkwürdigen Beziehung zur namengebenden Viererzahl. Wir hüten uns sehr, diesem erfreulichen Erfolg übertriebene Bedeutung beizumessen, so hoch er gerade angesichts des allgemeinen Zeitschriftensterbens zu werten ist. Wir sehen ihn aber als einen Ansporn an, in unserem Bemühen, „Quatember” zu einer Zeitschrift von eigenem Wert und Auftrag zu gestalten, trotz aller Bedrängnis der Mitarbeiter- und Zeitnot nur um so intensiver fortzufahren.

Quatember 1954, S. 64

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-11-02
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