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Sind Bibelsprüche Gottes Wort?
von Friedrich Wilhelm Effey

LeerIn Ergänzung zu den Überlegungen von Herbert Goltzen „Sind Bibelsprüche Gottes Wort?” (Quatember, Heft 2/1974) seien drei Anmerkungen erlaubt, die aus eigenen Erfahrungen resultieren:

Leer1. Am 1. Mai 1933 hatte ein Pfarrer in Frankfurt/Oder, wo ich damals das Predigerseminar besuchte, bei einem von Aberhunderten besuchten Feldgottesdienst das Jesuswort nach Luk. 9, Vers 62: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes” seiner volltönenden Ansprache im Enthusiasmus jener Tage zugrunde gelegt; allerdings mit einer wesentlichen Einschränkung, da er in der Wiedergabe der Bibelstelle endete bei „geschickt”. Die eigentliche Zuspitzung dieses Wortes „zum Reich Gottes” wurde verschwiegen und stattdessen alles auf den Aufbruch in die neue Zeit ausgerichtet.

Leer2. Eine der ersten Trauungen, die ich als junger Pfarrer zu halten hatte, betraf einen Unteroffizier der Reichsmarine. Da ich zunächst die Brautleute nach einem selbstgewählten Trautext zu fragen pflegte, wurde von ihnen das so oft begehrte Wort aus Ruth 1, Vers 16: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen . . .” erbeten. Ich machte sie auf die wirkliche Situation aufmerksam, in der dieses Wort zunächst gesprochen ist: Eine Schwiegertochter will mit ihrer Schwiegermutter gehen. Die Schwiegertochter läßt sich aber von ihrem Vorhaben nicht abbringen; sie bekennt sich zu der neuen Lebenslage, indem sie sich auch dem Gott anvertraut, den ihre Schwiegermutter verehrt. Daraufhin erbat man sich ein anderes Wort als Trautext, da man eingesehen hatte, daß das Wort aus dem Buche Ruth nicht passend sei.

Leer3. Wie oft ist Konfirmanden schon jenes Wort aus Offenbarung 3, Vers 11 als Spruch mit auf den weiteren Lebensweg gegeben worden: „Halte was du hast, daß niemand deine Krone nehme!” Dabei hat man wohl nicht beachtet, daß diese Mahnung nicht an einen einzelnen Menschen gerichtet war, sondern einer ganzen Gemeinde gelten soll. Darum ist es erfreulich, daß die neuere Übersetzung „Gute Nachricht für Sie. NT 68” diese Stelle so wiedergibt: „Haltet fest, was ihr habt. Sonst könnte euch der Siegespreis geraubt werden.” Bei einer sachgemäßen Auslegung dieser Stelle könnte einem einzelnen auch aus diesem Wort Ermunterung und Stärkung zuteil werden, wenn er sich als Glied der ganzen Gemeinde wissen darf. So habe ich dieses Wort immer verstanden, da es mir vor 50 Jahren als Konfirmationsspruch mit auf den Weg gegeben wurde.

LeerMan darf sicher einzelne Worte als Hilfen und Wegweisung verwenden, wenn dabei deutlich bleibt, daß sie Teil der ganzen Botschaft Gottes, seines Wortes sind.

Quatember 1974, S. 250-251

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-12-12
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