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Paul Sinkwitz †
von Wolfgang Krönig

LeerDer Maler und Graphiker Paul Sinkwitz, 1899 in Ebersbach in der sächsischen Lausitz geboren, ist am 15. Juli 1981 in seiner Wahlheimat Oberbayern, in Arzbach, gestorben. Dort war er bis ins hohe Alter künstlerisch schaffend tätig. Sein Holzschnitt „Betende” ist vorn in diesem Heft zu sehen.

LeerIn seinem Leben wie in seinem Werk verklammert er beide Teile des gespaltenen Vaterlandes: seit 1931 als Lehrer für Graphik an der staatlichen Akademie für angewandte Kunst in Dresden tätig, wo er später Professor wurde, folgte er 1955 einem Ruf an die Meisterschule für Malerei in Stuttgart.

LeerIn unbeirrter Schlichtheit und kraftvoller Innigkeit hat er ein Lebenswerk geschaffen, das in allen Stürmen und Verhängnissen, in allem Zerstörerischen und Chaotischen, wie es auch im heutigen Kunstgeschehen seinen unübersehbaren Ausdruck findet, dennoch einem heilen und heilend wirkenden Menschenbild dient. So ist es nicht zufällig, daß biblische Themen in seinem Schaffen mehr und mehr eine besondere Bedeutung erlangten, und zwar sowohl als graphische Einzelbilder wie auch in illustrativen Zyklen. Hier ist die Bildfolge der 52 Perikopen-Bilder zu den Sonntags-Evangelien zu nennen, Holzschnitte und Pinselzeichnungen, die der Quell-Verlag in Stuttgart im Jahre 1956 herausgegeben hat. Die gleiche Bild-Folge brachte kurz zuvor auch die Evangelische Verlagsanstalt in Berlin (Ost) heraus: „Bilder zum Kirchenjahr nach den altkirchlichen Sonntags-Evangelien”. Die Fähigkeit eindringlich-klarer Darstellung mußte Sinkwitz zu solcher volksmissionarischen Aufgabe besonders befähigen. Auch die eindrucksvolle graphische Folge der Seligpreisungen verdient ausdrückliche Erwähnung.

LeerEs ist zumal die kraftvoll schlichte Sprache des Holzschnitts, die Sinkwitz zu überzeugenden Lösungen geführt hat, darin seine Teilhabe an einer großen Tradition erweisend. Seine oftmals volkstümlich einfachen und knappen Darstellungen erzielten dort eine besondere Wirkung, wo sie Erzählerisches und Realistisches zurücktreten lassen, wo mit einer Hinwendung zum Sinnbildhaften, zum Symbolischen, christliche Wahrheit im gegenwärtigen Leben aufleuchtet. Zugleich wird in solchen graphischen Bildern eine Form einfacher Größe sichtbar, welche Eignung und Fähigkeit zur Wandmalerei erkennen läßt, die der Künstler, langgehegten Neigungen entsprechend, in kirchlichem Auftrag in Dresden, in der Schwarzwaldkirche in Fürnsal und in der Kirche von Kettenheim/Rheinhessen verwirklichen konnte.

LeerEs wäre eine unerlaubte Vereinfachung, christliche Kunst nur dort verwirklicht zu sehen, wo sie durch den Inhalt als solche bestimmt ist. Vielmehr ist für die Beurteilung wichtig die erkennbare Absicht des Künstlers, eine spezifische Aufgabe übernehmen zu wollen, zu „dienen”. Das ist leichter dort erkennbar, wo es sich um Kunst handelt, die dem Leben der Kirche, dem Gottesdienst zugehörig ist, also liturgische Kunst. Doch dürfte für die mögliche Erkennbarkeit des Christlichen im Werk eines Künstlers letztlich entscheidend sein die Echtheit seiner Aussage, seiner Hingabe an die Sache und allerdings auch die Gestaltungskraft, die damit unlöslich verbunden ist.

LeerWir können dankbar dafür sein, daß die Ostdeutsche Galerie in Regensburg, die von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewonnen hat, sich des Werkes des gebürtigen Sachsen angenommen hat und anläßlich seines 80. Geburtstages eine Ausstellung seiner Werke veranstaltete, dazu einen vorzüglichen Katalog mit Texten, zahlreichen guten Abbildungen und einem umfassenden Werkverzeichnis herausgebracht hat: Paul Sinkwitz. Bilder / Zeichnungen Druckgraphik (zum 80. Geburtstag) Ostdeutsche Galerie Regensburg 1979. Hingewiesen sei auch auf den schönen Band: Paul Sinkwitz, Zehn Holzschnitte. Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel 1950 (jetzt im Johannes Stauda Verlag)

LeerDas Werk von Paul Sinkwitz ist Aussage und Zeugnis eines Künstlers, dessen Frömmigkeit und Glaubensstärke spürbar sein ganzes Schaffen durchdringt - eines Künstlers, der nicht nach den wechselnden Tagesmoden fragt, den man zu den „Stillen im Lande” zählen darf, der aber eine wärmende Kraft auszustrahlen vermochte und vermag.

© Wolfgang Krönig
Quatember 1982, S. 52-53

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-08-29
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