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Was war und was ist das Apostolische?
von Heino Gaese

LeerVom 9. bis zum 13. April 1986, Mittwochabend bis Sonntagmittag, fand im Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar das 15. Kirchberger Gespräch statt. Es war wie das vorige dem Thema „Apostolischer Glaube heute” gewidmet. Dieses Thema, und das andere: „Taufe, Eucharistie und Amt”, bilden ja den Schwerpunkt der Arbeit des Ökumenischen Rats der Kirchen und seiner Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. Zum 14. Gespräch waren fast alle kirchlichen Traditionen versammelt gewesen und ihre Formen hatten im Wechsel die täglichen Gottesdienste bestimmt. Aus der Einschränkung der Teilnehmerzahl ergab sich diesmal, daß die reformatorischen Kirchen fast unter sich waren; freilich beteiligte sich eine ganze Anzahl akademischer Theologen.

LeerDer erste Tag sollte den Ursprüngen und Anfängen des Glaubens und seiner Überlieferung gewidmet sein, der zweite dem Heute angesichts einer verpflichtenden Vergangenheit, der dritte den Formen des Bekenntnisses und Bekennens in Gottesdienst und Alltag. Am ersten Tag referierten Professor Karl Kertelge, katholischer Neutestamentler in Münster, und Professor Hans-Dietrich Altendorf-Zürich, der sich besonders mit der Geschichte der alten Kirche befaßt. Die Anforderungen des Heute zu bedenken, hatte der Heidelberger Professor für systematische Theologie Albrecht Peters übernommen. Wie im Gottesdienst und durch den Gottesdienst Bekenntnis geschieht, legte Professor Norbert Müller dar, der an der Universität Halle an der Saale Systematische Theologie lehrt. Über das gesamte Leben als Bekenntnis sprach Pfarrer Klaus Hoffmann aus Frankfurt am Main.

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LeerDen zweiten Tag beherrschte der Begriff des Apostolischen, der so schwer zu bestimmen ist. Wer und was heißt mit Recht so (allein im Blick auf die neutestamentliche Überlieferung gefragt) und in welchem Sinne kann darin eine Norm beschlossen sein? Wie alt ist überhaupt die Frage nach dem ursprünglichen Apostolischen, wie für jede der großen Überlieferungen sinnvoll abzuwandeln oder zu spezifizieren? Viel schwieriger noch, als das Apostolische zu bestimmen, ist es anzugeben, was ein Recht hat, als Heutiges berücksichtigt zu werden. Professor Peters stellte dem Bewußtsein, das sich in der neueren europäischen, besonders der deutschen Theologie- und Geistesgeschichte herangebildet hat, die altkirchliche Glaubensregel gegenüber, welche wie die Bibel einen heilsgeschichtlichen Bogen vom Anfang zum Ende andeutet. Zur theologischen Aufgabe der denkerischen Vermittlung tritt angesichts der allgemeinen Verweltlichung die volksmissionarische.

LeerWaren die beiden ersten Tage der Problematisierung und Bestimmung des Christlichen gewidmet, so die zwei Vorträge des dritten und ihre Diskussion dem gegenwärtigen Zustande. Professor Norbert Müller bedachte den Gottesdienst in der Abfolge seiner Teile und als Vollzug. Das Begriffspaar Ausübung und Einübung legte nicht nur eine Debatte über die Katechese nahe; es liegt darin der Bezug auf das Leben vor der Kirchentür. Pfarrer Hoffmann beantwortete die Frage nach der das ganze Leben prägenden Kraft des christlichen Bekenntnisses mit dem Stichwort civil religion. Da die „Leute-Religion” mehr ein Zeugnis von der Schwäche der christlichen Religion darstellt als von der Stärke ihres Einflusses, wies er damit seinerseits auf die missionarische Aufgabe hin. Dem Gespräch war durch die guten Vorträge an Stoff mehr als genug verschafft. Die Veranstaltung stellt wohl einen beachtenswerten Beitrag zum Vorhaben der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung dar. Mehr durften die Veranstalter, der ökumenische und der theologische Arbeitskreis der Evangelischen Michaelsbruderschaft, kaum erwarten. Ein Ausflug ins barocke Haigerloch und ein Abend mit barocker Musik unterbrachen die recht strenge Arbeit aufs angenehmste.

Quatember 1986, S. 114-115

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-09-21
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