Am 10. März verstarb in Schlüchtern Kirchenrat D. Dr. phil. Walter Blankenburg im 83. Lebensjahr. Er gehörte zu den führenden Persönlichkeiten der kirchenmusikalischen Erneuerungsbewegung, die nach dem ersten Weltkrieg zu einer neuen Begegnung von Musik und Kirche führte. Geprägt von Jugend- und Singbewegung, Berneuchen und Michaelsbruderschaft, Theologie und Musikwissenschaft, übernahm er nach schulischen und pfarramtlichen Anfängen in Hessen die Schriftleitung von „Musik und Kirche”. Als Direktor der Kirchenmusikschule in Schlüchtern und als Leiter der Direktorenkonferenz der evangelischen kirchenmusikalischen Ausbildungsstätten Deutschlands gewann er maßgeblichen Einfluß auf das Berufsbild des evangelischen Kirchenmusikers.
Daneben entfaltete er eine umfangreiche publizistische Tätigkeit, der wir wissenschaftliche Beiträge über Luther, Walter, Schütz und Bach verdanken. Seine Veröffentlichungen im „Handbuch zum evangelischen Kirchengesangbuch”, in „Leiturgia”, „Religion in Geschichte und Gegenwart”, „Musik in Geschichte und Gegenwart” und Grov's „Dictionary of Music und Musicians” sind von grundlegender Bedeutung. Sein ganzheitliches Denken ließ aber eine Trennung von Wissenschaft und Praxis nicht zu. Als Landeskirchenmusikdirektor der kurhessisch-waldeckischen Landeskirche und Landesobmann des Verbandes evangelischer Kirchenchöre von Kurhessen-Waldeck, als Mitglied des Gesangbuchausschusses und der Arbeitsgemeinschaft für ökumenisches Liedgut wirkte er an der Weichenstellung für die Zukunft mit.
Seine Fröhlichkeit, Lauterkeit und Güte gewannen ihm viele Herzen. Als Mensch, Seelsorger und Freund ist er unvergessen. Wieder einmal ist eine Lücke entstanden, die keiner so ausfüllen kann. Möchte sich an ihm erfüllen, was an alten Orgeln seiner thüringischen Heimat zu lesen ist: „Musica sacra praeludium vitae aeternae.”
Quatember 1986, S. 124-125
[Kurzbiographie]
|