 Ich bin betroffen, daß Sie im letzten Quatember (Heft 2/1987) den Artikel von Wolfgang Teichert über die Fastenretraite in Kloster Kirchberg im Januar 1987 aus dem Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt Nr. 11 abgedruckt haben. Dieses journalistische Geplauder liest sich zwar nicht schlecht, doch schon vom Niveau des „Sonntagsblattes” erwartet man eigentlich mehr geistliche Tiefe - aber noch mehr vom „Quatember”. Und als „Betroffene” - nicht nur der von Wolfgang Teichert beschriebenen Fastenretraite im Januar 1987, sondern auch als Mitgestalterin der von Michaelsbruderschaft und Berneuchener Dienst durchgeführten jeweils 14tägigen Fastenwochen in Bethel - dort bereits über 12 Jahre! - und in Hamburg-Fleestedt - erwarte ich in unserer Zeitschrift von einem immerhin vierspaltigen Artikel über das Fasten mehr.
Das Geplauder von Herrn Teichert erweckt fälschlicherweise den Eindruck, daß es sich beim Fasten mehr um äußerliche Dinge und nicht in erster Linie um eine geistliche Übung handelt. Nicht ohne Grund bezeichnen wir all unsere Fastenwochen als „Beten und Fasten”. Eine Gewichtsabnahme durch das Fasten, die offensichtlich Herrn Teichert so wesentlich ist, spielt eine ganz untergeordnete Rolle. Das Wort „Beten” steht absichtlich vor dem Wort „Fasten”. Letzteres ist nur eine gute Vorbereitung für das Beten. Der - zeitlich begrenzte! - Verzicht auf eine Nahrungszufuhr dient der Erneuerung und Gesunderhaltung des ganzen Menschen. Leib und Seele werden von diesem Vorgang erfaßt. Fasten ist Buße und bewirkt eine Umkehr, es „öffnet die Tür zum Verkehr mit Gott” (Pater Regamey). Und in der Gottesferne, in der wir Menschen heute so oft leben, bedürfen wir zum Gesundsein ganz wesentlich einer Neuordnung unseres Verhältnisses zu Gott. Eine solche geistliche Erneuerung ist das Hauptanliegen unseres „Betens und Fastens” ...
Quatember 1987, S. 185-186
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