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Der im vorigen Heft abgedruckte Vortrag von Ulrich Wickert hat ein vielfältiges Echo gefunden. Über die zwei hier abgedruckten kritischen Äußerungen hinaus habe ich nur positive Stimmen gehört, von evangelischen und katholischen Christen. Ein römisch-katholischer Bischof, dem ich das letzte Heft übergab, hat es auf einer Bahnfahrt durchgelesen. Er schreibt: „Mit Interesse las ich das Gedicht von Jendel. Besonderes Interesse fand der Vortrag von Ulrich Wickert. Was mich daran überrascht: Die zugegebene Bedeutung von Maria und die Heraushebung der päpstlichen Aufgabe. Diesbezüglich hat die Ökumene noch viele Probleme und somit Aufgaben vor sich. Gut, daß sich in solchen Andeutungen Wege des möglichen Verständnisses und der möglichen Gemeinsamkeit auftun!” Zu der in einem der Briefe aufgeworfenen Frage, ob die von Wickert vorgetragenen Gedanken der Meinung der Redaktion entsprechen, möchte ich zunächst grundsätzlich antworten: Die Schriftleitung arbeitet im Auftrag der Evangelischen Michaelsbruderschaft und des Berneuchener Dienstes. Diese haben - auch in ihren Leitungsgremien - keine gleichförmige Theologie, erst recht unterscheiden sich die Glieder unserer Gemeinschaften in Stellungnahmen zu aktuellen Fragen, auch wenn die „allgemeine Marschrichtung” die gleiche ist. Für viele, vielleicht die meisten protestantischen Organe, steht der Abdruck des Vortrages von Ulrich Wickert überhaupt nicht zur Diskussion. Aber ist nicht gerade eine Zeitschrift wie „Quatember” notwendig, um dort, wo Ökumene in einem Status quo festgeschrieben zu werden droht, einen „grenzübertretenden Verkehr” zu fördern? Sollen Maria und der Papst als tabu behandelt werden? Auf meine eigene Meinung angesprochen, kann ich sagen: Zur Marien-Frage habe ich mich im Weihnachtsheft 1983 ausführlich geäußert, zum Papst (wenn auch kurz) in Heft 1/1981: „Luther rettete den Papst - rettet der Papst Luther?”. - Wickerts Aufsatz schien mir so bedeutsam, daß ich sogar die Länge in Kauf nahm und die für manchen Leser vielleicht nicht immer einfache Diktion. Eine Frage, die auch für mich offen bleibt, ist die nach der „heilen Zeit” (von „heiler Welt” hat Wickert übrigens nicht gesprochen). ... Jürgen Boeckh Quatember 1984, S. 122 Wenn vom Weltfrieden gesprochen wird, so kann das nur eine Utopie sein, denn eine heile Welt ist nach biblischer Sicht jetzt kaum vorstellbar (wohl aber auf einer neuen Erde). Auch wenn davon ausgegangen wird, daß sich der Mensch durch Umkehr wandeln sollte, kann ich das im Blick auf die Gesamtheit der Welt nur als Wunschvorstellung werten... Von den Weltreligionen umfaßt das Christentum nur annähernd 35 v. H. Hier wiederum beträgt der Anteil der Protestanten nur rund 25 v. H. Es will mir unrealistisch erscheinen, wenn man bei dieser Größenordnung eine „neue Wirklichkeit des Menschseins” erwartet, geschweige denn verwirklicht sehen kann... Mehr noch aber haben mich die Gedanken beunruhigt, die von einer mariologischen Lösung der Weltprobleme sprechen. Die letzten Zeilen auf Seite 11 lassen sich nach meinem Dafürhalten biblisch nicht rechtfertigen... Ich verschweige nicht, daß Maria durchaus eine Verehrung gebührt, niemals aber eine Anrufung, geschweige denn Mittlerrolle... Wickert hat durchaus recht, wenn er schreibt, daß seine Ausführungen im protestantischen Raum schwer zu verstehen, noch schwerer zu ertragen sind. Und dies trifft nun ganz besonders seine Erwartung eines Universalepiskopates. Ich kann bei aller Hoffnung auf eine größere Versöhnlichkeit in der Christenheit diesen Weg nicht nachvollziehen. Ich möchte meinen, der Verfasser läßt sich dabei eine schlüssige Beweisführung für die Lösung mit dem römischen Papsttum als einziger Instanz für dieses Ziel vermissen, zumindest bleibt es in meinen Augen eine Hypothese, ganz zu schweigen, daß dies kaum geschichtlich möglich wäre. Ich verkenne nicht, daß das Episkopat unter Johannes XXIII sehr hoffnungsvolle Ansätze gezeigt hat, die aber bei seinen Nachfolgern zweifellos gewisse Rückschläge erfahren haben... Felix Burger Quatember 1984, S. 123-124 Günther Haupt Quatember 1984, S. 124 Clara Thust Quatember 1984, S. 124 Irmgard Reusch Quatember 1984, S. 124 Nach biblischer Einsicht und kirchengeschichtlicher Erfahrung ist m. E. folgendes wahrscheinlicher: Großkirchen und große Kirchengruppen werden zerschlagen; weltweite und vielfältige Sammlung zu Hauskreisen und Zellen gemeinsamen Lebens in allen Kirchen ist Gottes Vorbereitung darauf. Dann ist für uns alle wichtig, daß wir die Bitte um das Eins-Sein seiner Jünger erfüllen, weil die Liebe Jesu zu uns uns eint. Diese Sicht und die Aussage im Vortrag schließen einander nicht aus. Eise Göttges Quatember 1984, S. 190 |
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